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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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verstand sie, wie Celiska die beiden Idiome zusammenfügte. „Wir haben schon ein schönes Zimmer für Sie herrichten lassen“, erklärte sie jetzt langsam und sehr deutlich, weil sie vermutete, dass Celiskas Gedankenablauf ebenfalls zweisprachig funktionierte, also ziemlich durcheinander war. Sie bemerkte das unsichere Stirnrunzeln ihres Gegenübers, führte dies jedoch darauf zurück, dass Celiska Mühe hatte, die Worte gleich richtig einzuordnen. Ganz egal, dachte sie, wie auch immer die notwendige Verständigung vonstattengehen würde. Die Hauptsache war, dass die Patientin überhaupt sprach. Sie artikulierte die Silben klar und deutlich. Das war ja schon mal ein guter Ausgangspunkt. Wenn man mit dem Patienten reden konnte, konnte man auch an seine Probleme herankommen. Leider war es nicht immer so einfach, erinnerte sie sich. Es gab viele arme Menschen, denen sogar die menschliche Stimme abhanden gekommen war, sobald sie ihre geistige Gesundheit verloren hatten. In den meisten Fällen bekam man dann nur noch hilfloses Stammeln oder schrille Schreie zu hören.
    „Zimmer?“, fragte Celia unsicher. „You mean eine Zelle?“
    Rebekka wollte schon entschieden verneinen, bemerkte aber gerade noch rechtzeitig die erwartungsfrohe Miene der Patientin. Meine Herren, dachte sie ratlos. Was ging nur in diesem verwirrten Geist vor? Jeder Mensch, der sich für normal hielt – selbst die Patienten ihrer Station – weigerte sich, in eine Zelle gesperrt zu werden! Aber dieses Dingelchen hoffte geradezu auf eine? Da Rebekka keine passende Erwiderung einfiel, nickte sie bloß, was ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen ihres Gegenübers zauberte.
    „Fine.“ Celia war hoch erfreut. „Dann can ich ja now to the kitchen gehen. I enjoy it to help in der Küche. May I go?“, fragte sie voller Vorfreude.
    „Wir müssen erst zu Ihrem Zi …, äh, Zelle“, antwortete Rebekka ernst. „Sie müssen sich erst einmal einrichten. Dann sehen wir weiter.“
    Celia nickte ernst. Wie dumm sie sich doch benahm, dachte sie beschämt. Natürlich musste sie erst einmal in ihre Zelle. Die Mittagsgebete mussten ja noch gesprochen werden! Außerdem gab es im Kloster einen festen Zeitplan. Niemand konnte einfach irgendeine Arbeit beginnen, ohne sich vergewissert zu haben, dass diese Aufgabe auch wirklich für ihn bestimmt war.
    Rebekka bemerkte durchaus die leise Unruhe, die sich nun bei ihrer Patientin breit machte, konnte jedoch nicht nachvollziehen, wieso sie plötzlich so schuldbewusst dreinschaute, als sei sie gerade gescholten worden und müsse sich nun in Grund und Boden schämen. Die Kleine wirkte mit einem Mal wie ein hilfloses Kind, dachte Rebekka. Die Finger um den Anhänger geklammert, der an einer unübersehbar teuren, weil sehr dicken goldenen Halskette hing, versuchte das Mädchen offenbar Trost und Sicherheit daraus zu ziehen.
    Erst als Celiska die Hände sinken ließ, weiteten sich die Augen der Ärztin vor Verblüffung. Und nur einen Atemzug später erschien ein verstehendes Lächeln auf ihren Lippen. Eine Fromme also, stellte sie im Stillen fest. Nun ja. Gegen den Glauben war eigentlich nichts einzuwenden. Es sei denn, dieser wurde wie ein Schutzschild gebraucht, um die wahren Probleme nicht sichtbar werden zu lassen. Blieb abzuwarten, wie es sich bei Celiska verhielt. Ob sie wohl bewusst nach dem Kruzifix gegriffen hatte? Welche Bedeutung hatte es wirklich für sie? Und – wusste Vincent von dieser Sache, oder war er noch ahnungslos?
    „Sie haben da ein sehr schönes Schmuckstück“, sagte sie in bewunderndem Tonfall.
    Celia wusste im ersten Moment nicht so recht, was die Äbtissin meinte. Sie verstand zwar die Worte, die an sie gerichtet wurden, konnte allerdings mit dem Begriff „Schmuckstück“ im Augenblick nichts anfangen. Als sie jedoch die Augen der Nonne auf ihre Brust gerichtet fand, verstand sie plötzlich.
    „No Schmuck“, erklärte sie ernst. „Ich need it sehr. I muss avert the devil! It is mein Schutz.“ Das goldene Kreuz umklammernd, schaute sie sich schnell um, als erwarte sie im nächsten Moment jemanden hinter sich anzutreffen.
    Rebekka registrierte jede noch so kleine Gemütsbewegung ihres neuen Schützlings, beschloss aber, an diesem Tag nicht weiter auf dieses Thema einzugehen. Sie würde vermutlich noch sehr viel Zeit haben, dachte sie für sich, um sich mit dem eben Gehörten auseinander zu setzen, denn erfahrungsgemäß dauerte es sehr lange, bis man alle Informationen beisammen hatte,

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