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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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missbillige er das. Wolken wälzten sich heran und verbargen die Sonne, für Hexer das Symbol der Manneskraft. Jer hatte drei Monate lang die Runen befragt und Findezauber gewirkt... und noch immer keine Spur von Eli. Vielleicht war es besser, die Toten von den Toten begraben zu lassen. Michael und Eli hatten sich ganz dem Gehörnten Gott verschrieben, und ohne sie war die Welt besser dran.
    Und was ist mit mir? Welcher höheren Macht schulde ich jetzt treue Gefolgschaft? In seinen Adern floss Hexerblut - er war keine männliche Hexe, der Göttin verpflichtet. So wie Alex Carruthers.
    Seine Mutter jedoch war in den Tempel der Göttin eingetreten. Und Holly glaubte, dass es auch in ihm das Gute gab. Er selbst hatte seinen männlichen Verwandten den Rücken gekehrt...
    Und sieh, wohin dich das gebracht hat.
    Es begann zu regnen, Regentropfen schossen ihm wie Kugeln um den Kopf, und er tauchte wieder ab. Die Delfine begleiteten ihn, geschmeidig und unbekümmert. Er wünschte, er könnte sich für immer im Meer verlieren. Wenn er ertränke, wüsste er, dass Holly ihn wirklich geliebt hatte.
    Das ist für mich vorbei. Für uns. Ich bin ... frei.
    Ein Delfin stupste ihn mit der Nase an, als wollte er ihn daran erinnern, dass er ein Landlebewesen war und bald heimkehren sollte. Früher einmal hätte ihm der Kontakt mit einem so magischen Geschöpf große Freude bereitet, aber alle Begeisterung, alles Glück war aus ihm herausgebrannt worden.
    Er schwamm zurück zur Küste, überwand die Brecher und schleppte sich nackt an den felsigen Strand. Die scharfen Muschelschalen ritzten die Narben an seinen Fußsohlen auf, doch im Gegensatz zu seinem restlichen Körper waren die meisten Nervenenden dort abgestorben.
    Jemand beobachtete ihn. Er spürte es, ehe er irgendwen sah. Er murmelte ein paar lateinische Worte, und vor seinem geistigen Auge erschien ein Punkt an den Klippen hoch über ihm, so nah wie in einem Fernrohr. Eve, die Hexerin, die Sir William Moore damit beauftragt hatte, Michael Deveraux zu ermorden. Eli hatte sie ihres Ziels beraubt, und sie trieb nun ebenso haltlos durch die Welt wie Jer. Sie war eine der wenigen, die nicht zusammenzuckte, wenn sie ihn ansah.
    Sie erinnerte ihn an Kari, damals am Anfang. Getrieben, ehrgeizig, lustvoll. Er war nicht sicher, ob sie wusste, was Liebe war.
    Aber das wusste er ja selbst nicht.
    Offensichtlich wusste sie, dass er sie entdeckt hatte, denn sie stieg nun einen schmalen Pfad hinunter. Er ging zu seinem kleinen weißen Handtuch und trocknete sich ab, wobei er es vermied, seine verkrüppelten Hände anzusehen. Seine Finger waren dick geschwollene Klumpen von Narbengewebe. Es war erstaunlich - vielleicht ein Wunder oder nur eine Ironie des Schicksals dass das Schwarze Feuer seinen Unterleib nicht berührt hatte. Eine Verschwendung, aus seiner Sicht.
    Als Eve ihn erreichte, war er vollständig angezogen. Sie trug einen schwarzen Fischerpullover und eine schwarze Jeans. Sie hatte sich das kurze Haar länger wachsen lassen, und die riesigen Augen in dem zarten Gesicht verliehen ihr ein feenhaftes Aussehen. Doch Eve war keineswegs ein Elfchen. Sie war eine ausgebildete Mörderin und hätte ihn, Jer, beinahe erledigt in ihrem Eifer, ihrem Herrn Sir William Moore zu gefallen.
    Obwohl sie das Gegenteil behauptete, vermutete Jer, dass sie immer noch Sir William diente. Moore hatte sich während der Schlacht in einen abscheulichen Dämon verwandelt und war verschwunden, und Jer hatte ihn seither nicht mehr gesehen. Jetzt kreuzten sich Eves und Jers Wege zum dritten Mal, und zuvor hatte er sich stets auf einen Angriff gefasst gemacht. Es war nichts geschehen.
    Vielleicht sind aller guten Dinge drei.
    »Guten Morgen«, sagte sie mit ihrem britischen Oberschicht-Akzent.
    »Was willst du?« Jers Stimme klang tonlos und kalt.
    »Beim Gehörnten, bist du heute gereizt.« Sie lächelte ihn schwach an. »Hast du deinen Bruder gesehen?«
    »Wenn ich ihn gesehen hätte, würde ich es dir nicht sagen. Ich wette, Sir William macht euch Feuer unterm Hintern. Er will Rache für das Massaker.«
    Sie begann den Kopf zu schütteln, seufzte dann aber nur schwer und verschränkte die Arme. Als sie ihr Gewicht auf einen Fuß verlagerte, spürte er Begehren in sich aufflackern, das er entschlossen und mit magischer Hilfe löschte.
    »Ich komme zwar vom Obersten Zirkel, aber nicht von Sir William. Niemand hat ihn mehr gesehen. Und da James Moore, sein Sohn und Erbe, tot ist, sitzt das Haus Moore nicht

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