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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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den vielen schützenden Bannen, mit denen sie, Nicole und Tommy den ganzen Raum gefüllt hatten.
    Seit sie vor einem Monat hier eingezogen waren, hatten sie endlose Diskussionen darüber geführt, ob sie in diesem Haus bleiben sollten oder nicht. Amanda hatte gehen wollen, und Tommy war derselben Meinung gewesen. Aber Nicole glaubte, dass Owen hier am sichersten sein würde. Dank Derek, dem Anwalt, hatte Nicole feststellen können, dass Banne, die das Anwesen gegen Eindringlinge schützen sollten, bei ihr und Owen nicht griffen - und auch nicht bei jenen, die Nicole eingeladen hatte, über die Schwelle zu treten.
    Aber auch das konnte eine Falle sein.
    Nicole hatte dafür plädiert, dass sie hierblieben, zumindest so lange, bis alle nach der Schlacht im Londoner Hauptquartier des Obersten Zirkels wieder ganz zu Kräften gekommen waren. Sie wussten nicht, was die Zukunft für sie bereithielt, und sie konnten Owen nicht beschützen, wenn sie ständig auf der Flucht waren. Sie mussten schließlich irgendwo leben. Sie hatten das Anwesen mit ganzen Schichten von weißmagischen Bannen und Schutzzaubern umgeben. Und dennoch ...
    Und dennoch.
    Amanda fragte sich, ob Nicole vor allem deshalb hierbleiben wollte, damit Philippe sie wiederfinden konnte. Er hatte sie kurz nach Owens Geburt verlassen und versprochen, sich täglich zu melden, bis er Holly und die anderen gefunden hatte. Damals waren sie noch ständig auf der Flucht, ständig unterwegs gewesen. Es würde leichter sein, ihren Aufenthaltsort durch einen Zauber zu bestimmen, wenn sie kein bewegliches Ziel waren.
    Es sah Philippe gar nicht ähnlich, Nicole allein zu lassen. Sie waren durch die magische Hochzeit verbunden, und ihre Treue galt zuallererst einander. Pablos übersinnlicher Notruf hatte ihn offensichtlich sehr erschreckt. Womöglich bedeutete Pablos Notfall, dass auch Nicole und Owen in Gefahr waren.
    Amanda betete in jeder wachen Stunde zur Göttin um Schutz und Führung für Philippe. Doch es vergingen Tage und Wochen ohne jede Nachricht von ihm, und ihre Sorge wuchs.
    Sein Schweigen ließ nur zwei Schlüsse zu. Entweder hinderte irgendjemand ihn daran, mit ihnen in Kontakt zu treten, oder er war tot. Dass sie so etwas auch nur denken konnte, machte sie schaudern.
    Das Haus Moore war von mächtiger Magie durchdrungen, dessen war Amanda sich sicher. Und wenn sie die benutzen konnte, um herauszufinden, was Philippe zugestoßen war, dann würde sie es tun. Das war ihrer Ansicht nach eines der wenigen Argumente, die dafür sprachen hierzubleiben.
    Der Strahl ihrer Taschenlampe glitt über die Ahnengalerie der Familie Moore. Viele der Porträts waren jahrhundertealt. Beim Anblick so vieler böser Hexer, männlicher wie weiblicher, die auf sie herabstarrten, kribbelte Furcht in ihrem Magen. Ein Lichtzauber würde sie etwas kosten - Magie hatte immer ihren Preis -, und einige Flügel des viele hundert Jahre alten Gebäudes hatten noch nicht einmal Strom. Wenn sie hierblieben, würden sie das ändern müssen.
    Am Ende des Flurs blieb sie stehen und betrachtete die Wendeltreppe vor ihr. In ihrem Traum war eine Treppe vorgekommen. Daran zumindest erinnerte sie sich.
    Sie biss die Zähne zusammen und stieg die Treppe zum Erdgeschoss hinunter, wo schwere Brokatvorhänge das Morgengrauen aussperrten. Trotzig zog sie sie auf und schaute in den Garten hinaus. Formschnittbäume, Bussarden und Löwen nachempfunden, hoben sich vor einer weiten, winterlich braunen Rasenfläche ab, umgeben von wahren Irrgärten aus Ligusterhecken. Pan - ein Aspekt des Gehörnten Gottes - war als Marmorstatue mit der Flöte an den Lippen dargestellt. Aus den Rohren der Panflöte plätscherte Wasser in einen spiegelnden Teich, auf dem trotz der Kälte Seerosen trieben.
    Wo war Sir William jetzt? Hatte der Dämon, zu dem er geworden war, noch immer seine Persönlichkeit? Würde er zurückkehren?
    Amanda durchquerte im Halbdunkel den großen Raum, wobei sie bewusst die Ritterrüstungen umging, die wie Wachen herumstanden. Waffen bedeckten die Wände wie seltsame Mosaiken. Die Geschichte der Moores war auch die Geschichte Englands, in der das Recht des Stärkeren gegolten hatte - Hunderte Schlachten hatten sie geschlagen und gewonnen, um Land, Ehre und Macht.
    Und das tun sie immer noch, dachte sie, als sie endlich ihr Ziel erreichte - die Küche. Sie drückte auf den Lichtschalter und erhellte eine luxuriöse Mischung aus Alt und Neu: Marmorboden und steinerne Bögen mit prächtigen

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