Hexenblut
Schmerz schlang sie die Arme um sich selbst und weinte. »Du musst mich vergessen, Jer. Ihr alle«, brachte sie mühsam heraus. »Für immer.«
Jer blinzelte verblüfft und starrte die Stelle an, wo Holly eben noch gestanden hatte. Sie war verschwunden. Hatte er Halluzinationen? War er tot?
»Was ist passiert?«, fragte er.
Armand trat neben ihn. »Sie ist eine Richterin. Sie darf uns nicht helfen.«
Drei riesige Gestalten erschienen plötzlich vor ihnen. Ihre Gewänder und Gesichter strahlten wie von innen erleuchtet.
»Sie darf es nicht, aber wir werden euch helfen«, sagte die größte der drei.
Der Mann klatschte in die Hände, Licht wirbelte um sie herum, und der Dom, die Schlacht, alles war verschwunden.
Sie befanden sich wieder im Haus ihres Erzfeindes in Scarborough.
Zwölf
Pfeffer
Die Uhr dreh zurück, die Zeit kehre um
Willst du wahrhaftig erfahren, warum
Man hat uns lange getäuscht und belogen
Die Fehde ist alt, doch der Grund nicht verloren
Die Wahrheit zu finden, ist unser Verlangen
Um Schönheit und Jugend zurückzuerlangen
Denn das Geheimnis brächte uns allen
Die Freiheit, oder Todesqualen
Scarborough
Sasha war erleichtert, als die anderen wieder auftauchten, doch bald trauerte sie mit ihnen um Philippe und Holly. Sie, Anne-Louise und Amanda bemühten sich um Eli. Er war sehr schwer verletzt, und sie war nicht sicher, ob er die Nacht überleben würde.
Nicole sprach während alledem kein Wort, außer, um Anwalt Derek einzulassen, als der am Tor erschien.
Derek betrat den Raum und blieb abrupt stehen, als er die bunt gemischte Versammlung vor sich sah. »Jeraud Deveraux? Wie... Was ist passiert?«, fragte er. Sein Blick huschte nervös zwischen Eve und Anne-Louise hin und her.
»Gut und Böse, Leben und Tod, Sie wissen schon - das Übliche«, antwortete Jer sarkastisch.
Derek ignorierte ihn und wandte sich stattdessen Eve zu. »Geht es dir gut?«, fragte er. Seine Stimme und Miene wurden dabei weich und verrieten Sasha, dass Derek in Eve verliebt war. Natürlich kannten sie einander - beide dienten dem Obersten Zirkel.
Sehnsüchtig dachte sie an die Zeit zurück, da Michael sie so angesehen hatte. Aber irgendetwas sagte ihr, dass Derek ein viel besserer Mann war, Hexer hin oder her, als Michael je hätte sein können.
Anne-Louise fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Die Wesen, vielleicht Engel, die ihnen zur Flucht verholfen hatten, waren nicht mit ihnen zum Haus Moore gekommen. Falls doch, konnte sie sie jedenfalls nicht mehr sehen. Armand und Pablo saßen zusammen ein wenig abseits, trauerten um Philippe und beteten für seine Seele.
Sie bemühte sich bis spät in die Nacht, Elis Zustand zu stabilisieren, und als der Morgen graute, setzte die Heilung ein. Sie ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, und stellte fest, dass mehrere andere ebenfalls wach waren - darunter auch Eve. Die Hexerin kam ihr irgendwie so bekannt vor, aber sie kam nicht darauf, woher.
Eves Blick war verschlossen, beunruhigt. »Du hast irgendetwas an dir«, sagte sie.
Anne-Louise nickte. »Du spürst das also auch?«
Eine kurze Pause entstand.
Dann fragte Derek: »Ihr beiden wisst es immer noch nicht?«
Anne-Louise wandte sich zu ihm um. Es überraschte sie, dass er noch hier war.
»Was denn?«, fragte Eve.
»Ihr seid Zwillingsschwestern«, sagte Nicole von ihrem Barhocker aus.
»Zwillinge?«, echoten Eve und Anne-Louise wie aus einem Munde.
»Ja, das habe ich von den Blinden Richtern erfahren. Anscheinend wärt ihr beide zusammen zu mächtig, und um das Gleichgewicht nicht zu gefährden, hat man euch deshalb gleich nach der Geburt getrennt.«
»Was?«, stieß Anne-Louise hervor. »Unsere Eltern...«
»Sie waren Deveraux«, unterbrach Eve sie.
Anne-Louise war übel. Deveraux. »Du irrst dich«, sagte sie. Doch als Derek reglos sitzen blieb, fügte sie hinzu: »Woher weißt du das alles?«
Derek zuckte mit den Schultern, als sei die Antwort ganz offensichtlich. »Als Michael Deveraux starb, konnten wir alle Mitglieder der Familie Deveraux aufspüren.«
»Familien-Findezauber«, brummte Amanda.
Jer straffte die Schultern. »Dann komme ich wohl im Testament meines guten alten Dads nicht vor, denn sonst hätte ich ja schon von euch Anwälten gehört.«
Derek lächelte. »Er hat alles Eli vermacht.«
Jer nickte.
»Du bist meine Schwester?«, platzte Anne-Louise plötzlich heraus.
Eve nickte langsam. »Sieht so aus.« Sie tat den ersten Schritt, und gleich darauf lagen sich die
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