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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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stand sie im Osten?
    „Jetzt hab ich doch Ihren Schönheitsschlaf gestört“, plapperte der alte Mann unterdessen weiter. „Wahrlich kein guter Anfang für einen Freitagmorgen. Man könnte meinen, es sei der Dreizehnte.“
    Celiska war unvermittelt zusammengefahren, drehte sich dann blitzschnell um die eigene Achse und stürmte davon. Während sie sich in ihrem Badezimmer in aller Hast zurechtmachte, hatte sie den alten Herrn bereits vergessen, der zu einer Entschuldigung angesetzt, aber nicht mehr dazu gekommen war, diese auch auszusprechen. Also stand er zunächst ein wenig hilflos herum, die Wangen hochrot vor Verlegenheit. Selber schuld, dachte er mit wachsendem Ärger, während er seinen ursprünglichen Weg wieder aufnahm. Immer musste er beweisen, dass er noch rüstig genug war, die Kirschernte selbst zu erledigen! Anna hatte geschimpft, erinnerte er sich schuldbewusst, weil sie seine Kraxelei für unnötig und gefährlich hielt. Aber er hatte nicht hören wollen, gestand er sich ein. Obwohl er wusste, dass er auf Vincent hätte warten sollen, hatte er sich nicht beirren lassen. Dass einer der Äste nachgeben könnte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Und die Gefahr, bei einem Sturz verletzt zu werden, genauso wenig. Nun ja. Er hatte sich noch kurz vor dem Fall auf einen anderen Ast retten können. Trotzdem gehörte ihm gewaltig in den Hintern getreten, denn jetzt hatte er mehr Schaden angerichtet, als ihm lieb war. Blamabel, wirklich. Da wollte er beweisen, was er noch auf dem Kasten hatte, und zeigte dabei bloß, wie trottelig er tatsächlich war!
    Unterdessen beendete Celiska ihre Morgentoilette, zog frische Kleidung an und stürzte aus dem Haus. Ungeachtet der Passanten, die sie beinahe umrannte, lief sie mit wehenden Haaren die Straße entlang zum nächsten Taxistand. Und dann stand sie in ihrem Büro und verstand die Welt nicht mehr. Leer! Kein Möbelstück. Kein Bild. Nichts!
    „Celiska! Meine Güte, wo warst du denn bloß?“ Verena schien buchstäblich aus dem Boden gewachsen zu sein, so plötzlich war sie da.
    „Ich hab verschlafen“, murmelte Celiska hilflos. „Was … wo …“ Sie schluckte schwer.
    „Nun komm schon“, drängte Verena. „Dein Boss hat sein neues Büro in der Chefetage. Komm endlich, bevor dein Zuspät-kommen bemerkt wird.“ Der verständnislose Blick der Freundin ließ sie ungeduldig seufzen. „Ich hab denen gesagt, dass du im Gebäude unterwegs bist. Wenn es aber Mittag wird, bevor du in deinem neuen Reich auftauchst, kann ich für nichts garantieren.“

6
    „Na, du kleine Hure? Wie ist es denn so, wenn man sich mit dem Chef einlässt?“
    Celiska knallte wortlos den Telefonhörer auf. Es wurde wirklich Zeit, dachte sie entnervt, dass sie sich einen Anrufbeantworter kaufte. Wenn die anonyme Anruferin sich dann entschloss, ihre verbalen Ergüsse von sich zu geben, würde sie halt mit einer Maschine sprechen müssen. Celiska wollte sich die Unverfrorenheiten nicht mehr selbst anhören. Zumal sich die Störungen nicht auf die Abendstunden beschränkten.
    Der eben abgebrochene Anruf war einer von vielen im Laufe der vergangenen Wochen. Meist wählte man eine Zeit zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Außerdem war nicht ganz klar, ob es sich nur um einen oder mehrere Anrufer handelte. Dieses Mal hatte Celiska die Worte verstehen können. Bei anderen Gelegenheiten war nur lautes Stöhnen oder obszönes Geflüster zu hören gewesen.
    Vielleicht wäre es besser, überlegte Celiska, wenn sie sich eine andere Telefonnummer geben ließ. Wer auch immer meinte, ausgerechnet sie am Telefon terrorisieren zu müssen, würde sich von einem Anrufbeantworter nicht abschrecken lassen. Er würde halt so lange neu wählen, bis er sicher sein konnte, sein Opfer persönlich an der Strippe zu haben. Aber dazu hatte sie weder Lust noch Kraft. Schließlich erforderte ihr Beruf ein gehöriges Maß an Konzentration, die sie gewiss nicht aufbringen konnte, wenn man sie des Nachts einige Male aus dem Schlaf riss!
    „Eine neue Nummer nützt Ihnen gar nichts“, wurde sie ein paar Stunden später belehrt. „Wer auch immer das ist, wird halt unter der neuen Nummer wieder anrufen.“
    „Ja, und?“, fragte Celiska verstört. „Was mache ich jetzt?“
    „Beantragen Sie am besten eine Geheimnummer“, erklärte die Beraterin von der Telefongesellschaft. „Die erscheint in keinem Telefonbuch und wird auch von der Auskunft nicht weitergegeben. Dann können Sie sicher sein, dass Sie nur von

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