Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
Rand der Tanzfläche und lasse den Blick über das Meer aus zuckenden Leibern schweifen. Ich mache eine Gruppe von Mädchen aus, die mitten auf der Tanzfläche herumhüpfen, ein Paar in zueinander passenden Lederhosen, das sich vor den Lautsprechern eng aneinandergeschmiegt im Takt wiegt, und dann sehe ich Lottie.
    Verblüfft starre ich sie an.
    Ich? Auf der Tanzfläche?
    Ich tanze doch nie.
    Na ja, nicht mehr. Fasziniert beobachte ich, wie ich in der Nähe des DJs herumhopse und ohne jede Scham die Hüften im Takt schwinge. Heutzutage muss ich schon voll wie eine Haubitze sein, um meine Hemmungen zu überwinden. Aber ich bewege mich völlig unbeschwert vor aller Augen und trinke noch nicht einmal Alkohol dazu, wie ich feststelle, als Lottie einen Schluck aus einer Wasserflasche nimmt.
    Apropos trinken … Ich schiebe mich durch die Menge zur Bar, wo es ein klein wenig ruhiger ist und wo ich sogar einen freien Hocker finde, den ich mit Beschlag belege.
    »Was darf’s sein?«
    Ich hebe den Kopf und sehe in ein Paar hellgrauer Augen, die erwartungsvoll auf mich gerichtet sind. Für den Bruchteil einer Sekunde vollführt mein Gehirn dieses Kunststück,  wenn man jemanden zu kennen glaubt und gerade lächeln und Hallo sagen will, ehe es registriert, dass man keine Ahnung hat, wer vor einem steht, und das Lächeln auf halbem Wege stecken bleibt, um zu verhindern, dass man wie ein absoluter Vollidiot dasteht.
    »Äh … ich nehme ein Wasser, bitte.«
    »Kommt sofort«, sagt der Barkeeper.
    Gerade als er sich abwenden will, siegt meine Neugier. »Entschuldigung.«
    Er hält inne.
    »Kennen wir uns?«
    Er mustert mich einen Moment lang, dann schüttelt er den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
    Ich spüre, wie ich rot werde. »Oh, dann war es wohl ein Missverständnis. Ich dachte, ich hätte dich schon mal irgendwo gesehen.«
    »Kann sein. Ich arbeite hinter der Bar im Wellington Arms.«
    »Ach ja, das muss es gewesen sein.« Ich muss wieder an den Vorfall mit dem Drink denken. »Das mit gestern Abend tut mir leid.«
    Er hebt die Brauen.
    »Ich habe ein Glas umgeworfen, und du musstest die Pfütze aufwischen.«
    »Ach ja.« Nun scheint er sich ebenfalls zu erinnern. »Du warst mit dem Typen von der Band da. Billy Romani.«
    »Erinnere mich bloß nicht daran.« Ich schneide eine Grimasse.
    »Kein Fan?«
    »Könnte man so sagen«, antworte ich mit einem wehmütigen Grinsen. »Was ist mit dir?«
    Er zieht hörbar die Luft ein. »Nicht unbedingt mein Musikgeschmack«, erklärt er diplomatisch, aber die Art, wie sich  seine Kiefermuskeln dabei anspannen, verrät mir, dass ein Themenwechsel keine üble Idee wäre.
    »Und … hier arbeitest du also auch?«, frage ich, wünschte jedoch augenblicklich, ich hätte es nicht getan, schließlich steht er leibhaftig hinter der Bar.
    Aber falls er die Frage dämlich findet, lässt er es sich zumindest nicht anmerken.
    »Na ja, jemand muss es ja tun«, kontert er stattdessen.
    »Du stehst also nicht auf den Laden hier?« Offenbar habe ich einen Leidensgenossen gefunden.
    »Als Traumjob würde ich es nicht gerade bezeichnen, aber ich brauche das Geld und die Erfahrung. Und das Trinkgeld ist auch nicht übel«, erklärt er mit einem Zwinkern.
    Plötzlich ertappe ich mich dabei, dass ich wie ein Schulmädchen erröte, und als er sich abwendet, um mein Wasser zu holen, mustere ich ihn möglichst diskret. Obwohl ich ihm im Wellington bereits über den Weg gelaufen bin, habe ich ihn nur am Rande wahrgenommen.Trotz seines zotteligen Pferdeschwanzes und des T-Shirts mit Batikmuster sieht er ziemlich gut aus, fällt mir auf, während ich mich bemühe, nicht auf seine gebräunten muskulösen Arme zu starren (und dabei auf seine gebräunten muskulösen Arme starre).
    Aus rein ästhetischen Erwägungen, versteht sich. Ich meine, ich stehe nicht auf ihn oder so was. Ich habe ja einen festen Freund. Einen schrecklich netten Freund. Und wir kaufen gerade ein Haus und werden bald zusammenziehen.
    Außerdem ist er ein Junge. Ein Baby, wenn man es genau nimmt.
    Als er sich vorbeugt und eine Flasche Wasser aus dem Kühlfach nimmt, rutscht sein T-Shirt hoch und gibt den Blick auf seine Rückenmuskeln frei. Eilig wende ich den Blick ab. Meine Güte, was für eine Bullenhitze hier herrscht. Ich spüre, wie eine Schweißperle zwischen den Cups meines  BHs entlangsickert, schnappe den nächsten Bierdeckel und fächle mir Luft zu.
    »Hier, bitte.« Lächelnd stellt er die Wasserflasche vor mir ab, wobei sich die

Weitere Kostenlose Bücher