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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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darauf kam sie mit mehreren kleinen Bündeln zurück, säuberlich verpackt und beschriftet. Was immer Rose sonst sein mochte, sorgfältig war sie jedenfalls. Sie sammelte grundsätzlich ein paar Haare von jeder Person ein, die in ihrem Haus übernachtete. Eine Hexe konnte das Haar eines Menschen dazu benutzen, ihn zu finden. Eine äußerst mächtige Hexe konnte denjenigen sogar über das Haar herbeirufen. Aus diesem Grund war Anne-Louise hierhergekommen. Wo auch immer Holly, Nicole und Amanda stecken mochten, sie waren gut abgeschirmt, und sie brauchte ihre Haare, um sie zu finden und sie zu warnen.
    Anne-Louise nahm die kleinen Päckchen und steckte sie in die Innentasche ihres Mantels. Nach einem letzten Schluck Tee stand sie auf und ging zur Tür. Kurz fuhr sie sich mit der Hand über den Kopf, um sich zu vergewissern, dass sie selbst kein einziges Haar hier zurückließ.
    »Anne-Louise ...«, begann Rose, die ihr nachlief.
    »Wir lassen von uns hören«, sagte sie forsch. Damit trat sie auf die geschäftige Londoner Straße hinaus, auf der keiner der Passanten ahnte, dass eine Hexe mitten unter ihnen ging.
    Wisper, die Katze, gesellte sich zu ihr. Das Hexentier, das plötzlich bei ihr aufgetaucht war, während sie sich nach der Schlacht auskuriert hatte, trabte neben ihr her. Die Katze protestierte nicht, als Anne-Louise sie hochhob.
    »Keine Hexer. Alles ist ruhig«, flüsterte Wisper ihr ins Ohr.
    Der Wind war frisch, und Anne-Louise eilte zu dem Hotel, in dem sie übernachten wollte. Noch vor ein paar Monaten wäre es undenkbar gewesen, dass ein Mitglied des Mutterzirkels sich derart ungeniert in London zeigte. Doch nach dem vernichtenden Schlag gegen das Hauptquartier des Obersten Zirkels hatte sich viel verändert. Die Stadt war noch immer eine Domäne der Hexer, doch ihnen fehlten die zentralisierte Macht und der Mut, offen zuzuschlagen.
    Auf ihrem Zimmer verzehrte sie ein leichtes Abendessen. Wisper bekam eine Dose Katzenfutter. Dann reinigte Anne-Louise sich für das Ritual und zeichnete mit der Gratis-Bodylotion aus dem Bad einen Kreis auf den Teppich ihres Hotelzimmers. Sie stellte Kerzen in den vier Himmelsrichtungen auf und setzte sich in den Kreis. Wisper tapste auf Samtpfoten darum herum. Anne-Louise sammelte sich und begann.
    »Sei gesegnet. Um eine Gunst bitte ich dich, Holly aus dem Hause Cahors suche ich«, erklärte sie der unsichtbaren Welt. »Ihr Haar hab ich hier, >wo< saget mir.«
    Ein Windstoß fegte durch den Raum. Die Kerzen flackerten.
    Und Wisper sagte: »Mumbai.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte Anne-Louise frustriert. »Wir müssen zur gleichen Zeit dort gewesen sein.«
    Sie schob die zornigen, hektischen Gedanken beiseite. Sie waren unproduktiv und lenkten sie nur ab.
    Als Nächstes nahm sie Karis Haare aus dem Päckchen. Auch in dieser Sache würde sie irgendetwas unternehmen müssen, aber sie hatte keine Ahnung, was. Sie erwartete die Nachricht, dass Kari in Seattle sei. Umso erschreckender fand sie die Antwort.
    »Scarborough«, sagte Wisper.
    Warum war Kari in Scarborough? Was um alles in der Welt hatte sie dort zu suchen?
    »Nicht was. Wen«, sagte Wisper.
    »Wen?«, wiederholte Anne-Louise.
    Die Katze starrte sie nur an und schlug sacht mit dem Schwanz. Spontan entschied Anne-Louise sich als Nächstes für Amandas Haare.
    Scarborough.
    Mit wachsender Erleichterung wurde ihr klar, dass sie schon morgen Mittag dort sein könnte. Sie griff nach Nicoles Strähne, zögerte dann aber. Philippe hatte ihr erzählt, dass Nicole und Amanda zusammen gewesen waren, als er sie zuletzt gesehen hatte. Also hob sie sich Nicoles Haar lieber noch auf für den Fall, dass sie wieder einmal eine der Cahors-Hexen suchen musste.
    Sie beendete ihr Ritual, löste den Kreis auf und machte sich bettfertig. Dabei fragte sie sich unablässig, warum die Zwillinge in Scarborough sein mochten und warum Kari ebenfalls dorthin gegangen war.
    Wisper hatte keine Antworten für sie. Das Hexentier rollte sich neben ihr auf der Matratze zusammen, putzte sich und schlief dann ein.
    Berlin: Jer
    Jer streifte wie ein Blinder durch die Straßen von Berlin. Er sah weder die Geschäfte noch die Menschen, die an ihm vorbeiliefen, oder die Autos, von denen ein paar ihn beinahe überfuhren. Er sah nur sein eigenes Leben vor sich, wie er es durch Eves Augen erblickt hatte. So lief er herum und dachte nach, den Teddybär in die große Tasche seines Trenchcoats gestopft.
    Er war ein Deveraux, und er hatte lange

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