Hexenblut
Kopf und stammelte: »W-was? Wo bin ich?«
Offenbar beruhigt, dass sich keine Drachen im Raum befanden, setzte er sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Du bist in deinem Zimmer. Es ist drei Uhr früh.«
»Wirklich?«, fragte sie, und ihr Blick glitt zu der Uhr auf ihrem Nachttisch.
Tatsächlich, drei Uhr früh. Sie sah zu, wie die digitale Anzeige auf 03:01 umsprang. Warum konnte sie sich an nichts erinnern, seit sie Frühstück gemacht hatte?, fragte sie sich panisch.
»Ich freue mich schon auf den Truthahn morgen«, bemerkte ihr Vater und unterdrückte ein Gähnen.
Sie sah ihn blinzelnd an. Es war drei Uhr früh, und das bedeutete, dass sie geträumt hatte, sie stehe in der Küche, mache Frühstück und denke dabei an den Phoenix.
»Ich auch«, brachte sie trotz der Angst heraus, die sie plötzlich überkam. Der Traum hatte sich absolut real angefühlt. Verlor sie den Verstand? Was bedeutete es, wenn sie zwischen Wachen und Schlafen keinen Unterschied mehr erkennen konnte? Sie erschauerte.
»Soll ich dir noch eine Decke holen?«, fragte ihr Vater, der das Zittern bemerkt und falsch interpretiert hatte.
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein, danke. Ist schon gut. Wir sehen uns morgen früh«, sagte sie. Sie wollte nur noch allein sein, um dieser Sache auf den Grund zu gehen.
Ihr Dad schien jedoch andere Vorstellungen zu haben. »Weißt du, seit wir hier eingezogen sind, ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen.«
Sie horchte auf und wagte sogar zu hoffen, dass sie nicht die Einzige war - dass sie nicht verrückt wurde. »Was denn?«
»Ich träume überhaupt nicht mehr.«
Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie wünschte, sie könnte dasselbe von sich behaupten. »Vielleicht erinnerst du dich nur nicht daran.«
Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Seit dem Krieg hatte ich immer Albträume. Alles, was in den letzten Monaten passiert ist, hat es wieder schlimmer gemacht. Zumindest kamen sie häufiger. Aber seit wir hier sind - nicht ein einziger. Ich habe mich gestern mit Tommy und Nicole unterhalten. Die beiden träumen auch nicht mehr.«
Amanda richtete sich auf. Das war wirklich seltsam. Als sie klein gewesen waren, hatte Nicole viel mehr geträumt und auch mehr unter Albträumen gelitten als sie. »Und ich habe jede Nacht Albträume«, gestand sie.
Er nickte. »Ja. Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber eines habe ich im Leben gelernt: Es gibt keine Zufälle, nur Pläne, von denen man nichts weiß. Allmählich glaube ich, wir sollten dieses Haus verlassen.«
»Nein!«, platzte Amanda so heftig heraus, dass sie selbst überrascht war. »Wenn hier irgendetwas vor sich geht, muss ich herausfinden, was. Ich habe das Gefühl, dass hier etwas ist, das ich tun oder finden soll.«
Er nickte langsam. »Kann ich dir dabei irgendwie helfen?«
»Ich glaube nicht. Aber wenn doch, sage ich dir sofort Bescheid.«
Sie saß da, sah ihrem Vater fest in die Augen und betete zur Göttin, dass er sie verstehen möge.
»Okay, aber falls es hier zu heiß wird, gehen wir, wenn ich es sage, und keine Widerrede.«
Sie lachte sogar. »Da wir nach diesem Drachen noch hier sind, möchte ich nicht erleben, was du für zu heiß hältst.«
Er lachte mit, doch das Lachen drang nicht bis zu seinen Augen. »Nein, das möchtest du wirklich nicht.«
Er küsste sie auf die Stirn, stand auf und ging zur Tür. Sie schaute ihm nach und wunderte sich ein wenig darüber, dass die Tür geschlossen war und Nicole und Tommy nicht ebenfalls hereingeplatzt waren, um nach ihr zu sehen.
»Eine Sache noch, Schätzchen.«
»Ja?«
»Ich habe dich heute Nacht im Flur gesehen, als du Nicole und Tommy mit diesen Schlafzaubem belegt hast. Mach das nie bei mir. Ist das klar?«
Sie brachte nur ein Nicken zustande, denn Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu wie eine riesige, würgende Faust. Sie konnte sich nicht erinnern, diese Zauber gewirkt zu haben.
In der Nähe von Mumbai:
Armand, Pablo, Holly, Alex und der Tempel der Luft
Armand wachte schweißgebadet auf. Er blieb still liegen und versuchte, seinen Herzschlag und seinen Atem zu beruhigen und nicht an die albtraumhaften Gesichter zu denken, die noch vor seinen geschlossenen Augenlidern hingen. Die Härchen in seinem Nacken sträubten sich, und er warf sich zur Seite und öffnete gerade rechtzeitig die Augen, um einen schwarzen, geschuppten Dämon zu sehen, der sein Kopfkissen mit einer Sichel aufschlitzte.
Wortlos hob Armand die Hand und schoss einen Feuerstoß
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