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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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ist mir ernst. Ich kann und will nicht ohne dich leben!“ Ohne auf ihre abwehrende Körperhaltung zu achten, presste er sie an sich und küsste sie.
    Nils’ Behauptung sollte beileibe nicht wie eine Drohung klingen. Dennoch fasste Celiska es in ihrer psychischen Verwirrtheit als solche auf: Für sie war es ein unmissverständliches Ultimatum, dem sie nicht ausweichen konnte, wollte sie nicht riskieren, dass er sein Leben einfach wegwarf – und das machte ihr solche Angst, dass sie innerlich zitterte. Während sein Mund immer wieder ihre Lippen suchte, um sie voller Verlangen in Besitz zu nehmen, focht sie einen verzweifelten Kampf mit sich selbst aus, an dessen Ende sie all ihre normalen Emotionen einfach ausschaltete. Danach funktionierte ihr Verstand zwar immer noch, aber auf einer völlig anderen Basis als bisher. Allein die Logik war zurückgeblieben oder vielmehr das, was sie für Logik hielt. Natürlich musste sie Nils heiraten, redete sie sich nun selbst gut zu, denn wenn sie es nicht tat, würde sie unvernünftig handeln und ihn damit in tödliche Gefahr bringen. Schließlich hatte sie gar keinen Grund, es nicht zu tun. Er wollte sie – also würde sie sich nicht weiter sträuben. Letztendlich war es doch völlig gleich, ob sie ihn wirklich liebte oder nicht. Im Reich der Logik gab es diesen Begriff ohnehin nicht. Man ging eine Verbindung aus vernünftigen Überlegungen heraus ein und nicht wegen einer Sache, die gar nicht existierte. Man tat sich im Grunde nur zusammen, um das Leben gemeinsam zu organisieren und notwendige Aufgaben mit Hilfe des Partners zu erledigen. Mehr verlangte er ja nicht von ihr!
    *
    „Bevor Sie Ihren Arbeitsplatz aufsuchen, möchte ich noch einige Dinge mit Ihnen besprechen.“ Herr Lohsteiner deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich einen Augenblick.“
    Celiska gehorchte, ließ das Gesicht ihres neuen Chefs jedoch nicht aus den Augen. Dass es um eine ernste Sache ging, ließ sich nicht leugnen, denn er hatte sichtlich Schwierigkeiten, die nächsten Worte zu finden.
    „Nun … äh. Man hat mich heute früh angerufen und mir mitgeteilt“, begann er endlich, „dass Sie in Ihrer alten Firma einigen Schaden angerichtet haben und allein deshalb gehen mussten . Stimmt das?“
    „Nein“, erwiderte Celiska schlicht. „Mein Ausscheiden hat ganz private Gründe, die gar nichts mit meiner Arbeit zu tun hatten. Sie werden es ohnehin erfahren, also sage ich es Ihnen persönlich. Nils Redehof, mein bisheriger Vorgesetzter, wird demnächst mein Ehemann werden. Da ich nach der Heirat nicht ganz auf das Arbeitsleben verzichten möchte, aber nicht im Büro meines Mannes tätig sein will, war es nötig, ein anderes Wirkungsfeld zu suchen.“ Während sie redete, bemerkte sie den verwunderten und zugleich zweifelnden Blick ihres Gegenübers und presste für einen Augenblick die Lippen aufeinander. „Gehe ich recht in der Annahme, dass dieses Gespräch einen ganz bestimmten Grund hat?“
    Statt einer Antwort reichte man ihr ein mit Schreibmaschine eng beschriebenes Blatt Papier, auf dem allerdings eine Unterschrift fehlte. Nein, stellte sie gleichmütig fest, nicht nur die Unterschrift. Der Absender dieses Schreibens hatte gänzlich auf die Nennung seines Namens verzichtet. So wie die vielen anonymen Briefe, die sie selbst erhalten und sofort vernichtet hatte, war auch dieser in derselben Manier geschrieben worden. Außer haltlosen Verdächtigungen und üblen Vorwürfen beinhaltete er keinerlei wahre Information. Allein der Stil deutete darauf hin, dass Verfasser oder Verfasserin tagtäglich mit Schreibarbeiten zu tun hatte. Obwohl man augenscheinlich bemüht gewesen war, dem Schmähbrief ein formloses Gesicht zu verleihen, hatten sich doch bestimmte Merkmale eingeschlichen, die den routinierten Schreiber verrieten. Nur – beweisen konnte man gar nichts, auch wenn man einen bestimmten Verdacht hatte.
    Celiska machte sich nicht die Mühe, alles zu lesen, denn die ersten Zeilen reichten ihr schon aus, um zu wissen, wie es weiterging. Den Rücken so gerade, dass es aussah, als wäre da ein Besenstiel statt einer Wirbelsäule, legte sie das Blatt vor sich auf die Schreibtischplatte. Hätte sie sich eigentlich denken können, dass es nicht so einfach aufhören würde, stellte sie im Stillen fest. Rachegelüste – aus welchen Gründen auch immer entstanden – waren offenbar nicht so leicht beiseite zu drängen.
    „Wenn Sie der Person glauben wollen“, sagte sie, indem

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