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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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letzten Ausgabe der »International Criminal Review« erschienen ist. In englischer Übersetzung in einer Auflage von 420.000 Exemplaren, die weltweit gelesen werden.«
    Es war weitsichtig von Palinski, dass er sich bereits vorhin gesetzt hatte. Sonst hätte ihn diese Nachricht sicher umgeworfen. Er war platt, wie man so treffend zu sagen pflegte.
    »Kannst Du mir eine Fotokopie von dem Artikel verschaffen ?« , den musste er unbedingt Wilma zeigen und auch Margit. Und natürlich auch Wallner, Franca und Sandegger.
    »Bediene dich selbst«, ›Miki‹ wies auf den rund 10 Meter entfernten Stand der ›ICR‹, wo die renommierte Zeitschrift zur freien Entnahme aufgelegt war.
    Vorsichtig näherte sich Palinski dem Stand und nahm andächtig ein Exemplar des Blattes in die Hand. Ah, hier war sogar ein Hinweis auf den Artikel »Krimiliteranalogie – a new way in criminology ?« auf der Titelseite. Mit einem Foto von ihm. Wo hatten die Leute bloß dieses schlechte Bild her?
    »May I have a second one ?« , fragte er fast schüchtern die junge Dame, die den Stand betreute. »For my wife, you know ?«
    »Oh Mister Palinski, it’s a real honor, that you join us«, antwortete die Frau und es klang so, als ob sie sich wirklich freute. »Take as much copies as you like«, Sie reichte ihm einen Stoß von etwa zwanzig Exemplaren.
    »Thank you very much, madam«, Palinski wusste, was sich gehörte, »but this is too much«, und gab ihr ein paar zurück. Einige Kongressteilnehmer hatten das Gespräch, vor allem aber wohl den Namen mitbekommen. Plötzlich sah sich Palinski im Auge eines ihn umgebenden Hurrikans führender Kriminologen der Welt, die sich alle freuten, ihn persönlich kennen zu lernen.
    In diese Situation passte auch gut der Auftritt Dr. Josef Fuscheés, des Innenministers der Republik. Der bahnte sich sofort einen Weg zu Palinski, schüttelte ihm die Hand und begrüßte ihn herzlich. Und dann noch ein zweites Mal, weil das Fernsehen den ersten Handshake nicht richtig mitbekommen hatte. »Mister Palinski is one of our best experts and a good friend«, betonte er in einwandfreiem Schulenglisch.
    »And Dr. Fuscheé is one of our best Ministers«, revanchierte sich Palinski, »and a very good friend, too .«
    Alle lachten, auch der Minister. Was blieb ihm schon anderes über. Palinski hatte erreicht, was er mit seinem vorlauten Sager erreichen hatte wollen. Wilma hätte die Szene sicher lustig gefunden.

     
    * * *

     
    Um wirklich alles versucht zu haben, hatte Heribert Marinov am Vormittag mit dem Dorotheum und zwei Edelsteinhändlern telefoniert. Die hatten Ferenc’s Markt-einschätzung im Wesentlichen bestätigt, wenn auch auf deutlich höherem Niveau. Voraussetzung für den Kauf oder die Belehnung von Industriediamanten war allerdings der zweifelsfreie Nachweis des Eigentums an den Steinen.
    Den Marinov zwar erbringen hätte können. Allerdings lagen die entsprechenden Papiere in einem Safe in der Schweiz.
    »Dann tut es uns leid, der Herr .«
    Damit schied diese Option der Geldbeschaffung wegen Zeitmangels aus. Ihm blieben also wirklich nur mehr der Gang zu einer Bank und die Hoffnung, dass man die Steine wenigstens über das Wochenende als Sicherheit für einen Sofortkredit akzeptieren würde. Notfalls musste er den zuständigen Bankmenschen eben schmieren. Sonst, er wagte nicht, sich das »sonst« vorzustellen.
    Was er sich nach der Information über den Raub in Brünn vielleicht doch hätte vorstellen können, aber nicht hatte, war, dass seine Anrufe vom Bundeskriminalamt registriert worden waren. Da die Sache in Brünn nur die vorläufig letzte einer ganzen Serie gewesen war und man befürchtete, dass es sich dabei um Geldbeschaffung für den internationalen Terrorismus handelte, war nicht nur in Österreich der Lauschangriff gestartet worden. Bereits zehn Minuten nach dem ersten Anruf Marinovs von seinem Wertkartenhandy aus setzte sich die gut geölte Maschinerie des BKA in Bewegung, um das verdächtige Subjekt auszuforschen. Kein leichtes Unterfangen, gehörte doch alles, woran man den Mann hätte festmachen können, Ingrid Wondrak oder einer ihrer Firmen.
    Das einzige, was festgestellt werden konnte, war, dass er in Döbling gemeldet war. Dort würde man aber erst später nachforschen, denn diese Terroristen waren vieles, aber nicht blöd. Die saßen doch nicht zu Hause herum und warteten darauf, abgeholt zu werden. Im Augenblick gab es vordringlichere Aufgaben zu erledigen.

     
    * * *

     
    Wenn

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