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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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versucht, dagegen anzukämpfen, als könnte er diese Tatsache irgendwie aus der Welt schaffen. Jetzt wurde ihm klar, dass das ein Fehler gewesen war. Alle seine Freunde, Eddie, Kialish, Dan, Kari - sie alle waren an seiner Eitelkeit zugrunde gegangen. Wie viele Leben hätte er retten können, wenn er seinen Vater eines Nachts einfach im Schlaf ermordet hätte? Stattdessen hatte er versucht, den edlen Ritter zu spielen, obwohl er sehr wohl wusste, dass er keiner war und nie einer sein würde. Und in seiner selbstsüchtigen Besessenheit, sein zu wollen, was er nicht sein konnte, hatte er auch Holly von sich gestoßen.
    Es wird Zeit, dass ich aufhöre, mich selbst zu bemitleiden. Dauernd Ausreden zu suchen. Zeit, für mich einzustehen.
    Er zog den Teddy aus der Tasche und starrte das Stofftier lange an. Seine Kindheit war alles andere als normal gewesen. Aber irgendwann musste er ja die Verantwortung für sich selbst übernehmen, für seine Aktionen und Reaktionen.
    Seine ziellosen Schritte führten ihn wieder zur Gedenkstätte der Berliner Mauer. Sein Blick haftete lange an dem Denkmal. Über so vieles im Leben hatte ein einzelner Mensch keine Kontrolle - wie über das Schwarze Feuer, von dem seine Familie irrigerweise geglaubt hatte, sie könnte es beherrschen. Hervorbringen konnte sie es, kontrollieren aber nicht.
    Andere Dinge hingegen lagen in der Hand des Einzelnen. Man konnte sich dafür entscheiden, sich elend zu fühlen. Oder damit aufzuhören.
    Jer holte tief Luft... und traf seine Entscheidung.
    Scarborough:
    Nicole, Amanda, Tommy, Richard, Owen, Kari und die Katzen
    »Are you going to Scarborough Fair? Parsley, sage, rosemary and thyme.«
    Nicole beendete ihr gesummtes Lied mit einem Seufzen, zupfte von ihren Kräuterbündeln - Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian - je ein paar Zweige ab und warf sie in die Suppe, die sie gerade kochte. Sie schaute noch einmal in das Kochbuch und rümpfte die Nase, als sie den Dampf aus dem Topf roch. Erinnert eher an einen brodelnden Hexentrank.
    »Remember me to one who lives there.«
    Ihre Gedanken flogen zu Philippe, und sie sandte wieder einmal ein rasches Gebet zur Göttin empor, dass sie ihn schützen und sicher zu ihr zurückbringen möge. Er fehlte ihr so sehr, sie brauchte seine beruhigende Gegenwart, seine Klugheit. Er war ihr Anker, wie Amanda früher.
    Doch jetzt ging sie Amanda aus dem Weg, weil sie fürchtete, ihre Schwester könnte die Prophezeiung wieder zur Sprache bringen. Verlangen, dass sie Owen töteten. Karis Ankunft hatte alle davon abgelenkt.
    Ein kurzer Aufschub.
    »Then she'll be a true love of mine.«
    »Lied?«, sagte Kari und riss Nicole aus ihren Gedanken. Sie kam in die Küche geschlurft und starrte in Nicoles Suppentopf hinab.
    »Lied? Dieses Lied? Was ist damit?«, fragte Nicole verwirrt.
    »Immer. Tommy, Amanda, du«, antwortete Kari.
    Ein Schauer rieselte Nicole über den Rücken. Sie bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. »Tja, wir wohnen zur Zeit in Scarborough. Da geht einem eben ständig dieses Lied im Kopf herum!«
    Kari schüttelte den Kopf. »Zauber«, verkündete sie.
    Nicole holte tief Luft. »Nein, das ist kein Zauber«, widersprach sie unsicher und sah dem toten Mädchen forschend in die Augen. »Oder weißt du, dass es ein Zauber ist?«
    Kari antwortete nicht.
    Nicole war auf einmal eiskalt. Und sie hatte Angst. »Wie wäre es stattdessen mit einem Weihnachtslied? Gibt es eines, das du besonders magst?«
    Kari schüttelte den Kopf.
    Können die Toten überhaupt noch irgendetwas besonders mögen?, fragte sich Nicole. Und konnte eine Seele, die in die Hölle gefahren war, ein Lieblings-Weihnachtslied haben?
    »We three kings of Orient are«, begann Nicole zu singen.
    »Bearing the gifts we travel so far«, fiel Tommy ein, der gerade in die Küche spazierte.
    »Ihr seid ja bestens aufgelegt«, bemerkte Richard und trat zu ihnen.
    Nicole lächelte ihren Vater an und zuckte mit den Schultern. Es war ein schwaches Lächeln, doch genau damit hatte sie ihren Vater jahrelang bezaubert.
    »Wo ist Owen?«, fragte sie ihn.
    »Amanda hat ihn«, sagte Tommy.
    »Nein!«, stieß sie hervor.
    »Verlies«, sagte Kari.
    Tommy schüttelte den Kopf. »Wir haben den ganzen Keller abgesucht, Kari. Es gibt hier kein Verlies.«
    Kari schüttelte den Kopf. Nicole ging zu ihr und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
    »Kari, willst du damit sagen, dass Amanda ...«
    »Sprecht ihr von mir?«, fragte Amanda und betrat die Küche, den

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