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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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strafen.
    „Mach die verdammte Tür auf!“
    Sie wusste, eigentlich sollte sie unverzüglich gehorchen. Dennoch stand sie wie festgenagelt auf der Stelle. Die Stimme klang eigenartig hoch für einen Mann, schoss es ihr durch den Sinn. Der junge Herr musste schon sehr aufgebracht sein, wenn sich seine Stimme derart überschlug, denn normalerweise war er immer sehr bedacht darauf, sein Auftreten ruhig und distinguiert wirken zu lassen …
    Mit einem Mal stand Celia kalter Schweiß auf der Stirn, und ihr Herz raste. Dann, ganz allmählich, wurde es dunkel um sie herum.
    „Verdammt noch mal, Celiska! Mach endlich die Tür auf! Es ist fast Mittag. Willst du den ganzen Tag verschlafen?“
    Die Augen aufschlagend, hatte die Gerufene zunächst Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Die Bilder ihres Traumes waren noch so lebendig, dass sie meinte, immer noch in der mittelalterlichen Kammer zu sein und auf die dicken Bohlen einer schweren Tür zu schauen, während sie in Wahrheit ihre reale Zimmertür anstarrte. Allein die hohe, durchdringende Stimme der Mutter brachte sie endlich in die Wirklichkeit zurück. Und der Blick auf den Wecker ließ sie mit einem einzigen Satz aus dem Bett springen.
    „Warum hast du mich nicht früher geweckt?“, fragte sie beim Öffnen der Tür.
    „Du spinnst wohl?“, schnappte die Mutter. „Seit sieben Uhr stehe ich alle paar Minuten vor deinem verdammten Zimmer und klopfe! Aber du hast es ja nicht nötig, wenigstens mal zu antworten. Hast du heute frei? Oder was?“
    Celiska schüttelte nur den Kopf, derweil sie bereits zum Bad hastete. Obwohl sie schon viel zu spät dran war, brauchte sie jetzt eine kalte Dusche, damit sich ihr vernebeltes Hirn klärte, stellte sie für sich fest. Irgendwie hatte sie nämlich immer noch das unangenehme Gefühl der Unwirklichkeit.
    „Ach, die Miss ist auch schon da! Haben wir jetzt andere Arbeitszeiten eingeführt, oder was?“
    Celiska hängte ihre Jacke auf und wandte sich der Sprecherin zu.
    „Nein, Frau Bender“, erklärte sie ruhig. „Wir haben keine neuen Arbeitszeiten. Das gestrige Meeting mit den Herren aus England hat sehr lange gedauert, und ich habe heute Morgen einfach verschlafen. Ist das ein Verbrechen?“, fragte sie betont kühl.
    „Na ja. Wenn Sie das so sagen, muss ich es wohl akzeptieren.“ Widerstrebend stand die Zurechtgewiesene auf und überließ Celiska den Schreibtischstuhl, auf dem sie bisher gesessen und gearbeitet hatte. „Ich habe schon mal mit den wichtigsten Briefen begonnen“, erklärte sie eisig. „Damit wenigstens das erledigt ist, wenn der Seniorchef danach fragt.“
    Celiska sparte sich eine Erwiderung. Dass sie während ihrer Abwesenheit durch jemanden vertreten wurde, war ganz alltäglich, bedurfte also keiner zusätzlichen Erklärung. Dass die Frau aber so offensichtlich feindselig reagierte, war doch merkwürdig, denn bisher war sie eine von ganz wenigen gewesen, die sich nach wie vor normal verhielten. Was war nur los, fragte sie sich im Stillen, während ihre Vertretung türknallend das Büro verließ.
    Da sie einiges aufzuholen hatte, arbeitete Celiska wie eine Besessene, so dass sie kaum mitbekam, wie die Zeit voranschritt. Erst als die Tür vorsichtig geöffnet wurde, registrierte sie, dass es beinahe Feierabend war.
    „Bist du allein?“, fragte Verena beim Hereinkommen, erwartete aber nicht wirklich eine Antwort, weil sie bereits wusste, dass Redehof Junior nicht mehr in der Firma war. „Oh Mann“, stöhnte sie stattdessen. „Heute ist die Hölle los. Man könnte wirklich meinen, die wollen uns eins reinwürgen. Also, wenn die Ahrent nicht bald aufhört, mich zu schikanieren, suche ich mir eine andere Arbeit. Kannst du mir glauben!“ Sie stellte den Besucherstuhl so hin, dass sie die Füße auf den Deckel des Papiershredders legen konnte, und musterte gleich darauf ihr Gegenüber so aufmerksam, als suche sie nach Auffälligkeiten in dessen Gesicht. „Sag mal – hast du gestern Abend was genommen?“
    „Wie bitte?“, fragte Celiska verdattert.
    „Na ja“, versuchte Verena zu erklären, „als du gestern Abend von der Toilette zurückkamst, warst du wie ausgewechselt. Es war, als ob du … na ja. So aufgekratzt habe ich dich noch nie erlebt, verstehst du. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass ich das nicht gut fand. Im Gegenteil, Süße. Du hast den Kerlen ganz schön eingeheizt. Also, wenn du mich fragst, ich hätt’s nicht besser machen können.“
    Celiska hörte sich alles an, als

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