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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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auf den Dämon ab. Er traf ihn mitten in die Brust, doch die Flammen erstickten beinahe sofort. Diese kurze Ablenkung war alles, was Armand brauchte. Er bewegte betend die Lippen, und gleich darauf explodierte der Dämon und bespritzte ihn und seine schlafenden Kameraden mit Blut und Schleim.
    »Nicht schon wieder, Armand«, protestierte Pablo schlaftrunken.
    »Ich habe mir gerade die Haare gewaschen«, stöhnte Holly, setzte sich auf und sah ihn genervt an.
    Noch vor ein paar Wochen hätten sie sich bei ihm bedankt. Das bestätigte ihm nur, dass sie seine Angst teilten. Seit er Holly exorziert hatte, war irgendetwas anders. Sofern ein Dämon irgendwo in ihrer Nähe war, schien er Armand zu spüren, zu suchen.
    »Dämonenmagnet«, brummte Alex, ehe er sich wieder schlafen legte.
    Zwei von Alex' Anhängern - Armand kannte ihre Namen immer noch nicht - standen auf und machten sich daran, die Banne zu reparieren, die der Dämon irgendwie durchbrochen hatte. Sie hatten sich angewöhnt, jeden Ort zu sichern, an dem sie sich länger als eine Stunde aufhalten wollten. Denn nach einer Stunde kamen die ersten Dämonen.
    Armand legte sich wieder hin, doch er wusste, dass er in dieser Nacht keinen Schlaf mehr finden würde. So ging es nicht weiter. Die Dämonen, die er offenbar anzog, waren alle verschieden, und jedes Mal, wenn einer kam, stand ihm Hollys Exorzismus wieder vor Augen... und die schiere Anzahl unterschiedlicher Rituale, die er hatte durchführen müssen.
    Sein Weg war nie leicht gewesen. Er hatte für das Priesteramt studiert und war im letzten Moment davon abgewichen, um sich der Göttin zu widmen. Es war ihm gelungen, die beiden Religionen miteinander zu vermischen, und er hatte andere Menschen mit ähnlichem Glauben und ähnlichen Bedürfnissen gefunden. Manchmal fragte er sich, was geschehen wäre, wenn er die Ausbildung zum Priester nicht abgebrochen hätte. Hätte er inzwischen eine eigene Gemeinde? Hätte er innerhalb der Kirche Karriere gemacht? Würde er jetzt jenen Trost spenden, die einsam waren und litten? Oder wäre er Exorzist geworden? So lange Zeit hatte die Kirche diesen heiligen Ritus nicht mehr gelehrt. Es war beinahe zu spät gewesen, als die Kirchenobersten ihren Fehler erkannt hatten. Jetzt versuchten sie die Tradition mit den wenigen Exorzisten zu retten, alten Männern, die einer nach dem anderen verstarben, ohne all ihr Wissen weitergegeben zu haben.
    »Sag mir, was ich tun soll«, hauchte er, an jede Gottheit gewandt, die ihm antworten mochte.
    Plötzlich kam ihm ein so verblüffend klarer Gedanke, dass er sofort begriff: Dies war eine Antwort. Er erinnerte sich, dass er als kleiner Junge daheim in Paris einen großen Mann kennengelernt hatte, einen Propheten, der die Zukunft voraussehen und in der Seele eines Menschen lesen konnte. Er hatte in Armands Kirche gesprochen.
    Sein Name war Jacob.
    Und er hatte der Gemeinde erzählt, dass er in Indien lebte.
    Am Stadtrand von Bombay... jetzt Mumbai genannt.
    Wie konnte ich das vergessen?, dachte er. Aber Armand war damals erst drei Jahre alt gewesen. Wie hätte er sich daran erinnern können?
    Sein Herz begann heftig zu pochen. Sein Verstand sagte ihm, dass er nicht einmal wisse, ob dieser Jacob noch lebte.
    Suchet, so werdet ihr finden.
    Er stand leise auf, doch dann erstarrte er. Was, wenn das ein Trick war, der ihn von Holly und den anderen weglotsen sollte? Was, wenn er fortging und sie dadurch den Angriffen der Dämonen aussetzte, oder schlimmer noch - einer neuen Besessenheit?
    Und doch... Jacob war ein heiliger Mann gewesen. Er hatte Armand gesagt, dass er zur Waise werden würde. Seine Eltern hatten gelacht... und sich gleich darauf bekreuzigt.
    Sie waren binnen eines Jahres gestorben, alle beide. An einer seltsamen Krankheit.
    Vielleicht hatte Jacob sie krank gemacht.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll, dachte er. Also sank er wieder auf die Knie und betete.
    Venga, sprach eine Stimme. Komm.
    Wärme breitete sich in ihm aus und nahm seiner schrecklichen Angst die Schärfe. Entschlossen berührte er Pablo an der Schulter und ging ein Stück beiseite. Pablo folgte ihm sofort.
    Ich muss einen Mann finden, einen Propheten namens Jacob, der irgendwo hier in der Nähe lebt.
    Pablo schloss konzentriert die Augen. Schließlich nickte er und öffnete sie wieder. Er wartet auf dich. Er wohnt nur ein paar Kilometer östlich von hier. Ich führe dich hin, durch deine Gedanken.
    Ich komme so bald wie möglich zurück, versprach Armand wortlos und

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