Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
Hand, und er folgte ihr bereitwillig zurück auf sein Zimmer. Sie sah zu, wie er ins Bett stieg, die Decke über sich zog und sich auf die Seite rollte.
    Lange blieb sie stehen und beobachtete ihn. Wie hatte sie das gemacht? Das Band zwischen ihnen war stark, etwas Besonderes, aber wie hatte sie es dazu genutzt, sich selbst hier zu manifestieren, seinen schlafenden Geist und sogar seinen Körper zu lenken?
    Irgendwie machte ihr das noch mehr Angst als das Geschöpf, das im Dunkeln geknurrt hatte. Leise schlüpfte sie aus seinem Zimmer. Sie musste das Buch verstecken, ehe er aufwachte.
    Warum?, dachte sie. Warum muss ich es verstecken?
    Du musst. Musst, musst, musst, flüsterte eine Stimme beharrlich und drängend.
    Ich... ich muss, dachte sie, als sich Schleier des Verbergens um ihren Geist zusammenzogen. Also tue ich es.

Sechs
    Salbei
    Von Untaten sind unsere Herzen schwarz
    Und unsere Seelen sind Madenfraß
    Bald wandeln die Toten, erheben sich
    Und halten über unsere Lügen Gericht
    Alte, Junge, hört, wer euch ruft
    Staub sind wir, bestimmt für die Gruft
    Dennoch ziehen wir in die Schlacht
    Denn richtig ist falsch, aber Blut ist Macht
    Seattle: Karl, Hecate und Osiris
    Nigel schlief. Dafür hatte Kari gesorgt.
    Sie wusste nicht, ob die Unmengen von Schlafmittel im Medizinschrank seines Kellerlabors für sie bestimmt waren oder ob er sie selbst nahm. Vielleicht raubten ihm die Versuche, Tote wieder zum Leben zu erwecken, den Schlaf. Aber ihr ehemaliger Doktorvater hatte nicht, wie er glaubte, die Toten wieder lebendig gemacht. Er hatte sie nur wieder aufstehen lassen. Sie selbst tat alles, was ihr einfiel, um wach zu bleiben. Ihre Albträume waren unerträglich.
    Sie ekelte sich so vor sich selbst. Sie hatte die Verbände abgewickelt und laut geschrien, als sie die grausigen, genähten und geklammerten Schnitte gesehen hatte, die sich wie Schlangen über ihren Bauch und ihre Brüste wanden. Die hervortretenden Massen toter weißer und violetter Haut, die nicht vernarbte, waren der Beweis dafür, dass sie tödliche Verletzungen erlitten hatte. Sie sollte nicht hier sein. Sie sollte in ihrem Grab liegen.
    Ich werde nie wieder mit jemandem schlafen. Ich werde mich niemals wieder bei Licht ausziehen können.
    Ihre Gedanken wandten sich Jer zu, der ebenfalls von Narben entstellt war. Das Schwarze Feuer hatte sein kantiges, attraktives Gesicht zu einer abscheulichen Masse geschmolzen, von Furchen durchzogen, als sei ihm Säure über Stirn und Wangen gelaufen. Oder Lava.
    Vielleicht können wir jetzt zusammen sein, dachte sie. Doch sie wusste, dass er sie nicht mehr liebte.
    Während sie in Nigels Wohnzimmer stand und auf das Taxi wartete, musste sie sich mit aller Kraft davon abhalten, sich heftig zu kratzen, weil ihre Haut unter dem schwarzen Rollkragenpullover, den Nigel ihr gekauft hatte, furchtbar juckte. Die schwarze Hose war zu weit und schlabberte an ihr. Von ihren eigenen Habseligkeiten hatte so gut wie nichts die furchtbaren Überflutungen und Brände überstanden, die Seattle verwüstet hatten. Alles war weg, bis auf ihren Laptop. Der war ziemlich alt, und sie hatte ihn nur für alle Fälle behalten. Jetzt hatte sie damit ihr ganzes Geld von verschiedenen Online-Konten auf eines überwiesen und alles abgehoben, um ein Flugticket nach England zu kaufen.
    Der Himmel war silbrig-weiß von heftigem Schneeregen, und ein Blitz fuhr durch die schwarze Nacht wie Katzenkrallen. Eine Nacht, in der weder Mensch noch Tier vor die Tür gehen sollten.
    Trotzdem.
    Hecate saß auf dem Fensterbrett und knurrte tief in der Kehle. Osiris, der schwarze Kater mit der silbernen Blesse auf der Stirn, tigerte hinter Kari auf und ab. Seine Krallen klickerten hörbar auf dem Parkettboden. Er wusste, dass sie ihn zurücklassen würde.
    Beide Katzen wussten Dinge, erzählten ihr Dinge, und Hecate hatte versprochen, Kari zu Nicole Anderson-Moore zu führen, Hecates eigentlicher Herrin. Vielleicht konnte die Hexe ihnen beiden helfen - sie wahrhaftig wieder zum Leben erwecken. Kari war nicht sicher, was Hecate mit Holly machen würde. Holly hatte die Katze geopfert, um magische Macht zu gewinnen - sie hatte das arme Tier herzlos in einer Badewanne ertränkt. Wie konnte Jer so jemanden lieben?
    Hecate maunzte zornig. Sie wollte, dass Osiris auch mitkam. Vielleicht konnte Nigel noch irgendetwas anderes aus dem Grab hervorzerren, damit das arme Ding Gesellschaft hatte.
    All das dachte Kari ganz logisch und zusammenhängend. Doch wenn sie zu

Weitere Kostenlose Bücher