Hexenblut
sich nicht richtig erinnern.
Nun war er es, der ein wenig verlegen wirkte. »Ach, vor allem Möglichen.«
»Was denn zum Beispiel?«, bohrte sie nach.
»Hauptsächlich soll es den, der es trägt, vor Besessenheit schützen. Aber, weißt du, ich finde, es sieht einfach cool aus. Wenn es dir nicht gefällt, kein Problem, ich kann dir auch etwas anderes machen.«
»Besessenheit?«, fragte sie. »Du meinst, dass man zu sehr an jemandem hängt?«
Er starrte sie an. In ihrem Unterleib kribbelte es, und ihre Wangen brannten. »Du weißt genau, was ich meine.«
Sie wollte den Kopf schütteln, doch er umfasste ihr Kinn mit den Fingern und hielt es fest.
»Du hast mich doch nach Wiedergeburt gefragt. Das ist im Grunde ein Mythos. Aber Besessenheit... das kann tatsächlich passieren. Es passiert auch. Also... trag das Armband.«
»Äh, ich...«
»Trag es. Oder lass es bleiben«, sagte er und klang plötzlich ganz anders. »Wenn du es nicht magst. Oder mich.«
Er schnappte nach dem Armband, doch sie war schneller und riss ihre Hand zurück. »Nein. Es gefällt mir sehr gut, wirklich. Danke«, sagte sie.
»Das war doch nur Spaß.« Er lachte, und aller Ernst war verflogen. »Wenn es dir nicht gefällt, schenke ich dir eben etwas anderes.«
»Nein, ich liebe es.« Und ich liebe dich. Ach, Eli, das sollte ich nicht, noch nicht, aber ich tue es trotzdem ...
Er nickte und ließ den Motor an. Sie wusste nicht, warum, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er das alles in Wahrheit sehr ernst nahm. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. Ihr Körper glühte, und sie war sicher, dass er es wusste.
»Erzähl mir davon, wie es ist, ein Hexer zu sein«, sagte sie.
»Vielleicht. Wenn du brav bist«, erwiderte er.
Er war aufregend, gefährlich und leidenschaftlich. Während der nächsten Monate bedrängte sie ihn immer wieder, ihr mehr über Magie zu erzählen, und sie hatte das Gefühl, dass er sie bei Laune halten wollte. Er zeigte ihr seinen Ritualdolch und zündete mit dem Zeigefinger eine Kerze an.
Sie versuchte es allein. Versuchte, in einem dunklen Raum Schatten zum Glühen zu bringen. Sie glaubte, dass sie eine Nadel an einem Faden in Schwingung versetzt hatte, aber sicher war sie nicht.
Dann, eines Nachts, als sie in seinem Keller knutschten, spürte sie, wie das Zimmer plötzlich wärmer wurde.
»Warst du das?«, fragte sie ihn, und er küsste sie auf die Nasenspitze.
»Du darfst niemandem davon erzählen«, warnte er sie. »Weder deinen Freundinnen noch deiner Schwester. Niemandem.«
Und das tat sie auch nicht.
Mumbai: Philippe und Anne-Louise
Die ganze Stadt fühlte sich für Philippe falsch an. Er ging rastlos in dem kleinen Hotelzimmer auf und ab und wartete auf Anne-Louise. Seit der Swami verschwunden und höchstwahrscheinlich tot war, fühlte sich alles an wie ... aus dem Gleichgewicht geraten.
Plötzlich ging die Tür auf, und Anne-Louise eilte herein. Ihr Gesicht war kreidebleich, und sie begann sofort, ihre Sachen zu packen.
»Allons-y«, sagte sie auf Französisch - gehen wir.
»Was ist passiert?«, fragte er.
»Ein Deveraux ist in der Stadt.«
Sein Blut wurde zu Eis. »Warum? Wer?«
»Ich weiß nur, dass es nicht Jer ist«, erwiderte sie abgehackt.
»Eli? Auf der Suche nach Nicole? Wer ist sonst noch übrig? Michael ist tot.«
»Philippe, je ne sais pas.« Ich weiß es nicht.
»Wir können kämpfen.«
Sie packte weiter. Zehn Minuten später mischten sie sich unter die Menschenmengen auf den Straßen von Mumbai. Autos hupten, und das Gedränge war in der schwülen, von starken Gerüchen erfüllten Luft beinahe erstickend.
Er spürte den Druck magischer Energie um sich herum - finster und mächtig die sich ganz nach Deveraux anfühlte. Er ließ Anne-Louise den Weg bestimmen, während er sich darauf konzentrierte, die Energie wegzulenken und sie beide zu tarnen, so gut es ging.
Doch die Magie wurde stärker und dunkler. Wie eine nasse Schlange legte sie sich auf seine Haut. Anne-Louise warf ihm über die Schulter einen Blick zu, und er nickte knapp. Sie spürte es also auch.
An der nächsten verkehrsreichen Kreuzung blieb sie stehen.
»Wir können ihm nicht entkommen«, sagte sie.
»Dann sollten wir uns ihm stellen, irgendwo auf offenem Gelände«, erwiderte Philippe, der immer noch unsicher war, um welchen Deveraux es sich handeln mochte. Wenn es Jer war, flohen sie womöglich vor einem Freund ... aber der Hexer war so unbeständig, dass man nie sicher sein konnte.
»Der
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