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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Bracciolini«, sagte er. »Gleich hinter dem Kreisverkehr links, da wo es abgeht nach Loro Ciufenna, das beigefarbene Haus mit der gelben Markise.«

    »Alles klar«, meinte sie und startete den Motor.
    Erst hinter Capannole wagte er, die einzige Frage zu stellen, die ihm auf der Seele brannte: »Sehe ich dich wieder?«
    »Vielleicht«, meinte sie lächelnd. »Gib mir deine Telefonnummer. Dann rufe ich dich an.« Sie reichte ihm einen kleinen Block, der mit Hilfe eines Magneten am Armaturenbrett klebte.
    »Mittwochs bin ich eigentlich immer beim Fußball«, bemerkte er, während er schrieb, und hörte selber, wie kläglich seine Stimme klang.
    »Mach dir keine Sorgen. Wenn ich will, finde ich dich überall.«
    »Wie heißt du?«
    »Maria«, sagte sie. »Aber das ist nicht wichtig. Du kannst es getrost wieder vergessen.«
    Eine Viertelstunde später setzte sie ihn zu Hause ab. Nicht direkt vor der Tür, aber nah genug, dass sie sehen konnte, in welchem Haus er verschwand.
    Dann brauste sie nach Montevarchi. Sie hatte nicht mehr viel Zeit, in zwanzig Minuten würde die Druckerei schließen, und sie musste unbedingt noch die Tischkarten für ihre Hochzeit abholen, die am kommenden Wochenende stattfinden sollte.
    Ich heirate, dachte sie und wurde fast verrückt vor Freude. Ich heirate Romano, den Mann, den ich liebe. Endlich.

45
    Das Besondere waren die Gerüche, die in diesen Tagen das Haus durchzogen. Rosmarin, Salbei und Lavendel, aber auch Zimt, Vanille und der stockig süße Geruch von Marzipan. Sarah hatte immer gedacht, dass kein Mensch Marzipan riechen könne. Aber das stimmte nicht.
    Teresa war in ihrem Element. Mit drei Frauen, die ihr halfen, hatte sie das Kommando über die Vorbereitung des kleinen Imbisses nach der Trauung, des pompösen Hochzeitsmenüs am Abend und der winzigen Leckereien um Mitternacht oder am frühen Morgen, wenn die vom Alkohol aufgeweichten Mägen nach Saurem und Salzigem verlangten.
    Am Freitag wurden im Garten und auf der Wiese vor dem Haus Tische, Bänke und Zelte aufgebaut, Lichtleitungen verlegt, Lautsprecher installiert, Fackeln gesteckt, Papiertischdecken festgetackert, Bestecke und Servietten ausgelegt, Tischschmuck und Kerzen verteilt und an strategisch günstigen Punkten Buffettische aufgestellt. Eine Band aus Ambra baute ihre Instrumente auf und machte den Soundcheck.
    Edi pflückte seit Tagen Blumen, denen er – zu Hause angekommen – die Köpfe abriss. »Klipp – Klapp – Kopf – ab«, brabbelte er den ganzen Tag vor sich hin.

    Sarah lag auf ihrem Bett mit einem kühlen, nassen Handtuch auf dem Gesicht. Sie hatte das Gefühl, als zöge sich ihr Gehirn im Inneren ihres Kopfes immer enger zusammen, ohne sich wieder entspannen zu können. Der ungewöhnlich starke, stechende Schmerz machte ihr Angst. Das ist die Strafe, dachte sie.
    »Soll ich die Dottoressa rufen?«, fragte Romano, als er ins Zimmer kam.
    Sarah nickte.
    Er setzte sich eine Minute zu ihr und nahm ihre Hand. »Dein Kleid ist gekommen. Du sollst es noch einmal anprobieren, hat Isabella gesagt. Ob die Änderungen jetzt alle okay sind.«
    »Ich kann nicht. Ich kann mich nicht bewegen, Romano. Mein Kopf platzt.«
    Romano ging hinaus, hielt das Handtuch unter kaltes Wasser und legte es ihr, nun kühler und frischer, wieder auf die Stirn.
    »Die Dottoressa kommt bald«, flüsterte er. »Mach dir keine Sorgen, Liebes, bald geht’s dir besser.«
    Schade, dachte sie, als Romano den Raum verlassen hatte. Ich hätte ihn wirklich gern geheiratet. Wie soll ich ihm denn sonst zeigen, dass ich ihn liebe.
    »Es ist ein extrem heftiger Migräneanfall«, meinte die Dottoressa. »Ich kann nur ihre Schmerzen ein wenig betäuben, und dann müssen wir hoffen, dass bis morgen Früh der Anfall vorüber ist.«
    »Und wenn nicht?« Romano brach der Schweiß aus.
    »Dann müssen Sie die Hochzeit verschieben. So kann sie nicht aufstehen. Sie würde sich auch pausenlos übergeben.«

    Romano sank auf einen Stuhl. »Das darf nicht wahr sein«, murmelte er, »wir bereiten uns seit Monaten nur auf diesen Tag vor – und dann so was …«
    Die Dottoressa nickte, weil ihr Romano leid tat. Sie gab Sarah eine Spritze, ohne dass diese davon etwas zu merken schien. Sie zuckte nicht einmal.
    »Der Schmerz ist so stark, dass er das Bewusstsein teilweise überlagert. Sie bekommt im Moment kaum etwas mit.«
    »Ist sie ohnmächtig?«
    »Nicht direkt. Mit Gewalt könnte man sie wecken. Sie schläft jetzt nur sehr, sehr tief.«
    »Wenn es ihr

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