Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex

Titel: Hex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
einer Detonation von solcher Kraft, von solcher Hitze kann schwerlich irgend etwas übriggeblieben sein.«
    Zacharias lehnte sich erschöpft zurück. »Nicht unser Luftschiff, natürlich nicht. Aber wer weiß, was mit dieser Scheibe ist.«
    »Du sagst doch selbst, das Schiff kann eine solche Explosion nicht verursacht haben«, warf Max nachdenklich ein. »Also muß sie von die Scheibe ausgegangen sein. Das heißt aber doch, daß auch sie zerstört wurde.«
    »Vielleicht nicht völlig.«
    Sina legte die Stirn in Falten. »Vielleicht gibt es Wrackteile. Wurde noch kein Suchtrupp dorthin geschickt?«
    »Natürlich nicht. Die ganze Sache ist streng geheim. Ich habe alles in Bewegung gesetzt, damit wir die ersten sind, die sich die Sache ansehen. Sie werden sie sich ansehen.«
    Vor Sinas Augen erstand die Erinnerung an eine Photographie, die sie einmal oben im Archiv, beim verrückten Karel, gesehen hatte. »Es gab schon mal einen ähnlichen Vorfall.«
    »Angara«, bestätigte Zacharias.
    Max sah verwundert von einem zum anderen. »Was ist das?«
    Sina drehte sich zu ihm um. »Die Angara ist ein Fluß, der durch Sibirien fließt. Im Jahre 1908, vor achtzehn Jahren, wurde dort in einer Nacht...«
    »Am 30. Juni«, ergänzte Zacharias.
    Sie dankte ihm mit einem Nicken. »In der Nacht zum 30. Juni 1908 wurde dort ein blauer Feuerball am Himmel entdeckt. Sekunden später kam es weit im Norden, in einem dichtbewaldeten Tal an der oberen Angara, zu einer gigantischen Explosion. In einem Radius von zweiunddreißig Kilometern fällte die Detonation alle Bäume. Der Druck erschütterte Häuser in einer Entfernung von 650 Kilometern! Eine pilzförmige Staubwolke stieg auf und sorgte noch viele Tage später für seltsame Lichtreflexionen und Farberscheinungen am Himmel über Europa und dem Westen Asiens. Als vor ein paar Jahren eine wissenschaftliche Expedition dort hinauffuhr, stellte sie fest, daß der Wald noch immer völlig verwüstet war. Nichts wächst dort, nicht einmal Sträucher.«
    »Und man hat auch dort so eine Scheibe gesehen?« fragte Max zweifelnd.
    »Nein«, erwiderte Zacharias. »Die Wissenschaft hat sich darauf geeinigt, daß ein Meteorit dort eingeschlagen ist, irgendein Felsbrocken aus dem All.«
    »Aber bewiesen hat man das nicht«, fügte Sina hinzu. »Der Landstrich um die obere Angara ist vollkommen unbewohnt. Es gab keine Zeugen.«
    »Wahrscheinlich wäre es ihnen ohnehin wie den Bäumen ergangen«, sagte Max trocken.
    »Wahrscheinlich.« Zacharias sprang vom Stuhl und trat ans Fenster. Von hier aus sah er auf das gegenüberliegende Ufer des Halensees. »Auch in Grönland gibt es keine direkten Zeugen. Wenn, dann höchstens ein paar umherziehende Indianerstämme, von denen wir nie erfahren werden.«
    »Inuit«, verbesserte Max. »Sie heißen Inuit, nicht Indianer.«
    Der Alte lächelte schief. »Es freut mich, daß du bereits das nötige Vorwissen für diesen Auftrag mitbringst.«
    Max sagte nichts mehr. Das Ganze mißfiel ihm zutiefst. Er hatte in drei Wochen heiraten wollen. Wie es aussah, würden sie den Termin nun verschieben müssen. Larissa würde begeistert sein.
    »Wann brechen wir auf?« fragte Sina.
    »Morgen.«
    »Morgen?« rief Max erstaunt. »Wir müssen uns vorbereiten. Uns über die Gegend informieren. Und das alles bis morgen?«
    Zacharias nickte gelassen. »Ein Luftschiff startet morgen nach Nuuk. Das ist die Hauptstadt Grönlands. Es transportiert Ausrüstungsgegenstände und Verpflegung für mehrere deutsche Forschergruppen, die sich dort oben herumtreiben. Ihr müßt mit an Bord gehen. Die Schiffe fliegen nur alle fünf oder sechs Wochen. Und auf dem Seeweg wärt ihr viel zu lange unterwegs. Ihr habt keine andere Wahl. Es muß dieses Schiff sein.«
    »Wunderbar«, schimpfte Max.
    »Werden uns die Dänen nicht zuvorkommen?« fragte Sina. »Grönland gehört ihnen. Sie haben dort einen eigenen Verwaltungsapparat.«
    »Sie haben niemanden dort, der sich mit diesen Dingen auskennt«, widersprach Zacharias. »Zudem wurde diese Frage bereits mit der dänischen Regierung abbesprochen. Es war unser Schiff, und sie überlassen uns die Nachforschungen. Die Dänen kümmern sich nicht ums Inland. Sie interessiert nur der Fischfang an der Küste. Dreißig Kilometer ins Eis hinein ist Niemandsland, Einöde, das Ende der Welt. Niemand wird Ihre Untersuchungen behindern, dessen bin ich sicher.«
    »Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern«, versicherte Max.
    Erstaunlicherweise war es Sina, die

Weitere Kostenlose Bücher