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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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einige Male, weil ihr plötzlich aufging, dass er tatsächlich nicht zu wissen schien, dass sein Bruder nicht sie, sondern im Grunde bloß seine Verwandten besuchte. Wie sollte er auch, schalt sie sich selbst. Das Ehepaar Rosenbaum hatte mit ihm nicht das Geringste zu tun. Vielleicht wusste er noch nicht einmal von ihrer Existenz. Man musste dem Armen seinen Irrtum vor Augen führen, schoss es ihr durch den Kopf. Doch kaum war dieser Gedanke aufgetaucht, verwarf sie ihn sofort wieder. Warum eigentlich? Wie kam sie denn dazu, seine Verdächtigungen zu entkräften? Und außerdem: Woher hatte er überhaupt sein Wissen? „Wer hat dir das alles erzählt?“, fragte sie interessiert.
    „Spielt das eine Rolle?“, reagierte er mit einer beleidigten Gegenfrage. Dass sie die Beschuldigung nicht zurückwies, war eine klare Bestätigung ihrerseits. Aber warum ausgerechnet Vincent? Und wie kam der in Celiskas Nähe? „Es war ein Freund, der mich darauf aufmerksam machte, was du so treibst. Ich hab ihn ausgelacht, weil ich’s nicht glauben konnte. Doch nun sehe ich, dass du gar nicht so unschuldig bist, wie ich immer gedacht habe, im Gegenteil! Du bist ein kleines Luder!“ Auch wenn er anonymen Informanten sonst nicht über den Weg traute, war es in diesem Fall vielleicht ratsam, der unbekannten Anruferin zu glauben. Besser gesagt, wenn Vincent tatsächlich seine Finger im Spiel hatte, dann sah es für ihn – Nils – verdammt schlecht aus. Dieser verfluchte Mistkerl! Wann und wo immer er auftauchte, machte er nichts als Ärger. So war es schon, seit sie Teenager gewesen waren. Nahezu jedes Mädchen, für das Nils sich ernsthaft interessierte, hatte sich in den älteren Bruder verliebt, auch wenn es von diesem verschmäht wurde. Und Celiska schien es da nicht besser zu gehen als vielen anderen vor ihr. Das Problem dabei war nur, dass er diesmal nicht bereit war, einfach zur Seite zu treten, damit die beiden ihr amouröses Abenteurer ungestört ausleben konnten!
    „Du bist auf dem Holzweg“, sagte Celiska in Nils’ zornige Überlegungen hinein. „Ich will deinen Bruder nicht. Wer auch immer dich aufgeklärt hat, hat dich belogen.“ Sie war bereits auf dem Weg zur Ausgangstür, da änderte sie ihre Meinung, blieb stehen und drehte sich um. Er konnte ruhig die Wahrheit erfahren, entschied sie, auch wenn es überhaupt keine Rolle mehr spielte, was er von ihr hielt. „Selbstverständlich ist Vincent in dem Haus ein- und ausgegangen, in dem ich wohne. Das tut er oft. Aber er kommt nicht meinetwegen, sondern wegen Anna und Felix. Frag deine Mutter. Sie wird dir erklären, wer die beiden sind.“
    Konnte das sein, fragte sich Nils verblüfft. War es tatsächlich nur einem ganz gewöhnlichen Zufall zu verdanken, dass die beiden sich kennen gelernt hatten? Und war es wirklich glaubhaft, dass Celiska keinerlei Interesse an Vincent hegte?
    „Dann verstehe ich nicht, warum du mich nicht mehr heiraten willst“, stieß er gekränkt hervor. „Ich biete dir ein sorgenfreies Leben an, und du lässt mich einfach sausen. Ich verstehe es einfach nicht.“ Vor allem verkraftete er die Abfuhr nicht, weil er merkwürdigerweise wirklich an ihr hing. „Ich liebe dich doch“, behauptete er nun mit leidender Stimme. „Wenn du mich verlässt, dann … dann hat mein Leben keinen Sinn mehr! Ich … ich … Ein Leben ohne dich …“ Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Celiska registrierte dies voller Entsetzen. Selbst wenn sie aus Stein gewesen wäre, hätte sie sich diesem Anblick nicht verschließen können. Sie fühlte grenzenloses Mitleid für den Mann, der ihr nach wie vor seine Liebe zu Füßen legte. Gleichzeitig wurde sie von einem nagenden Schuldgefühl überfallen, welches ihr die Kehle zuschnürte und ihr die Atemluft nahm.
    „Aber …“ Sie schluckte hart. „Du würdest mit mir nicht glücklich werden!“
    Dieses Argument ließ er nicht gelten, zumal er annahm, dass es nur ein Vorwand war. Er kannte sie nun gut genug, um zu wissen, dass sie niemanden absichtlich vor den Kopf stoßen würde. Außerdem merkte er, dass ihre Entscheidung gar nicht so fest stand, wie sie ihn glauben machen wollte. Also würde er sie gewiss umstimmen können – bisher hatte er sie fast immer manipulieren können, so dass sie letztendlich auf seine Wünsche eingegangen war!
    „Du musst mich heiraten“, bestimmte er ernst, indem er zu ihr eilte und sie an sich zog. „Denn wenn du es nicht tust, lädst du ein Menschenleben auf dein Gewissen. Es

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