Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
Nachwirkung des Umstandes, dass sie im Sterben ihre Magie mit Ihnen geteilt hat. Aber auch hier gilt, dass uns kein Präzedenzfall für irgendetwas in dieser Art vorliegt. Beziehen wir das nun in unsere Überlegungen mit ein, zusammen mit den beiden Kräften, die Sie bereits an den Tag gelegt haben, und natürlich auch mit Ihrem Erbe, so fürchte ich, lässt uns das keine Wahl.«
Mein Verstand fühlte sich wie ein triefender Schwamm an. Es stürmten einfach zu viele Informationen auf mich ein, als dass ich sie auch nur ansatzweise in einen sinnvollen Zusammenhang bringen konnte. Ich musste Elodie also irgendwie an mich gebunden haben, und trotz all der Übungen, die ich in diesem Sommer gemacht hatte, um eben nicht monstermäßig-mächtig zu sein, behauptete nun der Rat, ich wäre genau das. Und was hatte sie eigentlich mit Erbe gemeint?
Dann senkte Mrs Casnoff den Blick, und Lara kritzelte wieder etwas auf ihr Pergament. Sie war auch diejenige, die das Urteil verkündete. »Sophia Mercer, gemäß der Entscheidung dieses Rates werden Sie verurteilt, sich der Entmächtigung zu unterziehen.«
Dann begannen sämtliche Ratsmitglieder irgendetwas zu murmeln, ein Wort oder eine Wendung in einer Sprache, die mir vollkommen fremd war. Doch was es auch sein mochte, jedenfalls lag eine ungeheure Macht darin, und die war so stark, dass mir die Haare von den Schultern wehten, während ich wie auf der Bank festgeklebt einfach nur stumm dasaß. Archer legte seine Hand auf meine, warm und schwer, und ich erinnerte mich an das allererste Mal, als wir uns berührt hatten, am Abend der Versammlung in Hecate. Von hinten hörte ich Dad etwas sagen, mit einer Stimme, die so scharf wie eine Klinge klang. Es mochte sich vielleicht dumm anhören, aber mir war jetzt tatsächlich nach Lachen zumute. So wie es aussah, würde ich am Ende doch noch bekommen, wofür ich nach Thorne Abbey gegangen war.
Dad stand jetzt direkt neben mir, seine Finger krallten sich in meine Schulter. »Sophie war auf meinen Befehl hin mit Archer auf Graymalkin Island«, erklärte er. Ich griff sofort nach seiner Hand.
»Dad, nein!«
Doch er sah mich nicht einmal an. Er hielt den Blick fest auf Mrs Casnoff gerichtet. »Ich hatte den Verdacht, dass Sie diejenige waren, die Nick und Daisy beschworen hat, und ich habe Sophie und Archer nach Graymalkin Island geschickt, um Nachforschungen anzustellen. Wenn sich jemand der Entmächtigung unterziehen muss, dann sollte ich es sein.« Mit einem Kopfnicken wandte er sich an Lara. »Es war immer Ihr größter Wunsch, Oberhaupt des Rates zu sein. Ich überlasse Ihnen das Amt aus freien Stücken.« Er verwendete denselben Ausdruck, den sie benutzt hatte, als es um die Urteilsverkündung von Archer und mir gegangen war. Und wieder rollte eine Welle der Macht durch den Raum.
Dieses Mal war die Woge sogar noch gewaltiger, und ich beobachtete, wie die Kerzen flackerten und beinahe erloschen. Lara holte tief Luft und rollte ihre Schultern, als sei etwas Schweres darauf gelandet. Dad schien ein wenig in sich zusammenzusacken, als er fortfuhr: »Lassen Sie nur Sophie unversehrt zu ihrer Mutter zurückkehren.«
»Oh, James«, sagte Lara beinahe traurig. »Ihr Opfer ist nobel, wenn auch vollkommen sinnlos und allzu vorhersehbar.«
Kristopher, Roderick und Elizabeth starrten Dad allesamt mit dem gleichen Ausdruck an, einer sonderbaren Mischung aus Mitleid und Verachtung. Diese unerklärliche Ahnung, die mir seit über einem Monat in den Knochen gesteckt hatte, brach auf einmal hervor und schien mich zu erdrücken. Sie war stark und dunkel und raubte mir den Atem. Das hier war es also. Dieses Unheil, das ich hatte kommen sehen, brach genau jetzt über uns herein.
»Sie waren eine große Enttäuschung für uns.« Ihr Blick sprang zu mir. »Sie beide.«
Es herrschte absolute Stille, doch Lara brauchte auch gar keine Ermutigung, um fortzufahren. Offensichtlich hatte sie nur auf diesen Moment gewartet. »Als mein Vater und Virginia Thorne damals Alice verwandelt hatten, haben sie geglaubt, sie hätten die perfekte Waffe geschaffen – ein Wesen mit mehr Macht, als sie sich hätten erträumen können, das aber dennoch vollkommen unter ihrer Kontrolle stand. Stattdessen bekamen sie am Ende nur ein geisteskrankes, hysterisches Mädchen, das eingeschläfert werden musste wie ein Hund. Natürlich setzte Vater immer noch sehr große Hoffnungen in Lucy, aber sie weigerte sich strikt, für den Rat zu arbeiten. Also hat der Rat einfach so
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