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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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aufgehört hatte. Die Handschrift war in Altfranzösisch abgefasst. Daniel besaß eine besondere Begabung für Sprachen. Französisch hatte er schon mit sechs Jahren lesen und schreiben können. Obwohl dies eine sehr alte Form war, hatte er festgestellt, dass es ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitete, sie zu lesen und zu verstehen.
    So hatte er erst an diesem Vormittag erfahren, dass er eine Hexe war.
    Wenn er sich selbst gegenüber ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass ihn das nicht komplett überraschte. An seiner Familie war schon immer irgendetwas anders gewesen. Sie alle besaßen offenbar die Fähigkeit, Dinge zu spüren, ehe sie geschahen, und er selbst hatte mehr als einmal etwas geträumt, das genau so eingetreten war. Seit dem Tod seines Vaters vor zwei Jahren war seine Mutter - schon immer der stärkere, beinahe erdrückende Elternteil - nur schlimmer geworden. Sie hatte begonnen, ständig vor sich hinzumurmeln, und verbrachte endlose Stunden allein auf dem Dachboden. Er hatte sie einmal dort oben überrascht, und sie hatte hastig etwas in eine alte Truhe gestopft und ihn angeschrien, er solle verschwinden.
    Dieses »Etwas« war das Buch, das er jetzt las. Das ganze Ding klang wie ein krankes Märchen. Nur, dass es statt einer bösen Hexe gleich eine ganze Familie davon gab. Ihr Name war Deveraux, und dem Buch zufolge waren sie Hexer, keine Hexen, doch er war noch nicht dahintergekommen, wo genau der Unterschied lag.
    Ein kratzendes Geräusch vor seiner Zimmertür ließ ihn zusammenfahren. Er drehte sich auf dem Stuhl halb um, sah aber nur seine geschlossene Tür. Was auch immer das Geräusch verursacht hatte, hatte offenbar aufgehört. Immer noch lauschend wandte er sich wieder dem Buch zu, und gleich darauf hörte er auf dem Flur hastige Schritte davonlaufen.
    »Sehr witzig, Marie!«, schrie er.
    Dann ertönte wieder dieses Kratzen, und er erhob sich und stieß die Tür auf. Der Flur war leer. Die Härchen in seinem Nacken sträubten sich, und ihm brach der kalte Schweiß aus. »Das verdammte Buch macht mich noch verrückt«, brummte er und schloss die Tür wieder.
    Plötzlich erbebte das Zimmer so heftig, dass er zu Boden geschleudert wurde, und ein irres Lachen zerriss die Luft. Überwältigender Schmerz packte die Knochen seines Brustkorbs. Er rollte sich auf den Rücken und presste die Hände an die Seiten. Als er aufblickte, hing ein kleines weißes Gesicht über ihm.
    »Marie?«
    »Marie issst's nicht, Marie issst's nicht. Bin nur ich, bin nur ich«, antwortete etwas in einem seltsamen Singsang.
    Daniels Blick wurde klarer, und er sah ein kleines, schuppiges, grünes Geschöpf, etwa dreißig Zentimeter groß, mit spitzen Ohren und einer langen, spitzen Nase auf dürren Beinchen auf seinen Stuhl hopsen. Mit knochigen Fingern schlug es das Buch zu. Das koboldartige Wesen trug keine Kleidung, und der längliche Kopf war kahl.
    Dann sauste es vom Stuhl unter sein Bett.
    Daniel rappelte sich stöhnend vor Schmerzen in eine sitzende Position hoch. Verzweifelt blickte er sich nach etwas um, was er als Waffe benutzen könnte, fand aber nichts.
    »Wer bist du?«, fragte er, während er sich weiter suchend umsah.
    »Kakoph. Mein Name, mein Name, oh Daniel aus dem Hausss Cahors!«
    »Mein Nachname lautet Cathers. Was bist du?«, rief Daniel zu laut, obwohl er sich bemühte, Ruhe zu bewahren. Er kroch zum Bett und lupfte eine Ecke der überhängenden Tagesdecke. Er war auf einen Angriff gefasst, als er unter das Bett schaute.
    »Wasss für eine Hexe bissst du denn, dass du nicht weissst, wasss ein Wichtel issst?« Das Ding - Kakoph - fauchte und bleckte die Zähne.
    »Ich bin keine Hexe. Meine Mutter...«
    Kakoph kreischte und sprang ab. Daniel versuchte ihm auszuweichen, doch Kakoph landete auf seiner Brust, packte ihn am Hemdkragen und beugte sich vor, so dass sein Gesicht nur zwei Fingerbreit von Daniels entfernt war. Er stank nach fauligem Gras.
    »Sssie spielt, sssie probiert. Sssie sssucht zu wisssen, wie sssie deinen Vater von den Toten zurückholen kann. Aber diesss Wisssen steht ihr nicht zu. Sssie issst keine echte Cahors. Sssie ist nicht vom wahren Blut. Du bissst's, doch dir werd ich'sss auch nicht sssagen! Deinesssgleichen sssag ich nichtsss!«, endete Kakoph kreischend.
    Der Wichtel rammte die Faust in Daniels gequälte Rippen, und Daniel schrie vor Schmerz. »Mein Herr wird dich töten und deine Kinder und deine Kindessskinder.«
    »Ich habe keine Kinder!«, brüllte Daniel und versuchte,

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