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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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uns mal in Ruhe über alles zu unterhalten.«
    »Vielleicht ein andermal, Mama«, sagte Elsa und lächelte.
    Sarahs Herz machte einen Sprung. Seit Wochen hatte Elsa nicht mehr mit ihr gesprochen, und so viel Freundlichkeit hatte sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Vielleicht war Elsa ja dabei, ihr zu verzeihen.
    Sarah winkte dem Wagen nach, bis er hinter dem Palazzo verschwunden war.
    Gegen zehn fuhren Romano und Sarah zusammen auf den Markt in Montevarchi, um frisches Gemüse für die Trattoria einzukaufen. Sie besorgten eine Stiege Steinpilze, zwei Stiegen Tomaten, fünf Salatköpfe, drei Kilo Gurken, vier Staudensellerie, sechs Bund Schalotten, drei Kilo Spinat, zwei Sack Bohnen und drei Kilo Brokkoli. Romano hatte einen kleinen Handkarren dabei, mit dem sie alle Einkäufe problemlos zum Auto transportieren konnten.
    Am Schuhstand kaufte sich Sarah noch ein paar Turnschuhe. »Ich habe abends im Casa della Strega immer so
schrecklich kalte Füße«, sagte sie, »ich brauche einfach Schuhe mit einer dicken Sohle.«
    »Was hältst du davon, wenn wir endlich mal wieder einen ganzen Tag in Florenz verbringen?«, fragte Romano auf dem Weg zum Auto.
    »Das wäre wundervoll.« Sie hängte sich schwer in seinen Arm und lehnte ihr Gesicht an seine Schulter.
    »Nächsten Dienstag? Was meinst du?« Dienstag war Ruhetag in der Trattoria und so ziemlich die einzige Möglichkeit, mal einen ganzen Tag freimachen zu können.
    »Kann ich dir noch nicht sagen, ich muss erst mit Antonio sprechen.«
    Romano zuckte zusammen, aber er nickte und lächelte.
    Zum Mittagessen machte Romano eine herrliche Lasagne mit Pilzen. Edi aß wie immer mit großem Appetit, er war ungewöhnlich gut gelaunt. Er summte selbst beim Essen vor sich hin und zwinkerte seiner Mutter mehrmals zu, indem er das rechte Auge zusammenkniff und die gesamte rechte Gesichtshälfte zu einer Grimasse verzog. Sarah musste jedesmal lachen, und Edi hörte gar nicht mehr auf zu zwinkern.
    »Was hältst du von einem kurzen Mittagsschlaf?«, fragte Romano nach dem Essen.
    »Wunderbar. Das ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    Edi zog sich in seinen Verschlag zurück, und Romano und Sarah gingen Hand in Hand ins Schlafzimmer.
    Sarah schlüpfte in Unterwäsche unter die Bettdecke, aber Romano schlug die Decke zurück und begann langsam, sie auszuziehen. Sarah schloss die Augen.
    »Eins musst du wissen, Romano Simonetti«, sagte sie leise, »ich habe dich noch nie betrogen. Wenn ich mit Antonio
zusammen bin, denke ich an ihn, und wenn ich mit dir zusammen bin, denke ich nur an dich. So wie jetzt.«
    Romano wurde übel, aber dann unterdrückte er den Impuls, aufzustehen und zu gehen. Er küsste sie auf den Mund, damit sie nichts mehr sagte. Als es ihm schließlich gelang, alles zu vergessen, was ihn seit Wochen belastete, liebte er sie so leidenschaftlich, als wäre es das letzte Mal.
    Um fünfzehn Uhr dreißig tranken sie gemeinsam einen Kaffee, und danach begann Romano mit den Abendessenvorbereitungen in der Küche.
    Sarah erfrischte sich mit einer schnellen Dusche und machte sich fertig, um ins Casa della Strega zu fahren.
    »Bist du allein heute Nacht?«, fragte Romano zum Abschied.
    »Natürlich.« Sie küsste ihn auf den Mund und ging.
    Als er sie durch das Küchenfenster über die Terrasse gegen sah, winkte er ihr zu, und sie winkte zurück.
    Der Kies knirschte, als sie losfuhr.
    Romano verspürte eine heftige Sehnsucht nach ihr und den Drang, sie wieder zurückzuholen. Aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, hätte er an diesem Nachmittag alles darum gegeben, wenn sie bei ihm geblieben wäre.

74
    »Ich glaube, wir haben ein bisschen übertrieben«, sagte Anna, als sie zum dritten Mal an diesem Nachmittag aus dem Wasser kamen. Bestimmt anderthalb Stunden hatten sie mit Unterbrechung in den Wannen aus Sinterstein südlich von Saturnia gelegen und das siebenunddreißig Grad warme Quellwasser genossen. »Ich bin fix und fertig.«
    »Lass uns in Ruhe irgendwo was essen gehen«, meinte Elsa. »Dann geht’s uns besser. Ich kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal was gegessen habe.«
    So ließen Elsa und Anna sich ein einfaches aber vorzügliches Abendessen in einer kleinen Osteria schmecken, beendeten den Abend in einer Bar und fuhren dann zurück in ihr kleines Hotelzimmer in Semproniano.
    Es dauerte keine fünf Minuten, da war Anna fest eingeschlafen und schnarchte leise. Elsa konnte nicht schlafen. Sie lag

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