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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Siena, die jetzt noch aufhat? Ich nicht.« Es war inzwischen zehn vor drei.
    Sauro nahm eine halbvolle Chiantiflasche, die herumstand, und trank gierig, als habe er den ganzen Abend noch keinen Schluck bekommen. Als er die Flasche absetzte, hatte er einen roten Kopf und grinste dümmlich.
    »Du gefällst mir«, pustete er beim Ausatmen durch die Küche. »Du gefällst mir sogar sehr.«
    Elsa kam gerade in dem Moment in die Küche, als Sauro sich Sarah von hinten näherte und mit einem schnellen Griff ihre Taille umfasste. Sarah entwand sich ihm geschickt.
    »Geh nach Hause«, sagte sie müde aber bestimmt. »Geh schlafen, sonst tut dir alles, was du jetzt noch sagst, spätestens morgen beim Aufwachen leid. Und ich möchte morgen Früh nicht angerufen werden und mir Entschuldigungen anhören müssen.«
    Elsa stand im Türrahmen und grinste.
    Sauro nahm die fast leere Chiantiflasche und ging schweigend und frustriert aus der Küche.
    »Klasse«, meinte Elsa. »Mir würde so was gar nicht einfallen.«
    Sarah ließ das Wasser aus der Spüle. »Feierabend. Den Rest machen wir morgen. Wie viele sind noch da?«
    »Bis auf Sauro niemand mehr.«

    Eine Tür fiel ins Schloss. »Das wird er gewesen sein.«
    »Ist deine Couch schon besetzt, oder kann ich hierbleiben? Ich trau mir nicht zu, jetzt noch bis Montefiera zu fahren.«
    »Natürlich kannst du hierbleiben«, sagte Elsa und nahm ihre Mutter in den Arm. »Was für eine Frage …«
    Sarah verzichtete darauf, sich abzuschminken, sie putzte sich auch keine Zähne mehr, sondern fiel nur noch todmüde auf die Couch.
    Elsa saß auf der Sofakante, deckte sie liebevoll zu und klemmte die Decke hinter ihren Nieren fest. Sarah atmete bereits tief und gleichmäßig.
    »Danke, Mama«, flüsterte Elsa leise. »Danke für alles.« Am Zucken ihrer Augen sah sie, dass ihre Mutter gehört hatte, was sie gesagt hatte. Es war wie ein Nicken mit Wimpern.
    »Ich liebe dich«, flüsterte Elsa, und die Tränen schossen ihr in die Augen. »Ich liebe dich über alles, und ich bin so froh, dass es dich gibt.«
    Diesen Satz hörte Sarah nicht mehr. Sie war bereits eingeschlafen, und daher spürte sie auch nicht mehr den Kuss, den Elsa ihr auf die Wange drückte.

53
    Elsa fuhr in den nächsten drei Wochen kein einziges Mal nach Montefiera. Sie war vollauf damit beschäftigt, sich in den einzelnen Seminaren einzuschreiben, verschiedenste Vorlesungen zu besuchen, nach Wichtigkeit und nach ihrem eigenen Interesse zu sortieren, sich allmählich einen Stundenplan zusammenzustellen und sich die Bücher zu besorgen, die sie für die unterschiedlichen Kurse benötigte.
    Dennoch nagte in ihr das Bild einer Frau, die sie nicht kannte, die ihr aber den Geliebten weggenommen hatte. In ihrer Phantasie wurde diese Frau von Woche zu Woche schöner und begehrenswerter, sie hatte all das, was sich Elsa sehnlichst wünschte. Wenn sie auf der Straße eine überaus attraktive Frau sah, dachte sie automatisch »die wird es sein«, ging ihr hinterher und konnte die Vorstellung kaum ertragen, dass er die langen Beine dieser Frau berühren könnte.
    Das machte sie manchmal fünfmal am Tag, und sie spürte, wie sie immer verrückter wurde. Wenn sie mit diesem Unfug nicht endlich aufhörte, würde ihr Leben ihr vollends entgleiten. Es war eigentlich so simpel. Sie musste nur vor seiner Wohnung warten, um zu sehen, wie die, die herauskam, aussah. Wer sie war, konnte sie dann immer noch in Erfahrung bringen.

    Elsa hatte herausgefunden, dass sie in einer kleinen Nische neben einer Näherei auf einer Stufe sitzen und bequem Antonios Haustür beobachten konnte, während sie von seinem Fenster aus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu sehen war.
    Sie wartete ein ganzes Wochenende. Samstag, Sonntag, Montag. Nichts passierte. Sie sah ihn weder kommen noch gehen. Vielleicht war er gar nicht zu Hause, sondern bei ihr. Aber sie wartete weiter. Irgendwann musste er ja kommen.
    Dann sah sie ihn. Montagabend gegen halb acht, als er aus dem Geschäft zurückkehrte.
    Sein Teint war sonnengebräunt, er sah fabelhaft aus und sprang leichtfüßig die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Ihr Herz raste, sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund und spürte ein heftiges Kribbeln im Unterleib, so sehr vermisste sie ihn.
    Sie blieb eine weitere Stunde in ihrer Nische, ohne ihn noch einmal zu sehen. Offensichtlich hatte er vor, den Abend in seiner Wohnung zu verbringen.
    Am Dienstagabend kam sie wieder. Für den Anblick, den er ihr am

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