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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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entschieden?«
    »Noch nicht.«
    »Sie sollten sich beeilen, denn heute werden wir sterben. Wenn Sie wollen, können Sie uns dabei Gesellschaft leisten.«
    Ich deutete auf Katie. »Gilt das auch für sie?«
    »Für sie ganz besonders«, entgegnete Dan lächelnd.
    Katie zitterte vor Angst.
    »Sie will aber nicht sterben«, wandte ich ein. »Für sie war das nur ein Abenteuer, ein kleiner Nervenkitzel, ein bisschen Spaß mit ein paar wilden Jungs.«
    »Ich kann für mich selbst sprechen«, brüllte Katie mich an.
    »Nur zu«, gab ich zurück. »Sag ihm, was du wirklich denkst.«
    Tom kam auf mich zu und drückte mir den Lauf seiner Schrotflinte unters Kinn. »Hier geht’s nicht um dich«, zischte er mir zu.
    Ich schluckte und versuchte, das kalte Metall der Waffe zu ignorieren. »Das Problem mit Geiseln«, erwiderte ich, »liegt darin, dass man eine ziemlich schlechte Verhandlungsposition hat, wenn man die Geiseln erst mal verloren hat. Du solltest mit der Waffe also vorsichtig sein.«
    Als sich sein Finger fester um den Abzug spannte, spürte ich das leichte Vibrieren, das sich durch den Lauf fortsetzte. Seine Augen hatte er vor Wut zusammengekniffen. Doch dann ging Dan dazwischen und legte eine Hand auf den Lauf.
    »Noch nicht«, sagte er ruhig und deutete mit einem Kopfnicken auf die Stufen. »Hol die Schlampe rauf.«
    Tom sah seinen Vater an, und nach einem hasserfüllten Blick in meine Richtung lief er zur Treppe. Ich schloss die Augen und schluckte, als ich seine schweren Schritte auf den Stufen hörte. Ich wollte nicht, dass er Laura hierher zu uns brachte. Im nächsten Moment schrie sie vor Schmerzen auf, und ich erkannte, dass Tom sie an den Haaren gepackt hatte und hinter sich die Treppe hinaufzerrte. Ihr Gesicht war angeschwollen, die Wangen waren mit blauen Flecken übersät, und ein Auge war rot und verquollen.
    Ich zuckte zusammen und wollte zu ihr laufen, aber ich zwang mich zur Ruhe, um diese Kerle nicht zu provozieren. Dan musste meine Reaktion bemerkt haben, da er mich breit angrinste. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel.
    »Mistkerl!«, fauchte ich ihn an.
    Laura sah zu mir und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Reiz ihn nicht, wollte sie mir sagen. Konzentrier dich.
    Tom machte einen Satz nach vorn und schlug mir mit dem Kolben seines Gewehrs gegen das Knie, woraufhin ich vor Schmerzen zu Boden ging. Trotzdem gelang es mir, mich so zu winden, dass ich ihn im Auge behalten konnte. Während ich tief durchatmete, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, wollte ich ihm keine Gelegenheit geben, sich mir von hinten zu nähern.
    Wieder trat er zu mir, und ich robbte mit vor Schmerzen pulsierendem Bein vor ihm davon, bis ich die Wand im Rücken hatte. Er starrte mich eindringlich an, um in meinen Augen die Angst und den Schmerz sehen zu können, doch das Vergnügen wollte ich ihm nicht bieten. Stattdessen warf ich ihm einen wütenden, herausfordernden Blick zu.
    Fauchend trat er mir mit seinem schweren Stiefel auf die Hand. Ich schrie vor Schmerzen auf, und während ich schwarze Punkte vor den Augen sah, fühlte ich, wie meine Finger anschwollen. War es das? Würde es so enden? Langsam und schmerzhaft?
    Außer Atem lag ich am Boden und sah zu Laura, die mit geschlossenen Augen gegen die Wand gelehnt dastand. Ich glaubte, Tränen auf ihren Wangen zu erkennen. Mein Blick wanderte weiter zu Dan, der das Geschehen scheinbar teilnahmslos mitverfolgte.
    Tom zog einen Stuhl heran und setzte sich hin, sodass er mich beobachten konnte, wie ich keuchend und ächzend auf dem Boden lag. Er hob die Schrotflinte hoch und richtete sie auf meinen Kopf, bis der Lauf zwischen meinen Augenbrauen gegen die Stirn drückte, dann lächelte er mich an.
    »Katie?«, rief er, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    »Ja?«
    Mit einem Nicken deutete er auf Laura. »Bring mir ein Seil, damit ich das Miststück fesseln kann.« Als Laura daraufhin zur Tür sah, ergänzte er: »Wenn du das versuchst, dann hörst du, wie das Gehirn deines Freundes gegen die Wand klatscht, noch bevor du dich zwei Schritte weit vom Haus entfernt hast.«
    Dann stand er auf und drehte den Stuhl so, dass er mit der Rückenlehne zur Tür wies. Er griff Laura wieder in die Haare und drückte sie so auf den Stuhl, dass sie rittlings darauf saß und die Tür vor sich hatte.
    Katie gab Tom ein Stück Schnur. »Was hast du vor?«, fragte sie ihn.
    »Ich werde improvisieren«, erwiderte er und behielt mich weiter im Auge, während er das Gewehr auf den Boden legte

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