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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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Gesichtszügen an ihrem Lager und seufzte erleichtert. Ein Engel! Gott hatte sie also nicht gleich aufgegeben! Obwohl sie eine Todsünde begangen hatte, schien Er sie nicht sofort der Hölle überlassen zu wollen.
    Celias Blick folgte dem davoneilenden Himmelsgeschöpf, welches nun durch eine der weißen Wände verschwand, während ihre Hände unruhig zu wandern begannen. Als sie dann statt samtiger Weichheit mit einem Mal festes Gewebe ertastete, stutzte sie – sie hatte doch ein Kleid aus Seide getragen? – und schaute daraufhin auf ihren Körper hinab, nur um festzustellen, dass dieser auf einer merkwürdigen Liegestatt ausgestreckt war. Man hatte ihr also ein leichtes Hemd aus einfachem Material gegeben, weil sie hier keine kostbare Robe brauchte, stellte sie fest. Auch die Decke, die man über sie gebreitet hatte, war aus einfachem Stoff. Nur – was war das für ein Material? Leinen war es nicht, überlegte sie. Dafür war es zu weich. Und Wolle war es auch nicht, denn dafür war es zu leicht. Himmelsgewebe! Ja, das musste es sein!
    Ein leises Rascheln auf der anderen Seite ihres Lagers machte Celia schließlich darauf aufmerksam, dass da noch jemand sein musste. Im Glauben, dass es sich um ein weiteres Himmelsgeschöpf handelte, wandte sie sich um, bekam tatsächlich ein menschlich anmutendes Wesen zu sehen, welches auf einem Stuhl hockte und sich nun aufrichtete, und wunderte sich, dass dieses Geschöpf vollkommen schwarz gekleidet war, wo doch hier nur weiße Sachen angebracht waren. Doch dann erkannte sie, dass es ein Mann war, der da saß, und dass dieser Mann schwarzes Haar und dunkelblaue Augen besaß, was augenblicklich Unbehagen in ihr aufsteigen ließ. Als sie begriff, wer er war, wurde sie jäh von Panik überfallen.
    Für einen unendlich langen Atemzug sah Celia den vermeintlichen Höllenfürsten sich erheben und erkannte, wie groß er war. Sie versuchte aus der Reichweite seiner Hände zu rutschen. In ihren weit aufgerissenen Augen stand das nackte Entsetzen, ihre Finger begannen eine fieberhafte Suche, ohne allerdings fündig zu werden, so dass sie den Blick von der Teufelserscheinung lösen musste, um nachzusehen, wo genau sich ihre Gebetskette befand. Weil da aber nichts war – weder ihr Gürtel noch der Rosenkranz mit dem Kruzifix daran –, schaute sie ruckartig wieder empor. Den Geist nicht mehr aus den Augen lassend, ließ sie sich geistesgegenwärtig auf der anderen Seite von ihrem Lager gleiten, ertastete mit den Zehen festen Boden, warf sich herum und wollte auf der Stelle wegrennen. Nur: Wohin sollte sie laufen? Da gab es keinen Ausweg. Außer der breiten Fensterfront schien es tatsächlich keinerlei Verbindung zur Außenwelt zu geben.
    Selbstverständlich gab es einen Ausgang. Nur konnte Celiska in ihrer Panik dies nicht auf den ersten Blick erkennen, weil das Türblatt die gleiche Beschaffenheit und Farbe aufwies wie die kunststoffbeschichtete Verkleidung des Mauerwerks. Hätte sie genauer hingesehen, wäre ihr der hellgrüne Griff sofort aufgefallen, ebenso wie die gleichfarbige Türzarge. Da sie momentan aber nur ein Ziel hatte – nämlich von dem Gespenst fortzukommen –, fehlte ihr die nötige Konzentration, um ihre reale Umgebung richtig einzuordnen. Außerdem kam die tiefe männliche Stimme, die ihr zwar etwas zu erklären suchte, vor der sie aber eine Höllenangst hatte, beständig näher, so dass ihr Verstand ausschließlich davon vereinnahmt war, eine Fluchtmöglichkeit zu ersinnen. Weil es aber offensichtlich kein Entkommen gab, drückte sie sich am Ende verängstigt in eine Ecke des Raumes und streckte abwehrend die Arme gegen die unheimliche Gestalt aus, die unaufhaltsam in ihre Richtung strebte. Sie wollte schreien, die Erscheinung solle weggehen, doch löste sich aus ihrer Kehle nur ein leises Wimmern, welches sofort in einem haltlosen Schluchzen unterging.
    „Was ist denn hier los?“
    Vincent war mitten im Raum stehen geblieben, nicht sicher, was er weiter tun sollte, und atmete beim Eintreten des Arztes hörbar auf.
    „Ich weiß nicht“, erklärte er nun zögernd. „Sie ist gerade aufgewacht und dann sofort aus dem Bett gesprungen. Mir kommt es vor, als hätte sie sich vor irgendetwas furchtbar erschreckt.“ Während er zu dem Mediziner sprach, der mittlerweile neben ihm stand, betrachtete er die zusammengekauerte kleine Gestalt in der Zimmerecke. Wie ein zu Tode verängstigtes Tier, stellte er tief betroffen für sich fest. Dabei schien sie ihre Augen nicht

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