Herztod: Thriller (German Edition)
Jurist.«
»Okay, verstanden. Ich mache mich auf den Weg.«
»Nichts anderes wollte ich von dir hören.«
Annette Pape, die etwas betrübt schien, dass sie diesmal keinen Besuch vom BKA erhielt, sondern mit Jan Pochna vorliebnehmen musste, zögerte keine Sekunde. »Natürlich kenne ich diesen Mann – alle kennen ihn hier. Das ist Dr. Oliver Schade, einer der bekanntesten Chirurgen im Klinikum.«
»Aha.« Jan notierte sich den Namen.
»Und warum wollen Sie das wissen?«
»Reine Routine.«
»Aber Carola ist doch am Donnerstag …«
Jan hob den Kopf. »Sie ist tot, Frau Pape. Sie ist ermordet worden, und in dem Zusammenhang stellen wir eine Menge Fragen.«
8
Der Mann war Mitte vierzig und hatte ein Allerweltsgesicht – sympathisch, aber unauffällig –, das von ungesunder Blässe überzogen war, braune Augen, schöne schmale Hände, die er immer wieder anstarrte, bevor er die Sitzposition wechselte. Hannah beobachtete ihn bereits eine ganze Weile durch die verspiegelte Scheibe, als Detlef Schaubert eintrat und sich neben sie stellte.
»Dr. Oliver Schade, angesehener Chirurg, genauer gesagt, Herzspezialist an der Uniklinik«, erläuterte er. »Schwerpunkt Kinder und Jugendliche.«
»Wie hat er reagiert?«
»Die Kollegen haben ihn gebeten, mit aufs Präsidium zu kommen, um in einer laufenden Ermittlung einige Fragen zu beantworten, und das hat er geschluckt – irritiert und unsicher, aber doch kooperativ, kein großartiges Zaudern jedenfalls.« Schaubert blickte angestrengt durch die Scheibe. »Was denken Sie? Weiß er, falls er nicht der Täter ist, was los ist und um wen es geht?«
»Gute Frage. So richtig wohl fühlt er sich jedenfalls nicht, aber dem sollten wir im Augenblick keine allzu große Bedeutung beimessen.«
Schaubert nickte. »Möchten Sie die Vernehmung leiten?«
»Gerne.«
Der Arzt blickte auf, als sie eintraten, und suchte sofort Hannahs Blick. Sie gab ihm die Hand und stellte sich und Schaubert vor, ohne ihre Sonderfunktion hervorzuheben.
»Warum genau bin ich hier?«, fragte er, kaum dass die Kommissare Platz genommen hatten. Sein Ton war sachlich, sein Blick blieb abwartend. »Um was für eine Ermittlung geht es eigentlich?«
»Dr. Schade, sagt Ihnen der Name Caroline Meisner etwas?«, überging Hannah seine Fragen.
»Ja. Sie arbeitet als Bibliothekarin in der ärztlichen Zentralbibliothek.« Er zögerte, als wollte er noch etwas hinzufügen, entschied sich dann aber anders.
»Wussten Sie, dass die Polizei nach ihr suchte?«, fuhr Hannah fort.
»Ich habe in der Bibliothek erfahren, dass sie eine Zeitlang verschwunden war, aber nun wieder aufgetaucht ist. Eine Mitarbeiterin hat mir davon erzählt, als ich am Freitag dort war.«
Annette Pape, dachte Hannah.
Er runzelte die Stirn und sah sie direkt an. »Aber worum genau geht es eigentlich? Warum ermitteln Sie, obwohl die Frau wieder aufgetaucht ist?«
Wenn er es nicht war, ist er sehr überzeugend in seiner Rolle, dachte Hannah und betrachtete ihn eine Weile schweigend.»Caroline Meisner ist heute Morgen tot aufgefunden worden«, sagte sie schließlich.
Schade wurde aschfahl. Einen Moment lang dachte Hannah, dass er umfallen würde. Er hielt sich an der Tischkante fest und atmete schwer. Sofern überhaupt möglich, wurde er noch bleicher. »Um Gottes willen! Was … was ist passiert?«
»Sie wurde ermordet.«
Der Arzt schlug die Hände vors Gesicht. Für einen Moment waren nur seine entsetzten Augen zu sehen.
»Ein Dolch steckte in ihrem Herzen«, fügte Hannah leise hinzu. Sie ging nur in die Details, weil der Arzt als Tatverdächtiger in Frage kam und sie seine unmittelbare Reaktion einschätzen musste.
Dr. Schade ließ die Hände sinken. »Das ist … furchtbar. Grotesk«, flüsterte er.
»Grotesk?«
Er drehte das Gesicht zur Wand.
»Seit wann kennen Sie Caroline?«
Er reagierte nicht.
»Dr. Schade?«
Langsam wandte er ihr das Gesicht wieder zu. Der Mann stand eindeutig unter Schock. »Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wasser vielleicht?«
»Ja, bitte.« Er räusperte sich. Schaubert erhob sich sofort und besorgte ein Getränk.
Schade trank zwei Schlucke, worauf zumindest etwas Farbe in sein Gesicht zurückkehrte, aber seine Hände zitterten heftig. »Seit ungefähr einem Jahr. Wir waren ein Paar, das heißt, wir hatten eine heimliche Affäre – aber das wissen Sie wahrscheinlich längst, woher auch immer, sonst wäre ich kaum hier, nicht wahr?«
Hannah nickte. »Ich muss Sie nach Ihrem Alibi fragen. Wie
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