Herzüberkopf (German Edition)
du ein Schlimmer bist“, grinste Lea unwiderstehlich.
„Da haben wir´s und dabei habe ich das Gespräch, das sie meinte, noch vor mir“, spielte Louis nun den Betroffenen. Er wollte weiterreden, doch Lea wurde derart aktiv, sodass er für die folgenden Atemzüge völlig vergaß, wo er war.
Irgendwann im Verlauf des Abends vernahmen sie Geräusche und Stimmen vom Wohnzimmer her und Lea meinte nur, dass ihr Stiefvater indessen gekommen sei. Louis wusste nicht recht, ob er nun hinausgehen sollte, um ihn zu begrüßen oder stattdessen lieber später, vielleicht wenn er ging, ihm einen guten Abend wünschen sollte. Lea fand es nicht nötig, dass er jetzt das Zimmer verlassen sollte und hielt ihn zurück. Louis merkte natürlich in dieser Situation die Sorglosigkeit einer so jungen Frau, wägte ab und nahm es hin, wie sie dachte, denn im Grunde haben die Jüngeren durchaus recht damit, die Etiketten der Gesellschaft, die manchmal wie Eisenmanschetten sein können, nicht grundsätzlich so ernst zu nehmen. Es war gegen 11.00 Uhr, als Louis zum Aufbruch bereit war. Lea fand es blöd, dass er überhaupt gehen musste, wollte es nur halb verstehen und zog sich an, um ihn hinauszubegleiten. Als sie an der offenen Sitzecke zum Wohnzimmer vorbeikamen, entdeckte Louis den Mann Leas Mutter und ging hin, um ihn zu begrüßen und sich gleichzeitig zu verabschieden. Freundlich reichten sie sich die Hand und Lea verdutzte alle mit dem Satz, dass sie ebenfalls eine gute Nacht wünschte, da sie wieder mitfahren würde, worauf ihre Mutter tatsächlich einen kleinen Schrecken in ihrem Blick widerspiegelte. Louis war selbst überrascht und hätte es beinahe geglaubt. Leas Humor war unberechenbar, wie er feststellte. Es fiel Louis in der Tat schwer, sich in dieser Nacht von Lea zu lösen und über eine Stunde lang den Berg hinauf, nach Hause zu fahren. Lea ging es genauso … noch lange saßen sie im Auto und redeten und als Louis davonfuhr, trug Lea, ihm nachwinkend, seinen Pullover. Die Nacht war wunderschön, als Louis die vielen Serpentinen vom Glottertal hinauf zum Turner, ein Bergpass, über den die Straße führte, wie benebelt fuhr. Er dachte daran, dass Lea den roten amerikanischen Sportwagen, den Louis fuhr, zunächst peinlich fand. Wo sonst alle den Wagen als ‚tolles Ding‘ einstuften, fand es Lea eher peinlich und angeberisch. Lea war eben ganz anders und hätte sie sich tatsächlich überhaupt nicht mit dem Wagen anfreunden können, Louis hätte in dieser Zeit tatsächlich ein anderes Fahrzeug zugelegt. Lange Jahre hatte Louis einen praktischen Familienwagen gefahren. Als er den Sportwagen kaufte, war Morris als 11 Jähriger dabei gewesen. Dessen Begeisterung und das Angebot des Händlers hatten Louis überzeugt. Der Fahrspaß war groß und in dieser Nacht ganz besonders. Louis war so in Lea verliebt, dass er schwören hätte können, die Sterne am Himmel, die er ständig vor sich hatte, würden vor ihm her tanzen. Mitternacht war vorüber, als Louis seine Wohnung in St. Blasien betrat. Morris hatte noch Licht in seinem Zimmer und Louis klopfte bei ihm an. Morris war guter Dinge; er hatte eine neue Konsole für seinen PC und konnte sich kaum vom Gerät trennen. Sie redeten noch geraume Zeit miteinander und Louis erzählte seinem Sohn, wo er gewesen war und auch davon, dass Lea am Samstag mit ihm herfahren würde. Morris war gespannt auf Lea und versprach da zu sein.
Am Freitag hingen schon am Morgen schwere Regenwolken über dem Hochschwarzwald, die bis mittags nicht von der Stelle rückten. Als sie sich entluden saß Louis während seiner Mittagspause am Küchentisch, trank einen Milchkaffee und beobachtete das stete Wettrennen der Regentropfen, die am Fenster munter ihren Wettlauf vollzogen. Im Garten bogen sich die Büsche und Bäume unter den Böen und es wurde düster wie bei der Abenddämmerung. Dann endlich zuckte der erste Blitz am Himmel und das Krachen des Donnerschlages sorgte dafür, dass Nachbars Katze völlig irritiert mit eingezogenem Schwanz und gesträubtem Fell sich von der Mauer unterm schützenden Dach stürzte, auf der sie bisher träge geblinzelt hatte und sich unterm Dickicht der Rhododendrensträucher in Sicherheit brachte. Louis dachte gerade daran, wie es jetzt am See hergehen mochte. Er kannte die rasch heranziehenden Sommergewitter am See gut und wusste über deren Gefahr. Oft genug war er schon am See von Unwettern überrascht worden, bei denen es eilends darum ging, vom Wasser weg,
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