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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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umso aufgeräumter gab er sich. Als er jedoch wie zufällig nach ihrer Hand griff, die neben ihrem Teller lag, zog sie ihre Finger hastig zurück, stand auf und entschuldigte sich für ein paar Minuten.
    Wieder spürte die junge Frau die Blicke der Neugierigen in ihrem Rücken, marschierte jedoch unbeirrt weiter. Äußerlich völlig beherrscht, durchquerte sie den großen Raum, ohne einen Blick an ihre Umgebung zu verschwenden. Erst im Schutze einer der Toilettenboxen gestattete sie sich einen lautstarken, für sie völlig untypischen, weil obszönen Fluch. Die Hände zu Fäusten geballt, hämmerte sie wie eine Irre an die gekachelte Wand, bis sich der immense Druck in ihrem Innern abzuschwächen begann. Einmal tief durchatmen, befahl sie sich schließlich. Und dann wieder zurück! Ganz egal, was jetzt noch kommen würde, es konnte nicht mehr schlimmer werden!
    Später konnte sich Celiska nicht mehr erinnern, wie sie den Abend überstanden hatte. Sie wusste bloß noch, dass Verena sie erst weit nach Mitternacht zu Hause abgesetzt hatte und dann davongebraust war. Selbst die bitterböse Schimpfkanonade ihrer Mutter fand keinen Platz in ihrem Gedächtnis. Die ältere Frau war wohl ziemlich ausfallend geworden, doch die einzelnen Worte waren wie weggewischt.
    „Ha! Da ist ja das Mäuschen!“
    Celia fuhr erschrocken herum, um die Sprecherin ansehen zu können, die sich unbemerkt an sie herangeschlichen hatte.
    „Hallo Mary“, grüßte sie zurückhaltend.
    „Wirst du es nicht Leid, wie eine graue Maus herumzulaufen? Wenn man dich so anschaut, könnte man meinen, du stammst von einem Bauern ab.“
    Im Gegensatz zu Mary, die in feuerrote Seide gehüllt war, trug Celia ein Kleid aus dunkelgrünem Tuch, welches sich nicht nur durch den Schnitt, sondern auch den Mangel an der üblichen Stoff-Fülle hervorhob. Ganz gegen die derzeit vorherrschende Mode der Gesellschafterinnen, deren Röcke faltenreich und nach unten hin sehr weit zu sein hatten, wirkte ihre Robe ziemlich sparsam, weil sie wie eine Art Tunika gearbeitet war. Allein die auffällige Stickerei um den Ausschnitt herum und an den breiten Manschetten der langen Ärmel verriet den wahren Wert des Kleidungsstückes, weil sie aus kostbaren Silberfäden bestand.
    „Und wenn es so wäre“, erwiderte sie nun ruhig, „wäre es keine Schande für mich. Schließlich sind es allesamt sehr fleißige und nützliche Leute.“ Was sie von ihrem Gegenüber kaum behaupten konnte, dachte sie im Stillen.
    „Sieht nicht nur aus wie ein Bauernmädchen“, ätzte Mary, „sie spricht auch so. Richtig einfach, die Kleine. Kann noch nicht einmal Französisch.“
    „Seid Ihr sicher?“, parierte die Verunglimpfte in eben dieser Sprache. „An Eurer Stelle wäre ich sehr vorsichtig mit meinen Worten. Zumal man nie sicher wissen kann, wer einen versteht und wer nicht. Es könnte sehr peinlich werden, falls man Euch eines Besseren belehrt.“ Weil das Gesicht ihres Gegenübers mit einem Mal auffallend blass wirkte, verfiel Celia in herzhaftes Gelächter. Da sie sich aber nicht länger zu einem Gespräch nötigen lassen wollte, drehte sie sich auf dem Absatz herum und eilte zum Herrenhaus hinauf, weil es noch verschiedene Aufgaben für sie zu erledigen gab. Nun war sie schon vier Monate hier, erinnerte sie sich bedrückt, aber es fiel ihr immer noch schwer, sich mit den anderen Gesellschafterinnen der Herrin zu vertragen. Oh ja, man war sehr freundlich zu ihr! Aber nur solange man die Herrin in der Nähe wusste. War man sicher, nicht beobachtet oder belauscht zu werden, ließ man seinem Schandmaul freien Lauf! Sie konnte immer wieder nur staunen, zu welch barbarischem Sprachgebrauch die so genannten feinen Damen fähig waren. Selbst ein betrunkener Landstreicher hätte ab und an rote Ohren bekommen, falls er zugehört hätte. Hatte man kein geeignetes Opfer für die niederträchtigen Verleumdungen zur Hand, beschränkte sich das Gespräch auf Kleider und Schmuck, denn für andere Themen hatte man gar kein Interesse. Außer Männer natürlich, stellte sie boshaft für sich fest. Das war ein Punkt, über den die Damen bis zur Erschöpfung diskutieren konnten, ohne einmal Luft zu holen!
    „Hallo, kleine Schönheit!“
    Celia kam gerade aus dem Küchentrakt und wollte eigentlich zu ihrer Kammer hinauf. Doch nun stand sie still, als sei sie auf der Stelle festgewachsen.
    „Was wolltest du denn in der Küche?“, fragte der Mann freundlich. „Ist etwas am Tisch vergessen worden? Aber

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