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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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wenn ich wollte, würde mein Stolz das nicht zulassen.
    Ich wende mich wieder dem Türsteher zu und hole tief Luft. Dann bin ich für seinen Geschmack eben nicht cool genug, na und? Er glaubt, ich käme nicht in seinen blöden Club, nur weil ich kein dummes zwanzigjähriges Huhn mehr bin? Das werden wir ja sehen.
    Ich ziehe meine Geldbörse aus der Handtasche und zähle drei Zwanziger ab. Na schön, dann bin ich eben nicht mehr jung und hip genug, um vor dem kritischen Blick des Türstehers bestehen zu können, aber das ist einer der Vorteile, wenn man älter ist: Man muss es auch nicht mehr sein.
    Wie durch Zauberhand verschwindet das Absperrband.
    »Schönen Abend«, wünscht mir der Türsteher und tritt zurück, um mich eintreten zu lassen.
    »Den werde ich haben«, kontere ich mit einem triumphierenden Lächeln und rausche an ihm vorbei.
    Denn heute kann ich es mir leisten, mir mit einem kleinen Bestechungssümmchen den Weg freizukaufen.
     

Kapitel 23
    Würde man mich bitten, den Canal Club zu beschreiben, würde ich Ihnen dieses Rezept ans Herz legen:1. Drehen Sie die Zentralheizung so weit auf, dass Ihnen der Schweiß aus sämtlichen Poren dringt.2. Schalten Sie die Anlage ein, suchen Sie eine Hip-Hop-CD (am besten eine, auf der ein Stück wie das andere klingt), und drehen Sie voll auf, damit Sie Ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen und sich Ihre Trommelfelle anfühlen, als würden sie gleich platzen.3. Und dann noch ein bisschen mehr aufdrehen.4. Geben Sie ein Blech mit Öl in den Backofen, und schalten Sie ihn volle Pulle an, so dass die gesamte Bude verqualmt.5. Stopfen Sie Papier in die Toilette, damit die Spülung nicht mehr funktioniert.6. Quetschen Sie jetzt so viele Leute wie möglich in Ihre Diele.7. Machen Sie die Fenster zu, und sorgen Sie dafür, dass alle rauchen.8. Verlangen Sie einen Fünfer für ein Mineralwasser.9. Und drehen Sie das Licht ab, damit Sie die Hand nicht mehr vor Augen sehen können.
    »He, pass auf, wo du hintrittst«, brüllt mir eine Stimme ins Ohr.
    »Oh, tut mir leid.« Erschrocken nehme ich meinen Stiletto-Absatz vom Fuß eines anderen Gastes.
    Während sich meine Augen allmählich an das Stroboskoplicht gewöhnen, hangle ich mich durch den Club und suche nach Lottie. Ich kann sie nirgendwo entdecken.
    Was nicht weiter verwunderlich ist, denn ich kann rein gar nichts sehen. Oder über die hämmernden Bässe hinweg hören. Es ist, als sei diesen Sinnen schlagartig jede Grundlage entzogen worden.
    Ich widerstehe dem Drang, mir die Finger in die Ohren zu stecken, ziehe meine Jacke aus und drängle mich durch die tanzenden Massen. Die Luft ist geschwängert von intensivem Schweißgeruch, und ich spüre die Feuchtigkeit im Nacken, als ich mich in der brüllenden Hitze vorwärtskämpfe. Grundgütiger, hier drin herrscht ja eine Temperatur wie in der Vorhölle.
    Weil es die Vorhölle ist, meldet sich eine verzweifelte Stimme in meinem Kopf zu Wort, als ich mich mit dem Gesicht in der behaarten Achselhöhle irgendeines Kerls wiederfinde. Zumindest glaube ich, dass es ein Kerl ist.Wie gesagt - die Sicht ist etwas eingeschränkt.
    Das Bild meines kuscheligen Betts flammt vor meinem geistigen Auge auf. Mein warmes, behagliches Bett mit der Federkernmatratze, der antiallergenen Bettdecke und den prallen Kissen. Wie schön es wäre, sich in seine weichen Tiefen sinken zu lassen, eingehüllt vom Rauschen der Meereswellen und dem leisen Zischen des Luftbefeuchters. Der Geruch der Duftkerze, der durch den Raum weht, der Hauch von Lavendel und - - Schweißgeruch.
    Die Wolke, die mir entgegenschlägt, katapultiert mich in die Realität zurück. So, das reicht. Keine Sekunde länger.Wo zum Teufel ist nur Lottie?
    Ich arbeite mich weiter vor. Links von mir mache ich eine kleine Bar aus, während auf der rechten Seite knutschende Paare auf einer Reihe Sofas lümmeln. Keine Lottie. Mit zusammengekniffenen Augen spähe ich durch den Zigarettenrauch und die wabernden Trockeneiswolken in Richtung  der kleinen Tanzfläche vor mir. Das zuckende Licht erhellt die Gestalten der Tanzenden, fällt auf den von Zigarettenkippen und festgeklebten Kaugummis übersäten Fußboden. Ginge jetzt das Licht an, würde man bestimmt sofort die Flucht ergreifen und nach dem Desinfektionsmittel schreien.
    Trotzdem fand ich den Laden früher sensationell, sinniere ich, während die lange vergessenen Erinnerungen allmählich zurückkehren. Aber wie ist das nur möglich? Was ist daran sensationell?
    Ich trete an den

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