Hexenblut
blieben sie stehen, und Eli schlang die Arme um sie. Als sich ihre Lippen trafen, zuckte ihr Körper, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Er musste es auch gespürt haben, denn er löste sich von ihr und betrachtete sie mit diesem seltsamen Blick, den sie nicht recht deuten konnte. Alles an ihm erschien ihr so richtig, so vertraut.
»Glaubst du an Wiedergeburt?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich dich schon ewig kenne und ...«
Sie verstummte abrupt, als ihr klar wurde, dass sie gerade hatte sagen wollen »und liebe«. Sie schüttelte den Kopf, um wieder klarer denken zu können. Auf keinen Fall würde sie das sagen, wenn er es nicht zuerst sagte, und schon gar nicht am ersten Tag.
Er starrte sie mit einem Blick an, von dem ihr schwindelig wurde. Er flirtete wirklich meisterhaft.
»Und was weißt du über mich?«, fragte er.
Seine Augen hielten sie gefangen. Ihr Herz hämmerte. Sie wusste, dass sie ihm nichts verweigern konnte. Er beugte sich zu ihr vor und drückte sie fest an sich.
»Du bringst nur Ärger«, sagte sie. »Das habe ich jedenfalls gehört.«
Er lachte und küsste sie, lang und hitzig. Sogar mit Zunge. Das hatte sie noch nie gemacht, und sie glaubte, ihre Knie würden jeden Moment nachgeben.
Er war in der Zwölften.
»Was noch?«
»Deine Familie steht auf komisches Zeug«, japste sie, während seine Lippen an ihrem Hals hinabglitten.
»Und?«
Sie schüttelte den Kopf, unsicher, was er von ihr hören wollte.
»Haben deine Freundinnen dir sonst nichts über mich erzählt?«
»Nein.«
Er presste die Lippen an ihr Ohr. »Haben sie dir nicht gesagt, dass ich ein Hexer bin?«
»Nein«, flüsterte sie.
»Das hätten sie dir besser sagen sollen«, erklärte er, und die Finger seiner linken Hand liebkosten ihre Kehle.
Okay, das war jetzt schon merkwürdig. Merkwürdig, dass er das glaubte oder dass er es zugab? Das wusste sie nicht recht, aber noch seltsamer war, dass sie ihm glaubte. Denn in diesem Augenblick wusste sie, dass es stimmte.
Der Wind frischte auf und schleuderte ihr Staub und Steinchen an die Beine. Sie sollte gehen, sie sollte so weit weglaufen, wie sie nur konnte, so schnell wie möglich. Aber sie wollte nicht. Und irgendwo tief in ihrem Innern drängte eine Stimme sie zu bleiben - sie behauptete, es sei alles in Ordnung und sie kenne ihn.
»Eli?«, flüsterte sie, obwohl ihr der Name immer noch nicht ganz richtig erschien.
»Ja?«
»Bist du böse?«
»Baby, ich bin böse hoch zehn«, schnurrte er.
Und obwohl sie wusste, dass sie weglaufen sollte, ertappte Nicole sich dabei, wie sie ihm stattdessen die Kleider vom Leib riss.
Eine Woche später sagte Eli zu Nicole, als sie die Cafeteria betraten: »Ich habe etwas für dich gemacht.«
Nicole nahm begierig die Schachtel von ihm entgegen. Sie hatte ihn in der Schule nicht mehr gesehen, seit er sie an jenem ersten Abend nach Hause gefahren hatte, und sie war allmählich in Panik geraten und hatte sich gefragt, ob er sie einfach abserviert hatte. Vor fünfzehn Minuten hatte er angerufen, und sie hatte gerade noch genug Zeit gehabt, in das schärfste Outfit zu schlüpfen, das ihr Kleiderschrank hergab.
Sie drehte die Schachtel hin und her und betrachtete sie, ehe sie sie öffnete. Darin lag ein silbernes Armband, in das ein Symbol eingebrannt war. Es sah aus wie ein Stern mit einem etwas wackeligen Kreis in der Mitte. »Das hast du für mich gemacht?«, fragte sie erstaunt.
»Ja.«
Sie betrachtete das Zeichen genauer. »Das sieht aus wie das Tattoo auf deiner Brust«, rief sie dann und errötete. Ein Kreis und ein Stern.
Er nickte leicht.
»Was bedeutet es?«
Er räusperte sich. »Das ist ein Schutz. Leg es an.«
Sie streifte das Armband über, und es passte perfekt um ihr Handgelenk. »Es ist wunderschön. Vielen, vielen Dank.«
»Gern geschehen«, sagte er.
Sie starrte immer noch das Armband an. »Ich... ich dachte schon, du wolltest mich vielleicht nicht wiedersehen.«
Er lachte, tief aus dem Brustkorb. »Nein, ich würde gern viel mehr von dir sehen. Alles. Noch einmal.«
Sie errötete erneut. Jedes Mal, wenn sie versuchte, sich an die Einzelheiten dieses Nachmittags zu erinnern, war alles verschwommen, als sähe sie es durch die Augen von jemand anderem.
»Vor was soll es mich schützen?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Doch das erinnerte sie wieder daran, was sie getan hatten...
Was haben wir denn getan? Haben wir es getan? Sie konnte
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