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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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appellierte er an sie.
    Abigail sah ihn an, für eine Sekunde veränderte sich die Art, wie sie ihn anlächelte, dann dankte sie ihm abermals und schloss langsam die Tür.
    Rod Lucas stand da und betrachtete die geschlossene Tür, während er überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich machte er kehrt und ging den Weg zurück zu seinem Wagen.
    * * *
    Ich saß in der selben kleinen Kaffeebar wie am Tag zuvor und hatte meinen Cappuccino zur Hälfte ausgetrunken, als ich auf die Idee kam, Laura anzurufen.
    »Was machst du gerade?«, fragte ich, nachdem sie sich gemeldet hatte.
    »Wir kämpfen uns durch Berge von gestohlenen Kabeln«, erwiderte sie.
    »Klingt so, als hättest du schon bessere Tage erlebt.«
    Laura lachte. »Nein, das ist reine Routine. Wir bereiten uns mal wieder auf ein Verhör vor, bei dem uns nur eisiges Schweigen entgegenschlagen wird.«
    »Beantwortet eigentlich heutzutage niemand mehr die Fragen, die ihm gestellt werden?«
    »Wir können sie nicht dazu zwingen, Jack«, entgegnete sie. »Aber ich habe immer noch ein gewisses Vertrauen in unser System. Es führt öfter zum Erfolg als zu Fehlschlägen.«
    »Den Eindruck habe ich allerdings nicht.«
    »Mag sein, aber es kommt bei allem darauf an, wie man es darstellt.«
    Ich atmete schnaubend aus. »Du brauchst mal eine Pause«, sagte ich leise. »Wenn das mit Bobby geregelt ist, dann fahren wir beide irgendwohin, wo wir uns ein paar Tage lang an den Strand legen und uns die Sonne aufs Gesicht scheinen lassen können.«
    Ein paar Sekunden lang war nichts mehr zu hören, dann antwortete Laura mit sanfter Stimme: »Das wäre schön … Du fehlst mir, Jack.«
    »Ich war doch gar nicht weg.«
    »Aber es kommt mir so vor.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin die ganze Zeit über da gewesen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mich auch gesehen hast.«
    »Warum rufst du an? Gibt’s was Neues?«
    »Ich wollte nur deine Stimme hören, sonst nichts«, erwiderte ich. Als sie daraufhin schwieg, versuchte ich, mir die Laura vorzustellen, von der ich bei der ersten Begegnung so gefesselt gewesen war. Dieses strahlende Lächeln, diese spitzbübische Art, wenn sie sich auf die Lippe biss, ihr Kichern, wenn ich einen Witz machte.
    »Ich bin froh, dass du angerufen hast«, sagte sie leise, dann atmete sie tief durch. »Wie war dein Vormittag?«
    »Interessant.«
    »Interessanter als gestern?«
    »Gestern um die Zeit wusste ich noch nichts von den Briefen.«
    »Beschäftigst du dich immer noch damit? Ich habe dir gesagt, du solltest vorsichtiger sein.«
    »Hast du denn noch nichts darüber gehört?«
    »Das habe ich dir gestern Abend auch gesagt: Selbst wenn ich etwas wüsste, könnte ich es dir nicht sagen. Aber ich weiß auch nichts.« Dann fragte sie: »Was hast du als Nächstes vor?«
    »Ich will mit dem Direktor ihrer Schule reden, und danach will ich diesen Briefen auf den Grund gehen.«
    Nach einer kurzen Pause warnte sie mich: »Sei vorsichtig, Jack. Sie hat jemanden umgebracht, zumindest glauben das alle. Mörder sind mitunter ziemlich verzweifelte Menschen.«
    »Deshalb musst du die Mordkommission darüber auf dem Laufenden halten, wo ich bin.«
    »Wieso das?«
    »Damit sie meine Leiche schneller finden«, scherzte ich.
    Wieder lachte sie. »Wenn du so weitermachst, wird sich Carson vermutlich nicht viel Mühe geben, nach dir zu suchen.«

20
    S arah lag unter der Decke, ein wenig Wärme kehrte allmählich in ihre Füße zurück. Der getrocknete Schlamm bröckelte von ihrer Haut ab. Plötzlich nahm sie das Knarren der Türscharniere wahr, das trotz der dröhnenden Herzschläge aus den Lautsprechern zu hören war. Schritte näherten sich ihr, sie waren schneller als üblich. Sie sah über den Rand der Decke und entdeckte die vertraute schwarze Kapuze. Allerdings war die Kopfform eine andere. Schmäler, kleiner. Das war der andere Mann, der zu ihr gekommen war, als sie in der Kiste gelegen hatte.
    Sie zuckte zusammen und begann zu zittern, da sie sich an die Zeit in der Kiste erinnerte.
    Die hatte für sie bereitgestanden, als sie in diese Zelle gekommen war. Zuvor hatte sie die Fahrt in dem beengten Kofferraum über sich ergehen lassen müssen, wo sie von solcher Panik erfasst worden war, dass sie kaum hatte atmen können. Aus dem Wagen waren Stimmen zu hören gewesen, jedoch nicht laut genug, um die Fahrgeräusche zu übertönen. Sarah hatte versucht, den Weg nachzuvollziehen, indem sie auf Kurven und Stopps achtete, doch bereits nach kurzer

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