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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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aus einem alten Laken, wie man es benutzte, um Möbel abzudecken, und darin … Ella holte erschrocken Luft. Sushi! Die Beine bis zur Hälfte türkisblau, das Fell mit irgendetwas anscheinend Öligem verschmiert und ihrem Knurr-Grollen nach zu urteilen mehr als schlecht gelaunt.
    »Es tut mir wahnsinnig leid«, platzte die junge Frau heraus. »Bist du Ella Thorens? Die Roysons haben gesagt, sie gehört dir. Ich habe das Haus neben deinem gemietet. Sie ist mir in die Farbe gelaufen und dann ist auch noch das Leinöl direkt über ihr umgekippt, mit dem ich den Tisch einlassen wollte … Ich bin J. J. Es tut mir so leid. Es war ein riesiger Unfall. Ich wollte schon allein versuchen, das Zeug aus ihrem Fell zu kriegen. Aber dann habe ich gesehen, dass bei dir Licht brennt und sie gehört ja dir. Und so gut kenne ich mich mit Katzen leider nicht aus. Auch wenn es wohl kaum gesund sein kann, wenn sie sich das alles am Ende selbst vom Fell leckt. …« Die junge Frau, J. J., verstummte, sah Ella hilflos an und hielt ihr Sushi in ihrem Bündel entgegen. Ihre Augen waren tiefblau. Und im Moment riesig. »Es tut mir so wahnsinnig leid.«
    Nur mit Mühe konnte Ella den Blick von ihrer Katze losreißen. Hastig öffnete sie die Tür ein Stück weiter, machte der anderen Platz. »Komm rein.«
    Geradezu erleichtert drückte J. J. sich an ihr vorbei, blieb aber mitten in der Küche wieder stehen, während Ella die Tür schnell wieder schloss und dann an ihr vorbeiging, um auch die zweite Tür zu Korridor und Wohnzimmer zuzumachen. Sie mochte sich die Sauerei gar nicht vorstellen, die Sushi in ihrem derzeitigen Zustand anrichten konnte, sollte sie sich irgendwo im Rest des Hauses verkriechen. Ganz abgesehen davon hatte J. J. recht: Es konnte nicht gesund sein, wenn ihre Katze sich die Farbe und das Öl selbst vom Fell leckte. Allerdings war es mehr als wahrscheinlich, dass Sushi jede Chance zur Flucht nutzen würde, die sie bekam. Offene Türen inklusive. Sie wies zum Tisch hin. »Setz sie darauf.«
    J. J. gehorchte. Allerdings wohlweislich, ohne Sushi endgültig loszulassen. Deren Knurren war lauter geworden.
    »Ich habe Terpentin dabei.« Die junge Frau verdrehte sich halb, nickte zu einem Stoffbeutel an ihrer Seite, den Ella bisher nicht bemerkt hatte. »Ich weiß nicht, ob man so was bei einer Katze überhaupt nehmen kann, aber ich hatte nichts anderes.«
    Wenn sie ehrlich war, wusste Ella auch nicht, womit man gewöhnlich Farbe und Leinöl aus dem Fell einer Katze entfernte – nicht, dass sie vermutlich überhaupt irgendetwas davon im Haus gehabt hätte. Das Katzenshampoo, das sie sich irgendwann kurz nach Sushis Einzug mal in einer Zoohandlung hatte andrehen lassen, taugte vielleicht zur Nach behandlung, aber sicher nicht zur eigentlichen Be handlung. Sie schnappte sich die Rolle Küchenkrepp von der Arbeitsplatte und zerrte hastig noch einen Stapel Handtücher aus der Schublade. »Versuchen wir es. Und was gar nicht rausgeht, müssen wir notfalls vorsichtig mit der Schere rausschneiden.«
    Sushis Geduld war begrenzt. Sehr. Dafür schienen ihre Krallen ab einem bestimmten Zeitpunkt immer länger zu werden. Der Berg an blauem Küchenkrepp war beeindruckend. Vor allem, weil er letztlich aus vier Rollen bestand. Das Bad mit Katzenshampoo im Spülstein hatte Sushis Laune den Rest gegeben. Aber zumindest hatten sie die Farbe und was sonst noch an ihr gehangen hatte, von ihren Pfoten und aus ihrem Fell, als sie es schließlich schaffte, sich aus Ellas Griff zu befreien und sich höchst ungehalten ganz oben auf den Küchenschrank zu flüchten, um Ella und J. J. von dort aus böse anzufunkeln. Immer noch klatschnass, da sie ihren Peinigern nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte, sie auch nur ansatzweise abzutrocknen.
    Die Küche war ein Schlachtfeld. Die Arme und Hände von Ella und J. J. mit Kratzern überzogen.
    »Ich werde nie wieder eine fremde Katze in mein Haus lassen, wenn ich malere.« Mit einem Laut, der stark nach einem Stöhnen klang, sank J. J. auf einen der Stühle beim Küchentisch. »Auch wenn sie noch so nett fragt, ob sie reinkommen darf.«
    »Sie hat gefragt?« Ella raffte den Küchenkrepp-Berg zusammen und beförderte ihn etappenweise in den Müll.
    »Hat sie.« Hastig stand J. J. wieder auf, um ihr bei den Aufräumarbeiten zu helfen. »Sie saß in meiner Verandatür, die Vorderpfoten adrett nebeneinander, legte den Kopf schief und sagte: ›Meau?‹« Sie drohte mit dem Finger zu Sushi hinauf.

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