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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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auch alles nur ein dummes Hirngespinst, aber die Möglichkeit zumindest will ich mir nicht nehmen.«
    Mein armer Schatz, dachte Sarah, nie wird er zu dir zurückkehren. Niemals. Aber ich kann dir nicht erklären, warum, sonst würdest du mich umbringen.
    »Okay«, resümierte Romano. »Dann suchen wir jetzt also eine Wohnung für dich in Siena.«
    Sie fanden sehr schnell etwas am Stadtrand. Drei Zimmer, Küche, Bad für vierhundert Euro Kaltmiete, ideal für Elsa und ihre Freundin Anna, die Biologie studierte.
    In den darauffolgenden Wochen hatte Sarah fast täglich Zeit für Elsa und half ihr beim Renovieren. Sie strichen gemeinsam Wände, Fenster und Türen, Sarah schloss Lampen an, dübelte Regale an die Wand und nähte Gardinen. Gemeinsam durchforsteten sie Möbelgeschäfte, Einrichtungshäuser und Baumärkte und besorgten alles, was Elsa für ihren Start in ein selbstständiges Leben brauchte.
    Sarah und Elsa bestellten sich Pizza in die Wohnung, ließen zwischen Farbeimern und Tapetenkleister die Proseccokorken knallen, alberten herum und machten sich manchmal sogar über Männer lustig, die man zum Teufel jagen müsse, um ein sorgenfreies Leben führen zu können.

    Dies alles tat Elsa ungeheuer gut, es half ihr, ihren Trennungsschmerz besser zu ertragen. Sie bewunderte ihre attraktive Mutter, die mitten im Leben stand, über sich selbst lachen und offenbar jede Situation – auch ohne Mann – bewältigen konnte. Es war unfassbar, wie sie mit Bohr- oder Sägemaschinen, sogar mit einer Flex umgehen konnte.
    Abends half Sarah dann obendrein noch in der Trattoria. Elsa konnte überhaupt nicht fassen, wie viel Energie ihre Mutter hatte, zumal sie dienstags und freitags auch noch nach Montevarchi ins Fitnessstudio fuhr.
    »Komm doch mit«, sagte sie zu Elsa. »Ich mache eine Stunde Aerobic, und dann schwimme ich ein bisschen, bevor ich noch an die Geräte gehe. Fahrradfahren, Laufband, Krafttraining, je nachdem wozu ich Lust habe. Und wenn Zeit ist, mache ich noch einen Saunagang. Alles ohne Zwang und ohne Druck. Es macht wirklich Spaß, und es entspannt. Meist finden sich am späten Abend auch einige zusammen, um irgendwo noch etwas trinken zu gehen.«
    Es war relativ gefahrlos, Elsa diese Frage zu stellen. Sarah wusste, dass ihre Tochter Fitness, Sauna, Wellness und alles, was damit zusammenhing, zutiefst verabscheute. Es war ihr schlicht unmöglich, sich zusammen mit schwitzenden Menschen in einem Raum zu bewegen, in Wasser zu schwimmen, in dem auch andere schwammen und vielleicht heimlich ein paar Tropfen Urin abließen, oder nackt in einer engen Sauna zu sitzen, in der auch andere Körper vor sich hin dampften. Allein bei dieser Vorstellung konnte sich Elsa vor Ekel und Entsetzen schütteln.

    Also winkte Elsa erwartungsgemäß dankend und angewidert ab.
    Natürlich fuhr Sarah dienstags und freitags nicht nach Montevarchi, sondern in die entgegengesetzte Richtung nach Siena. Und sie lag in den Armen des Mannes, um den ihre Tochter noch immer trauerte.

52
    Am 10. September zogen Elsa und Anna in ihre neue Wohnung, am 15. begann Elsa zu studieren, und Ende des Monats machten sie ein Einweihungsfest. Anna hatte ein schlechtes Gewissen, weil Elsa und Sarah fast die komplette Wohnung allein renoviert hatten, und richtete daher im Gegenzug das Fest aus.
    Elsa hatte wenig Lust zu feiern. Ohne Antonio erschien ihr das Ganze sinnlos. Daher lud sie nur ihre Eltern Sarah und Romano ein.
    Als Edi von dem Fest hörte, hüpfte er durch Haus und Garten und warf sein Kaninchen vor Freude in die Luft. Dabei sang er mit hoher Fistelstimme: »Edi geht aufs Fest – und das ist allerbest.«
    »Du kannst nicht mitkommen«, sagte Sarah und versuchte, das arme Tier, das pausenlos gen Himmel flog und überhaupt nicht wusste, wie ihm geschah, aufzufangen. »So ein Fest ist nichts für dich. Da sitzen lauter Leute rum, reden und trinken viel. Du würdest dich fürchterlich langweilen.«
    »Edi will tanzen«, sagte er und warf das Kaninchen hoch.
    »Auf diesem Fest kann man gar nicht tanzen. Die Leute kommen nur, um die Wohnung anzusehen und Elsa guten Tag zu sagen.«

    »Tanzen am Abend ist erquickend und labend.« Edi sprang immer wilder in der Gegend herum. Das arme Kaninchen war kurz vor dem Kollaps.
    »Hör auf damit!«, schrie Sarah. »Oder willst du deinen Tiger umbringen?«
    Edi schüttelte heftig den Kopf, stopfte das Tier unter seinen Pullover, schlug mit der flachen Hand gegen einen Küchenschrank, sodass das Geschirr darin

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