Hexenblut
auf.«
»Und ich auf dich. Und auf dich«, fügte Amanda an Pablo gewandt hinzu.
Hastig setzten sie den Deckel wieder auf den Sarkophag und eilten zurück in den vorderen Teil des Doms.
»Wir haben sie, aber wir wissen noch nicht, was wir damit anstellen sollen«, sagte Nicole zu Jer.
Jer nickte nur, warf einen flüchtigen Blick auf die matt schimmernden Scheiben und wandte sich sofort wieder einem der Fenster zu.
»Was ist los?«, fragte Amanda mit gedämpfter Stimme.
»Wir stecken in Schwierigkeiten«, antwortete Jer.
Nicole schaute an ihm vorbei und schnappte nach Luft. Dort draußen, unmittelbar vor dem Dom, wartete eine Armee aus albtraumhaften Geschöpfen nur darauf, sie zu vernichten - Dämonen, Geister, Ungeheuer. Für viele der Schreckensgestalten, die den Dom umringten, hatte Nicole nicht einmal einen Namen.
»Warum öffnen wir nicht einfach ein Portal zurück zu Haus Moore?«, fragte Amanda.
»Der Dom selbst ist mit starken Bannen geschützt. Um ein Portal zu öffnen, müssen wir den geweihten Boden verlassen«, erklärte Armand.
»Owen«, stöhnte Nicole leise.
»Wir tun, was wir können«, versprach Philippe. Er wandte sich an Jer. »Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
Rasch trafen sie ihre Vorbereitungen. Sie erschufen sich Rüstungen, Waffen und mehrere Schlachtrösser. Ihr Plan sah vor, den Belagerungsring zu durchbrechen und bei der erstbesten Gelegenheit ein Portal zu öffnen.
Zu Pferde verließen sie die Kirche und gingen unmittelbar vor dem Eingang in Stellung.
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille. Dann schien die Erde selbst zu stöhnen, als die Feinde auf sie zuritten, flogen und marschierten, angeführt von Merlin auf einem Drachen.
Jer spürte die Angst, die wie elektrischer Strom durch die Linie seiner Gefährten floss. Niemand rührte sich oder wagte auch nur zu atmen, während sie diesen Ansturm beobachteten. Und dann krachte ein einzelner Schuss, und der riesige Drache stürzte tot zu Boden. Wo sein linkes Auge gewesen war, klaffte eine große Wunde.
»Entschuldigung, warten wir auf irgendetwas?«, hörte er Richard rufen.
»Attacke! Vorwärts!«, brüllte Jer Deveraux, und seine Stimme hallte von den Mauern wider. Licht blitzte auf, ein Dutzend Sternschnuppen schossen in den Himmel und zerbarsten in rote, grüne, weiße und silberne Funkenregen, als Gebete und Anrufungen an Gott und Göttin emporstiegen. Pferde und Dämonen und Geister jagten aufeinander zu. Waffen klirrten.
In einer anderen Zeit war ich ein Krieger, dachte Jer. Ich habe zahllose Angriffe angeführt. Ich war gefürchtet, ich war ein starker Kämpfer - ich war der junge Löwe des Hauses Deveraux. Und eine Hexe hat mich zu Fall gebracht. Eine Hexe hat mein Haus niedergemacht. Ich war ein König, und sie...
Sie ist nicht hier. Sie ist in Sicherheit.
Ich bin Jer, und sie ist Holly, und wir sind nur wir selbst.
»Leb wohl«, sagte er.
In Rüstung und Helm eines Ritters trieb Philippe sein Pferd energisch voran. Ein Deveraux-Geist schoss auf ihn zu, so schnell, dass Philippe nur einen verschwommenen Eindruck von Knochen, Schwarz und Scharlachrot sehen konnte. Ein unirdischer Schrei quälte seine Trommelfelle. Der dunkelgrüne Umhang des Geistes flatterte hinter ihm her, schwarze Augen stierten unter der Kapuze hervor. Mit hoch erhobener Sense in einer Knochenhand fuhr er durch die Luft auf ihn zu.
Philippes Streitross galoppierte furchtlos und mit dampfendem Atem dem Feind entgegen, und Philippe richtete seine magische Lanze auf die Erscheinung aus. Er wappnete sich für den Zusammenstoß, denn er wusste, dass der Geist ihm den Kopf abschlagen könnte, ehe Philippe ihn vernichtete.
Er drängte sein Pferd noch schneller voran. Die Lanze wog mindestens dreißig Kilo, und sein Bizeps und Unterarm protestierten. Er schob den leichten Schmerz beiseite und füllte seine Gedanken mit der Erwartung, dass er siegen werde. Nicoles Bild stand ihm strahlend vor Augen. Er hörte das Blut in seinen Schläfen rauschen, das die Schreie und Explosionen um ihn herum übertönte. Er sah nichts mehr außer Nicoles Gesicht.
Der Geist war schneller, als Philippe erwartet hatte. Ein Blitz traf die Sense, und plötzlicher Regen ergoss sich wie ein Wasserfall vom Himmel. Näher, noch näher... der eisige Hauch des Todes wehte ihn an.
Die Sense fuhr herab und schlitzte Philippes Pferd den Hals auf. Es wieherte schrill vor Schmerz, seine Vorderbeine knickten ein, es stürzte, und Philippe machte sich bereit, die
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