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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ist ein Riesenfan von Jay-Z«, erklärt Oliver grinsend beim Anblick meiner verwirrten Miene. »Er hat sogar schon Urenkel. Die Kinder meiner Schwester.«
    »Und, was finden Sie denn an meinem Enkelsohn?«, fragt er und mustert mich.
    Ich spüre, wie ich rot werde. »Äh …«
    »Wir sind nicht zusammen«, wirft Oliver ein, dessen Wangen genau dieselbe Röte überzieht wie meine. »Wir … du weißt schon …« Er hält verlegen inne und wackelt mit Zeigefinger und Daumen zwischen uns hin und her.
    »Ah, verstehe«, sagt sein Großvater, schmaucht seine Pfeife und betrachtet uns beide interessiert. »Tja, wieso eigentlich nicht?«, fragt er dann mit einem dröhnenden Lachen. »Höchste Zeit, dass du dir endlich eine Freundin suchst. Du kannst nicht ewig Single bleiben, Junge.«
    Oliver sieht aus, als wünsche er sich nichts sehnlicher, als dass sich der Erdboden unter ihm auftue und ihn verschlinge. Ich lächle mitfühlend und bringe die leise Stimme in meinem Kopf zum Schweigen, die sich in diesem Moment mit einem erfreuten Er hat keine Freundin. Er ist Single! zu Wort meldet.
    »Charlotte und ich haben uns gerade erst kennen gelernt«, erklärt Oliver. »Na ja, eigentlich sind wir uns vor vielen Jahren schon mal begegnet, haben uns aber …« Er sucht nach dem richtigen Wort, und ich lausche gespannt. »… eben erst wiedergefunden.«
    »Verstehe.« Sein Großvater nickt und hebt seine dichten Brauen. »Wie schön.« Er lächelt. »Tee?«
    Er verschwindet im Hinterzimmer, um mit Olivers Unterstützung Tee zu kochen, während Welly und ich im Laden auf Erkundungstour gehen. Es ist wie in einem alten Kuriositätenkabinett. Überall stapeln sich die Absonderlichkeiten - eine silberne Pistole mit Gravur, ein ausgestopfter Pfau, ein Mahagonitisch mit geschwungenen Tatzen als Füße.
    »Wow, Sie haben ja wirklich tolle Sachen hier«, schwärme ich, als Oliver und sein Großvater mit einem Tablett wieder auftauchen, auf dem mehrere nicht zueinander passende Tassen und Untertassen und eine Teekanne in der Form eines Mannes mit Zylinder balancieren.
    »Meine Alice-im-Wunderland-Kanne«, erklärt er, als er meinen neugierigen Blick sieht. »Ein Original aus den Dreißigern, handbemalt, ohne auch nur einen Kratzer oder Schlag. Sie ist in einem erstklassigen Zustand und eine von nur 50 Stück, die damals hergestellt wurden.« Er strahlt und schwenkt sie begeistert, während heißer Dampf aus der beachtlichen Nase des verrückten Hutmachers steigt. »Ein echtes Sammlerstück.« Er reicht mir eine Teetasse. »Milch und Zucker?«
    »Nein, nein.«
    Zu spät - er hat bereits beides hineingegeben.
    »Wie war das, Liebes?«
    »Äh, nichts … danke.«
    Mit einem freundlichen Lächeln reicht er Oliver eine Tasse, ehe er einladend eine Keksdose schwenkt. »Einen Keks vielleicht?«
    Ich zögere einen Moment, während mein Blick zu Oliver hinüberschweift, der mich interessiert mustert. »Äh, ja. Danke.«
    Na ja, er ist ein so reizender alter Herr. Da kann ich doch nicht Nein sagen, oder? Außerdem widerlegt die Tatsache, dass ich Olivers Eis zur Hälfte verputzt hatte, als er aus der Toilette trat, die Diagnose der Ernährungsberaterin, ich litte an einer Unverträglichkeit von Weizen, raffiniertem Zucker und Milchprodukten.
    »Also, wie geht es dir, Opa?«
    »Ach, nun ja.« Er macht eine vage Handbewegung, während ein trauriger Ausdruck auf seine Züge tritt. »Ich überlebe es schon.«
    »Opa muss den Laden schließen«, erklärt Oliver und tätschelt seinem Großvater liebevoll den Arm. »Er arbeitet seit über sechzig Jahren hier, deshalb fällt es ihm ein bisschen schwer.«
    »Oh nein«, rufe ich. »Das ist ja entsetzlich.Wieso denn?«
    »Die Zeiten ändern sich, das Leben geht seinen Gang«, erklärt er achselzuckend und nippt an seiner Teetasse, wobei seine Hand leicht zittert.
    »Es hat nichts damit zu tun, dass sich die Zeiten ändern«, wirft Oliver aufgebracht ein. »Seine Miete ist geradezu explodiert, deshalb kann er sie sich nicht mehr leisten. Man versucht, ihn auf diese Weise hier rauszubekommen.«
    »Wer tut so etwas?«, frage ich entsetzt.
    »Wahrscheinlich noch eine dieser Kaffeeketten, die eine neue Filiale eröffnen und ihren überteuerten Kaffee an den Mann bringen wollen«, erklärt Oliver, ohne Anstalten zu machen, seinen Abscheu zu verbergen. »Oder einer dieser riesigen Designerläden. Die schießen hier doch wie die Pilze aus dem Boden, bevölkern das gesamte Viertel und versuchen, ein zweites beschissenes

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