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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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war.
    »Es überrascht mich, dass überhaupt etwas durch all diese Banne gelangt ist«, bemerkte er.
    »Wen kann ich verklagen?«, fragte Nicole zornig.
    Er zeigte ihnen auch, wie sie ihre Munition »aufrüsten« konnten, so dass zusätzlich zu der Kugel ein Zauber das Ziel traf. Genau genommen sprach er nicht von »Ziel«, sondern von »Feind«.
    Er sprach aus, was Nicole insgeheim befürchtete: Abgesehen von dem Drachen und dem Yowie waren sie in Haus Moore sicherer als sonst irgendwo in England - oder dem Rest der Welt. Die Cahors-Hexen hatten zahlreiche Feinde.
    »Ihr glaubt also nicht, dass es die Deveraux waren«, sagte er. Passend zum Feiertag trug er einen schwarzen Anzug mit einem Stechpalmen- und einem Mistelzweig am Revers. Rot und Grün, das waren die Farben der Deveraux, vielleicht aus milderen Zeiten, als sie den Gehörnten Gott in seiner Inkarnation als Grüner Mann verehrt hatten. Die Cahors-Farben waren Schwarz und Silber, und Nicole trug immer Silber, soweit es möglich war. Echtes Silber wehrte angeblich Werwölfe und andere böse Kreaturen ab. Sie hoffte, dass es sie und ihre Familie schützen würde.
    »Nein«, antwortete Nicole. Sie saßen mit Derek im alten Teil des Hauses vor dem Kaminfeuer und tranken Glühwein. Sie und Amanda hatten abgesprochen, dass sie Derek nichts von Merlins Buch oder der Prophezeiung sagen würden. Weshalb sollten sie auch? Er gehörte zum Obersten Zirkel.
    Derek streckte die langen Beine aus. »Und ihr habt nichts von ihnen gehört.«
    Seine Stimme klang beiläufig, doch Nicole hörte die Anspannung darin, die Neugier. Sie fragte sich, ob auf die beiden Deveraux-Brüder eine Art Kopfgeld ausgesetzt war.
    Bleib weg, Eli, dachte sie und wiegte Owen auf den Armen. Ich glaube, diese Leute wollen dir übel.
    Doch ein Teil von ihr wünschte sich, Eli möge plötzlich vor der Tür stehen. Sie waren ein wüstes, außergewöhnliches Paar gewesen, über das man in ganz Seattle geredet hatte - Eli Deveraux und seine wilde, minderjährige Freundin Niki Anderson, die zu viel tranken, zu schnell fuhren und sich liebten, während irgendwo im selben Haus Elis Vater Michael böse Dinge tat. Unvorstellbare Dinge. Und es mit Nicoles und Amandas Mutter trieb ...
    Michael und Mom sind nun beide tot, dachte sie. Sie wünschte von ganzem Herzen, dass ihre Mutter Richard jetzt sehen könnte - ihren persönlichen Elitesoldaten, ihren Beschützer. Jahrelang hatte er zu vergessen versucht, dass er ein Krieger gewesen war. Nicole war aus tiefster Seele dankbar dafür, dass ihm das nicht gelungen war.
    »Nein«, antwortete sie. »Nichts.«
    Nachdem Derek gegangen war, begannen Richard, Amanda und Tommy den Weihnachtsbaum zu schmücken. Das war ein schwacher Versuch, ein wenig Normalität herzustellen, aber diese Handlung besaß durchaus Macht. Weihnachtsbäume gehörten zu den Wicca-Ritualen, mit denen die Julnacht gefeiert wurde, genauso wie zum traditionellen Weihnachtsfest. Der erste Baum, den Richard vor drei Tagen ins Haus Moore gebracht hatte, war ein gesunder, lebender Baum samt Wurzelballen gewesen - er hatte ihn nach den Feiertagen im Garten einpflanzen wollen. Doch der Baum war verdorrt, sobald er ihn hereingebracht hatte. Sämtliche Nadeln waren braun geworden und abgefallen. Im Moore-Haus war er abgestorben.
    Lag das daran, dass er ein Lebewesen war und wir ihn nicht eingeladen hatten, das Anwesen zu betreten?, fragte Nicole sich plötzlich besorgt. Sie hatten weder Kari noch die Katzen förmlich hereingebeten.
    Sie sind nicht lebendig.
    Sie begann zu zittern. Der Drang davonzulaufen war beinahe überwältigend. Als Holly noch die Anführerin ihres Zirkels gewesen war, hatte Nicole sich nach Europa abgesetzt und versucht, alles hinter sich zu lassen. Doch Michael Deveraux' Lakaien hatten sie verfolgt, mal als Krähen, mal als bedrohliche Schatten, die an den Mauern von Gebäuden hinabglitten, wenn sie vorbeiging. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie im kühlen Halbdunkel des Doms von Köln gesessen hatte. Die Gebeine der Heiligen Drei Könige waren hier bestattet, in einem fantastischen, mit Edelsteinen besetzten goldenen Schrein. Licht flimmerte auf den Gesichtern der Heiligenfiguren, und sie saß auf der harten Kirchenbank, atmete Weihrauch und altes Gemäuer, versuchte zu beten und nickte ein. Ein Priester sprach sie an, weil er sie für eine Obdachlose hielt, und sagte ihr, sie müsse gehen. So viel zur Zuflucht im Hause des Herrn.
    Draußen warteten die Schatten auf sie.

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