Hexenblut
und nahm an, dass es den anderen genauso ging.
Richard öffnete die Schublade mit den Geschirrtüchern, hielt ein paar davon unter den Wasserhahn und warf sie den anderen zu. Nicole wischte ihr Baby so sauber, wie es ging. Owen lächelte sie an, als sei nichts geschehen.
Nun konnten sie nach ihren Verletzungen sehen. Die umherfliegenden Steinsplitter hatten nur Amanda, Tommy und sie getroffen. Richard und Kari hatten in dem Moment so weit seitlich gestanden, dass sie nichts abbekommen hatten.
Nicole wischte weiter Blut von ihrem Kind. Sie würde Owen baden müssen.
In Wasser.
Sie bemerkte Hecate, die durch die Trümmer schlich. Die Katze, die Holly ertränkt hatte. Leicht hysterisch drückte sie Owen an ihre Brust.
»Augenblick mal«, sagte Richard und beugte sich zu Owen hinab. Vorsichtig drehte er dessen Kopf zur Seite, nahm Nicole das nasse Geschirrtuch ab und säuberte den Kopf des Jungen. »Sieht aus, als hätte er doch eine hässliche Schnittwunde abbekommen. Davon wird sicher eine Narbe zurückbleiben, aber die dürfte zum Glück unter seinen Haaren verschwinden.«
Nicole konnte sich nicht überwinden, selbst hinzuschauen. Stattdessen tauschte sie einen Blick mit Amanda und sah ihre eigene Angst in den Augen ihrer Zwillingsschwester gespiegelt. »Wo?«
»Hier, hinter seinem linken Ohr«, antwortete Richard.
Das Mal hinter dem linken Ohr. Die Welt kippte zur Seite, und einen Moment lang glaubte Nicole, sie würde ohnmächtig werden. Amanda krümmte sich und übergab sich heftig.
»Nehmt nur das Allernötigste mit. Wir verschwinden von hier«, sagte Richard.
Damit war Nicole ganz und gar einverstanden.
Acht
Zimt
Deveraux herrschen in großer Zahl
Nicht Gutes, nur Böses ist unsere Wahl
Wir spielen mit dem Feuer des Gottes
So sind die Hexen alle des Todes
Alter Mond, zeigst dein volles Gesicht
Wir tanzen und singen in der Göttin Licht
Das Jahr vergeht, wir drehn uns in Kreisen
Alles ist Wandel, wir dürfen nicht zweifeln
Außerhalb von Mumbai:
Holly, Pablo, Armand, Alex und der Tempel der Luft
Holly hatte sich lange nicht mehr so gefürchtet. Warum denn bloß? Du hast Tausende Krieger, lebendige wie tote, in die Schlacht geführt. Du bist die mächtigste lebende Cahors-Hexe, vielleicht die mächtigste aller Zeiten. Du schaffst das.
Irgendwo in ihrem Geist hörte sie finsteres Gelächter, das durch sein eigenes Echo ständig lauter zu werden schien.
Pablo neben ihr rang keuchend nach Luft. Sie spürte die Angst, die er in wahren Wogen ausstrahlte. Pablo, der kaum je irgendwelche Gefühle zeigte - Pablo, der sonst so furchtlos war.
Irgendetwas lief hier schrecklich falsch. Angst und Verwirrung rangen um die Kontrolle über ihre Gedanken. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und spürte, wie eine kalte Taubheit durch ihre Hände und Füße emporkroch. Als sie den Mund öffnete, um einen Zauber zu sprechen, drang nur ein leises Quietschen heraus.
Sie wandte sich Pablo zu und sah das Entsetzen in seinen Augen. Er öffnete und schloss den Mund, als versuchte er, etwas zu sagen.
Falsch ... falsch.
Das war Pablos Stimme in ihrem Kopf, doch sie hörte sich an, als spräche er sehr langsam und mit einem leichten Lallen.
Hat man uns unter Drogen gesetzt?, fragte sie sich erschrocken.
Aus der Dunkelheit kamen Ungeheuer - graue, ledrige Dämonen mit Reptilienaugen und fledermausähnliche Gestalten mit Flügeln und glitzernden Fangzähnen und Klauen auch im Gesicht. Hinter ihnen erschien ein Dutzend tief verhüllter Hexer, die Energieblitze auf den Tempel der Luft abfeuerten.
»Los, los, los!«, brüllte Alex. Er stand breitbeinig vor seinen Leuten, ein ehrfurchtgebietender Krieger.
Holly zwang ihre Hände, sich zu heben, und beschwor einen Feuerball. Er flackerte einen Moment lang auf ihren Fingerspitzen, ehe er wieder erlosch und verschwand.
Ein gehörnter Dämon mit roter Haut packte sie mit einer gigantischen Faust. Ich werde von Hellboy zerquetscht, dachte sie, während sie versuchte, sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Der Dämon lachte, und von seinem Schwefelatem schossen ihr brennende Tränen in die Augen.
Mit der anderen Hand hieb er nach Pablo. Die klauenbewehrten Finger fuhren auf ihn herab, und der Junge ging mit einer riesigen, offenen Bauchwunde zu Boden.
Nein! Holly trat und schlug um sich und betete darum, nur einen einzigen Zauber wirken zu können. Doch es kam keine Woge der Kraft, und es erschien auch keine schwarz verschleierte Frau, weder die Göttin noch
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