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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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waren bei Mathias. Habt Ihr auch ihm versprochen, nicht zu verraten, wo er steckt?«
    »Nein. Doch es nutzt Euch wenig zu erfahren, dass ich ihm zu einer guten Ausgangsposition im österreichischen Heer verholfen habe.«
    »Das ist nicht Euer Ernst!« Ihre Stimme klang schrill. Sie rang um Fassung und fuhr dann in ruhigerem Ton fort. »Ihr wisst, wie eng ich meiner persönlichen Familiengeschichte wegen dem Heer verbunden bin. Mehr als die Hälfte meines Lebens bin ich von Gefecht zu Gefecht gezogen, habe all die zerfetzten Leiber vor mir liegen sehen und zusammenflicken dürfen. Deshalb flehe ich Euch an, holt meinen einzigen Neffen aus diesem Alptraum, der sich Krieg nennt, heraus! Nie mehr soll einer meiner Lieben als Söldner unterwegs sein. Wir haben zurückgefunden in die Heimat unserer Ahnen. Keiner aus der Familie muss mehr rastlos in der Welt umherziehen, nicht wissend, wo er herkommt und wo er hingehört. Im Kontor unserer Vorfahren findet auch Mathias für alle Zukunft ein Auskommen. Der Bernsteinhandel wird uns alle gut ernähren.«
    »Bei allem Respekt, Verehrteste, aber das wird Euer Neffe nicht wollen. Ich denke, er ist ein Mann der Tat. Er wird seinen Weg gehen, seid unbesorgt.«
    »Ich weiß, wie wenig Freude ihm der Umgang mit Zahlen und Buchstaben macht, wie langweilig ihm das Hantieren auf dem Papier erscheint.« Magdalena gab nicht nach. »Aber seid Ihr nicht selbst das beste Beispiel, wie viele andere Möglichkeiten es für einen Kaufmann gibt, sich im Geschäft seiner Väter zu betätigen? Wenn ich schon meine Base verloren habe, bringt mir wenigstens Mathias zurück. Ihr wisst, welche Schicksalsschläge ich einstecken musste. Verhindert einen weiteren.«
    »Ehrlich gesagt, überrascht es mich, Euch Eurer Base wegen in Trauer zu sehen. Ich dachte, Ihr zürnt ihr wegen des schmählichen Verrats, den sie an Euch begangen habt.«
    »Mein lieber Helmbrecht!« Sie wandte sich halb zu ihm um und legte ihm die Hand auf den Arm. »Es verletzt mich, dass Ihr mich für so engherzig haltet. Gewiss hat meine Base mir in jener Nacht im Lager großes Unrecht zugefügt. Nun aber höre ich von Euch, welch furchtbares Leid ihr nur wenige Stunden später widerfahren ist. Nicht nur angesichts dessen will ich ihr auf der Stelle alle bösen Worte verzeihen, die je zwischen uns gefallen sind. Es schmerzt mich, künftig mit der Schuld leben zu müssen, sie in jener Nacht im Stich gelassen zu haben. Ich hätte ihr beistehen müssen. Mein Platz wäre an ihrer Seite gewesen.«
    »Ihr seid die Letzte, die sich Vorwürfe machen darf. Dankt Gott, dem Herrn, für seine Gnade, Euch rechtzeitig aus dem Lager weggeführt zu haben.« Sanft legte er seine Hand auf die ihre, die immer noch auf seinem Arm ruhte. Immer noch sahen sie einander in die Augen. Magdalena beendete den unerhörten Moment der Vertrautheit und zog ihre Hand zurück.
    »Wenn Ihr wollt«, sagte Helmbrecht, »schicke ich Mathias eine Nachricht, wo er Euch findet. Dann kann er selbst entscheiden, wie es weitergeht. Doch macht Euch keine allzu großen Hoffnungen! Er schien fest entschlossen, zumindest für die nächsten Jahre seine Bewährung draußen im Feld zu suchen.«
    »Möge Gott, der Allmächtige, ihm beistehen und ihn beschützen.« Sie neigte den Blick und ging los. Unaufgefordert folgte Helmbrecht ihr.
    Viel zu bald schon erreichten sie die Ecke zur Langgasse. Rechter Hand führte der Weg zur Krämerbrücke und von dort in die Altstädter Langgasse hinüber, linker Hand kam nur wenige Hausecken weiter die Fassade des prächtigen Singeknecht-Anwesens in Sicht. Seit gut zwei Wochen wohnten Magdalena und Carlotta darin. Im Erdgeschoss wurde das geräumige Kontor eingerichtet. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich golden in den Scheiben der oberen Stockwerke. Neptuns Dreizack auf dem Giebel glänzte. Versonnen richtete der Meeresgott den Blick nach unten auf das bunte Treiben der Menschen.
    Zwischen den Buden auf der Krämerbrücke herrschte der übliche Trubel. Bald war es Zeit für die abendliche Vesper. Hausfrauen und Mägde waren auf den Beinen, um die letzten Zutaten sowie frisches Bier und Brot für das Mahl zu besorgen. Die ersten Bauersfrauen und Händler schickten sich an, ihre Bündel zusammenzuraffen.
    Helmbrechts Zögern entnahm Magdalena, dass er unschlüssig war, welchen Weg er einschlagen sollte. Sie fasste sich ein Herz und beendete die verfängliche Situation. Viel zu lange schon war sie, die Kaufmannswitwe, mit ihm, dem ledigen

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