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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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hatte, fing er endlich an zu sprechen.
    »Wir berufen hiermit für morgen früh eine Krisensitzung des Rates ein. Sophie, Cal, ihr zwei geht auf eure Zimmer und bleibt dort, bis euch jemand abholt. Und Kristopher, schließen Sie Mr Cross bitte in eine der Zellen im Untergeschoss ein.«
    Archer und ich konnten den Blick nicht voneinander losreißen, selbst dann nicht, als Kristopher ihn wegzerrte. »Es ist okay«, sagte er lautlos, doch das war es nicht. Und das würde es auch niemals sein.
    Als er fort war, ging ich zu Dad hinüber. Er weigerte sich jedoch noch immer, mich anzusehen, und legte dieselbe unbeugsame Haltung an den Tag wie Cal in der Mühle. »Dad, ich weiß, mit einem Es tut mir leid ist es nicht mal ansatzweise getan.«
    Dad atmete tief durch die Nase ein und erwiderte: »Bis du deine Aussage gemacht hast, darf ich nicht mit dir sprechen. Bitte, zieh dich bis morgen früh auf dein Zimmer zurück.«
    Mir schossen Tränen in die Augen. »Dad …«
    »Geh!«, brüllte er, und ich schlug mir eine Hand vor den Mund, um nicht laut aufzukreischen.
    Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, ging er davon.
    »Na komm«, sagte Cal. »Im Augenblick kannst du nichts daran ändern.«
    »Hast du es ihnen erzählt?«, fragte ich. »Sind sie etwa deswegen zur Mühle gekommen?«
    Cals enormer Zorn schien sich auf dem Rückweg einfach aufgelöst zu haben. »Nein«, antwortete er. »Ich hab keine Ahnung, warum sie da aufgetaucht sind. Es sei denn, es hat was mit diesen Tests zu tun, die sie mit mir durchgeführt haben. Vielleicht sind sie meiner Magie gefolgt. Wer weiß?«
    Er wandte sich zum Gehen, und auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte, als hinter Dad herzulaufen, folgte ich Cal aus dem Foyer und die Hintertreppe hoch zu unseren Zimmern. Unsere Schritte wurden von dicken Teppichen gedämpft und das schwache Flackern der Kerzenleuchter ließ unsere Schatten an den Wänden tanzen. Ich spürte die Blicke dieser vielen Portraits, die den Treppenaufgang säumten, so als fällten sie ein Urteil über mich. All diese namenlosen Prodigien – von den Augen und Brannicks und weiß Gott von wem noch alles durch die Jahrhunderte gehetzt.
    Ich habe einen guten Grund dafür, wollte ich zu den gemalten Gesichtern sagen. Und Archer ist keiner von denen, wirklich nicht. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, die Portraits glaubten mir nicht.
    »Was meinst du, was werden sie mit uns machen?«, fragte ich Cal. Mir war vor Angst ganz kalt im Bauch.
    »Es wird bestimmt nicht so schlimm werden, wie du denkst«, erwiderte er, doch so richtig überzeugt klang er nicht gerade. »Du bist schließlich James’ Tochter, und du bist ziemlich wichtig für sie. Wegen so einer Geschichte werden sie dich schon nicht gleich den Wölfen zum Fraß vorwerfen.«
    Ich fragte mich, ob in meinem Fall eine Bestrafung durch Wölfe eventuell wörtlich zu nehmen war. Aber eigentlich wollte ich das gar nicht wissen.
    »Vielleicht verurteilen sie dich dazu, ein Jahr länger in Hecate zu bleiben oder so, aber ich schätze, das wäre dann auch schon das Schlimmste, was dir passieren kann«, fuhr Cal fort. »Was mich angeht …«
    »Du hast doch nur mir geholfen«, unterbrach ich ihn, als wir in unseren Flur einbogen. »Sag ihnen das, okay? Sag ihnen einfach, dass du dich … meinetwegen unserem Verlobungseid moralisch verpflichtet gefühlt hast oder so was. Ich wette, du kommst mit einem blauen Auge davon.«
    Vor seiner Tür blieben wir stehen, und er musterte mich eingehend. Und wie gewöhnlich hatte ich keinen Schimmer, was in ihm vorging. »Vielleicht«, war alles, was er dazu sagte. Dann, nach einer langen Pause: »Ich weiß, du glaubst, dass sie ihn töten werden, aber möglicherweise wollen sie das gar nicht. Archer Cross ist für das Auge genauso wertvoll wie du für den Rat. Er würde eine gute Geisel abgeben, und das wissen sie auch.«
    Ich zwang mein Gesicht, sich zu beherrschen. Sollte ich heute Abend noch mehr Tränen vergießen, würde wahrscheinlich nur noch eine vertrocknete Hülle von mir übrig bleiben. »Und was jetzt? Wir gehen einfach in unsere Zimmer und schlafen und versuchen, so zu tun, als würde alles wieder gut werden?« Plötzlich kam mir noch ein ganz anderer Gedanke. »Oder sollen wir etwa so tun, als wäre Nick jetzt nicht gerade irgendwo da draußen, völlig durchgeknallt und supermächtig? Denn das kann ich auf gar keinen Fall.«
    »Doch, das kannst du«. Als er einen Arm anhob, bekam ich vor Schreck zunächst ganz

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