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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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denn?“ Verena lachte. „Sieh es doch mal so.“ Sie fasste nach den nervös zitternden Händen der Freundin, um sie beruhigend zu drücken. „Der Alte hat unsere Qualitäten erkannt und möchte uns fördern. Was ist schon dabei? Er hat doch nichts Unrechtes verlangt.“
    Celiska schluckte schwer. Nein, dachte sie bedrückt, der Senior hatte in der Tat nichts Unrechtes verlangt. Aber sein Sohn benahm sich in letzter Zeit sehr merkwürdig. Seit ihrer Erkrankung hatte sich das Verhältnis zu Redehof Junior langsam, aber sicher verändert. Sein vorher ziemlich unpersönliches Verhalten ihr gegenüber war einem freundlichen Interesse gewichen. Sie konnte noch nicht einmal genau sagen, ob ihr diese Entwicklung nun angenehm war oder nicht. Sie mochte ihn, weil er stets fröhlich und unbekümmert schien. Selbst in der allergrößten Hektik fand er immer noch die Zeit, um einen kleinen Plausch mit ihr einzulegen. Mit Sorge erfüllte sie dagegen, dass er ihr immer noch blühende Geschenke machte, obwohl sie doch schon lange wieder gesund war. Ihr kleines Vorzimmer drohte mittlerweile zu einem undurchdringlichen Dschungel aus verschiedenartigen Zimmerpflanzen zu werden, weil fast jeden Tag ein neuer „Untermieter“ seinen Einzug hielt. „… das kleine Schwarze.“
    „Was?“ Mit den eigenen Überlegungen beschäftigt, hatte Celiska nicht mitbekommen, dass die Freundin weitergeredet und am Ende eine Feststellung getroffen hatte. Entsprechend verwirrt schaute sie nun drein.
    „Ich sagte gerade“, wiederholte Verena geduldig, „du nimmst am besten das kleine Schwarze. Es ist für diese Gelegenheit die beste Wahl, weil wir nicht genau wissen, was von uns erwartet wird.“
    Endlich begriff Celiska, was Verena meinte, und nickte erleichtert. Das „kleine Schwarze“ umschrieb ein schlicht geschnittenes, aber sehr elegantes Kleid, welches in keinem weiblichen Kleiderschrank fehlen durfte. Es passte zu jeder Gelegenheit, denn es war sozusagen neutral. Man musste nur die Accessoires ändern, um eine andere Wirkung zu erzielen, zum Beispiel der Situation angemessen geschäftsmäßig auszusehen.
    „Gut“, lächelte Verena. „Ich hole dich heute Abend ab, dann brauchst du nicht mit dem Bus in die Stadt hineinzufahren. Um halb acht bin ich da.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging davon, denn die Mittagspause war zu Ende.
    Auch Celiska erhob sich langsam, griff nach ihrer Handtasche und wollte zum Ausgang.
    „Na? Wie weit sind wir denn?“
    Die Angesprochene hatte nicht mitbekommen, dass da jemand an sie herangetreten war, und fuhr zusammen, weil die Stimme allzu nah war. Als sie erkannte, um wen es sich bei der Sprecherin handelte, schluckte sie hart.
    „Was meinen Sie damit?“, fragte sie unsicher.
    „Na, was werde ich wohl meinen?“, erwiderte die Gefragte bissig. „Wann übernehmen Sie denn das Schreibzimmer? Oder ist diese Frage noch verfrüht? Der Junge hat doch schon angebissen! Nur den Alten muss man noch ein bisschen bearbeiten, wie? Glauben Sie denn, man erkennt nicht, was Sie da vorhaben?“
    Weil ihr keine schlagfertige Antwort einfiel, wandte sich Celiska ab und ließ die Frau einfach stehen. Auch wenn Marlies Ahrent befürchten sollte, ihren Job als Chefsekretärin des Seniorchefs und Leiterin des Schreibzimmers zu verlieren – was im Grunde völliger Nonsens war –, gab ihr dies dennoch nicht das Recht, so bösartig mit anderen Menschen umzugehen, dachte sie verärgert. Am besten, man ignorierte diese Attacke. Sicherlich war es nur ein unbedachter Ausrutscher gewesen, denn die Ahrent hatte sich niemals vorher so offen gehen lassen. Obwohl von vielen Seiten behauptet wurde, dass sie sehr intrigant und karrieresüchtig war, konnte man ihr niemals etwas Negatives nachweisen. Außerdem, versuchte Celiska sich selbst zu beruhigen, was konnte man ihr denn schon anhaben? Solange sie sich keinen Fehler bei ihrer Arbeit leistete, hatte sie einen relativ sicheren Posten!
    Dennoch fühlte sie sich reichlich unbehaglich, während sie, äußerlich beherrscht, die Kantine verließ, um zu ihrem Büro zu gehen.
    „Oh nein! Nicht noch eine!“ Celiska stand ratlos vor der großen Palme, die mitten vor ihrem Schreibtisch aufragte und den Blick in den Raum versperrte. „Wenn Sie mich nicht mehr sehen wollen“, begann sie zu schimpfen, „dann sagen Sie es einfach, statt mich mit Pflanzen zuzustellen. Ich finde ja bald meinen Schreibtisch nicht mehr wieder. Was denken Sie sich denn bloß?“
    Redehof Junior stand

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