Hexenjagd
in der Verbindungstür der beiden Büros und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Zweifellos war ihm die Überraschung gelungen. Aber offensichtlich war diese Aufmerksamkeit nicht so erwünscht gewesen, wie er ursprünglich gehofft hatte.
„Ich wollte Ihnen doch nur eine kleine Freude machen“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass Sie keine Pflanzen mögen.“
„Ich mag sie schon“, erwiderte Celiska ärgerlich, „aber nicht in solchen Mengen! Man kann sich ja kaum noch umdrehen, ohne eines der Exemplare umzuwerfen. Was soll das überhaupt?“, fragte sie erneut.
„Ich versuche immer noch, mich für mein Verhalten zu entschuldigen“, behauptete er. „Außerdem möchte ich Sie damit vielleicht bestechen. Sie sind mir bisher immer ausgewichen, aber ich möchte Sie doch so gerne einmal zum Essen einladen.“ Während er sprach, sah er sie flehentlich an und wirkte dabei wie ein kleiner Junge, der um ein Stück Schokolade bettelte.
Auch wenn sie innerlich sofort auf der Hut war, musste Celiska ungewollt lachen. Komischerweise verstand er es, ihre bedrückte Stimmung stets durch die eine oder andere Albernheit zu verscheuchen. Sicher, sie war dankbar, dass er sich eher wie ein guter Freund verhielt und nicht den arroganten Vorgesetzten herauskehrte. Dennoch wünschte sie sich, er würde die nötige Distanz zu ihr, also seiner Untergebenen, wahren und sie nicht so oft in private Gespräche verwickeln – oder immer wieder zu einem Tête-à-tête überreden wollen.
„Wäre nicht gut“, reagierte sie nun auf seine Worte. „Wäre gar nicht gut. Wie heißt es doch so schön? Arbeit ist Arbeit, und meine Freizeit ist mein Königreich!“ Sie registrierte die Enttäuschung durchaus, die sich auf seinem Gesicht breit machte, war jedoch nicht bereit nachzugeben. „Es wird ohnehin schon sehr viel getratscht“, erklärte sie leise. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber es wäre nicht gut für mich, wenn man mich auch noch privat an Ihrer Seite sehen würde.“
„Schade, dass Sie so kleinkariert denken.“ Sein leicht verkniffener Mund deutete darauf hin, dass er beileibe nicht so gelassen war, wie er tat. „Wenn zwei erwachsene Menschen miteinander essen gehen möchten, ist das doch noch lange keine offizielle Bekanntmachung einer Liaison. Und ich wollte wirklich nicht mehr, als nur mit Ihnen in ein Restaurant gehen.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wandte er sich ab und schloss die Verbindungstür hinter sich.
Dummes Ding, schimpfte sie mit sich selbst. Natürlich wollte er nicht mehr von ihr! Warum auch? Sie war doch nur ein kleines Licht in einer endlosen Kette bunter Lampions, aus der er sich jederzeit ein besonderes Stück aussuchen konnte. Wenn sie jetzt an die Frauen zurückdachte, mit denen er bislang liiert gewesen war, schalt sie sich eine Närrin, weil sie gemeint hatte, dass er sich für sie als Frau interessierte. Dabei war sie für ihn sicherlich nicht mehr als eine gute Bekannte. Eine willige Zuhörerin, die jedoch nicht im Traum daran dachte, irgendwelche Ansprüche an ihn zu stellen. War es das? Suchte er eine harmlose Freundschaft? Wenn es tatsächlich so war, dann war dagegen gar nichts einzuwenden, stellte sie fest. Trotzdem würde sie den Teufel tun und sich mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen!
Um nicht weiter über ihren Chef und sein merkwürdiges Verhalten nachdenken zu müssen, begann sie die Pflanzen umzustellen, um einen Platz für die neue Palme zu schaffen, damit sie wieder ein freies Blickfeld bekam. Dass Redehof Junior für den Rest dieses Tages ihr Büro mied, war ihr nur recht. So konnte sie sich wenigstens auf ihre Arbeit konzentrieren, dachte sie erleichtert. Sie unterhielt sich zwar gern mit ihm, doch diese Gespräche kosteten viel von ihrer Zeit, die sie dann irgendwie wieder aufholen musste, wenn sie sich keinen Tadel wegen Bummelei oder Schlamperei einhandeln wollte.
„Ich denke, es ist ein Geschäftsessen“, nörgelte die Mutter. „Wieso putzt du dich dann so heraus? Man könnte meinen, du gehst zu deinem Vergnügen aus.“
„Ich habe mich nicht herausgeputzt“, erwiderte Celiska ruhig. „Ich muss doch nicht in Sack und Asche herumlaufen, nur weil ich zur Arbeit gehe.“ Sie hatte sich Verenas Rat zu Herzen genommen und tatsächlich das kleine Schwarze angezogen. Das schmale hochgeschlossene Etuikleid aus schwerer blauschwarzer Seide – ein spontaner Kauf, der sie einen halben Monatslohn gekostet
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