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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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irgendeinem Grund auch nicht mehr finden konnte. Das war kaum möglich, sie war seine Fürstin, und das Band der magischen Hochzeit war unzerstörbar. Irgendetwas Dunkles schien sie vor ihm zu verbergen. Etwas Dunkles huschte durch seinen Geist, und eine unsichtbare Hand löschte die beiden Kerzen.
    Eli erwachte mit einem Schrei. Er war schweißgebadet und konnte nicht aufhören zu zittern. Der Glöckner von Notre-Dame lief im Hotelfernseher, aber auf Französisch. Er wusste nicht, wer den Fernseher eingeschaltet hatte, konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein, aber jetzt war es zwei Uhr nachmittags, und er hatte mindestens eine halbe Stunde lang geschlafen. Er fühlte sich völlig ausgelaugt, wie er es noch nie erlebt hatte. Er hatte sich schon früher an den Rand der Erschöpfung getrieben, aber das war nichts im Vergleich hierzu. Es fühlte sich an, als sei alles Leben aus ihm entwichen und dann plötzlich wieder eingehaucht worden. Das machte ihm entsetzliche Angst.
    Er stand auf, ging im Zimmer umher, streckte sich und versuchte ein paar kleine Zauber. Alles schien zu funktionieren, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas verloren hatte.
    »Anscheinend nur meinen Verstand«, sagte er zu sich selbst.
    Er war davon ausgegangen, dass sein uralter Findezauber inzwischen Ergebnisse erbracht haben sollte. Immerhin war er ein sehr mächtiger Hexer. Vielleicht wollte Nicole nicht von ihm gefunden werden. Dieser Gedanke traf ihn bis ins Mark, was beinahe so ärgerlich war wie das Versagen seines Zaubers.
    »Ich verlange Antwort«, knurrte er die kühle Luft an.
    Magie knisterte. Auf dem Fernseher zoomte die Kamera auf einmal ganz nah an die Kathedrale von Notre-Dame heran, dann schaltete das Gerät sich urplötzlich aus.
    Eli starrte den Fernseher noch einen Moment lang überrascht an. Er wusste es besser, als nach einer rationalen Erklärung zu suchen. Magie lag in der Luft, er konnte sie spüren. Anscheinend führte ihn der nächste Schritt seiner Suche in eines der berühmtesten Wahrzeichen von Paris. Welche Ironie, wenn man bedachte, dass er den halben Vormittag auf dessen Dach verbracht hatte.
    »Warum muss es ausgerechnet eine Kirche sein?«, seufzte er.
    Eli praktizierte schon lange genug schwarze Magie, um zu wissen, dass man manchmal einfach nicht bekam, was man wollte, ganz gleich, was man tat oder wen man opferte. Während er ganz hinten in der alten Kathedrale stand und all die Leute beobachtete, die Kerzen angezündet hatten und inbrünstig davor beteten, kam ihm der Gedanke, dass alle Religionen einiges gemeinsam hatten. Alle boten ihren Gläubigen ungeklärte Fragen, unauffindbare Dinge und bittere Enttäuschungen, damit die Freuden nicht überhandnahmen. Außerdem erzogen sie ihnen die Liebe zum Ritual an. Die Leute, die da betend vor ihren Kerzen knieten, erinnerten ihn an so manche Nacht, die er auf fast dieselbe Art verbracht hatte.
    Er wusste immer noch nicht genau, was er eigentlich in einer Kathedrale machte oder was er hier finden sollte. Doch die Botschaft war sehr deutlich gewesen. Er ging ein bisschen herum und ließ die alten Mauern und die schiere Größe des Gebäudes auf sich wirken. Da er nichts Besseres anzufangen wusste, nahm er sich schließlich eine Kerze, zündete sie an und suchte sich einen Platz ein wenig abseits von den anderen Betenden. Als er vor der Kerze niederkniete, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
    Ein paar Minuten später ließ sich neben ihm ein alter Mann auf die Knie nieder. Seine Lippen bewegten sich in stummem Gebet, und Eli kämpfte gegen den Drang, seine eigenen Gebete - an den Gehörnten Gott - laut fortzuführen. Das wäre amüsant, aber letztlich nutzlos, denn es würde ihm bei der Suche nach Nicole nicht helfen.
    Ein silbriges Blitzen in der Hand des alten Mannes erregte Elis Aufmerksamkeit. Er wandte leicht den Kopf und erwartete, einen Rosenkranz zu sehen - und starrte stattdessen auf ein Pentagramm. Der Mann schaute auf und begegnete Elis Blick.
    »Das ist ein Symbol der Hexerei«, bemerkte Eli milde, wobei er absichtlich von Hexerei und nicht von Wicca sprach.
    »Ursprünglich nicht. Es war lange Zeit ein christliches Zeichen. Es symbolisiert die fünf Wunden Christi und die fünf Sinne des Menschen.«
    »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Das wissen die wenigsten. Aber da, wo ich herkomme, junger Mann, gibt es Christen, die nicht so unwissend sind, was ihre eigene Tradition angeht. Sie wissen, wer sie sind und wonach

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