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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kopf getroffen. Sein Haus, The Grange, zeigt alle Anzeichen dafür, daß hier jemand wohnt, dem es schwerfällt, den Besitz in Ordnung zu halten. Der Garten ist vernachlässigt, die Außenwände müßten dringend gestrichen werden, und die Möblierung ist alt und schäbig. Was halten Sie eigentlich von Maurice Prendergast?« fragte er unvermittelt.
    »Das ist ein ganz anderer Typ. Benahm sich ja ganz anständig, als ich bei ihm zuhause war. Aber nach dem Tanz ist er ziemlich aus der Rolle gefallen. Sie haben ja gehört, was er gesagt hat - es klang so, als hätte wir eine Affäre.«
    »Er hat einen über den Durst getrunken. Vielleicht findet er Sie auch einfach nur sympathisch und möchte mit Ihnen anbändeln.«
    »So wie Vanity anscheinend Sie sympathisch findet?« fragte sie ruhig. »Es würde mich interessieren, wie Sie über sie denken.«
    »Sie ist ohne Zweifel sehr von sich eingenommen, aber sie hat sich auch gut in der Gewalt. Trotz ihrer plötzlichen Stimmungsschwankungen habe ich noch nie erlebt, daß sie die Beherrschung verloren hat. Sie ist das, was man als ›cool‹ bezeichnet.«
    »In dem Punkt stimme ich mit Ihnen überein. Sie ist überaus cool, aber mein weiblicher Instinkt sagt mir, daß sie etwas im Schilde führt, daß sie nicht diejenige ist, die sie zu sein scheint. Und was Grenville anbetrifft, da ist mir auch etwas aufgefallen. Wenn er so knapp mit Geld ist, wie kann er es sich dann leisten, eine so aufwendige Party zu geben?«
    »Vielleicht hat jemand anders dafür bezahlt …«
     
    »Ich treffe mich nach dem Dinner noch einmal mit dieser Privatdetektivin, dieser Linda Standish«, teilte Tweed seiner Assistentin mit. »Wieder in Brown’s Hotel.«
    »Ist etwas vorgefallen?« fragte sie.
    »Ich glaube, sie hat mir heute morgen nicht alles gesagt, was sie weiß. Irgend etwas an ihr stört mich. Ich habe da ein dummes Gefühl …«
    »Ihre Gefühle haben Sie bislang noch nie getrogen.«
    Tweed trug seine Jacke über dem Arm. Die stickige Hitze in Londons Straßen war unerträglich; nicht ein Lüftchen rührte sich. Er fragte sich, ob wohl bald ein Ende der Hitzewelle in Sicht wäre, während er ein Taxi heranwinkte.
    Linda Standish saß bereits in einem anderen Taxi und war auf dem Weg zu Brown’s. Sie achtete darauf, sich immer als erste zu einer Verabredung einzufinden - das gehörte zu ihrer Strategie. Sie überlegte, ob sie Tweed erzählen sollte, daß VB sie angeheuert hatte, um ihre verschwundenen Zwillingsschwestern zu finden. Aber er hatte ihr die stolze Summe von hunderttausend Dollar in Aussicht gestellt, wenn sie das Rätsel löste, also entschied sie sich dafür, lieber den Mund zu halten. Vielleicht konnte ihr Tweed, der Mann von der Versicherung, ja dabei helfen, sich diesen Bonus zu verdienen - eine Summe, die sie noch nie in ihrem Leben besessen hatte.
    Sie saß in demselben Sessel in der Halle des Hotels wie bei ihrem ersten Treffen und trank Kaffee, als Tweed hereinkam. Er reichte ihr die Hand, ließ sich ihr gegenüber nieder und bestellte Kaffee für sich selbst. Bis der Kaffee serviert wurde, sprach er kein Wort. Ihm war schon häufig aufgefallen, daß die meisten Menschen ein längeres Schweigen nicht ertrugen und schließlich wie unter Zwang drauflosredeten, wobei sie oft Dinge von sich gaben, die sie lieber für sich behalten hätten. Linda Standish bildete da keine Ausnahme.
    »Haben Sie herausgefunden, wer meine Schwestern umgebracht hat? Und ich wollte Sie fragen, ob wirklich ein Versicherungsfall vorliegt. Ich meine, hatten sie eine Lebensversicherung oder etwas Ähnliches abgeschlossen, die jetzt fällig wird?«
    »Die Antwort auf Ihre erste Frage lautet nein. Was die beiden anderen angeht - dazu kann ich im Moment leider noch nichts sagen.«
    Tweed dachte sich seinen Teil. Er zweifelte nicht daran, daß der Mord an Cheryl und Julie ihre Schwester tief getroffen hatte. Trotzdem war es bezeichnend, daß sie sich erkundigt hatte, ob ihre Schwestern versichert gewesen waren. Anscheinend hoffte sie, daß, falls eine solche Versicherung abgeschlossen worden war, man sie als Begünstigte eingesetzt hatte. Aus wie vielen Widersprüchen sich die menschliche Natur doch zusammensetzte - und wie oft stieß man auf nackte Habgier, wenn man ein wenig am Lack kratzte. Geld regierte eben die Welt, wie er vor gar nicht allzulanger Zeit schon einmal festgestellt hatte.
    »Sagen Sie mir eines«, begann er. »Ich habe herausbekommen, daß VB, wie er oft genannt wird, einen engen

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