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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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die Arme weit ausgebreitet. Für ihn.
    Er warf sich auf sie, obwohl er wusste, dass diese schützende Geste vergeblich war.
    Als das Schwarze Feuer über sie hinwegfegte, raunte er ihr zu: »Ich liebe dich so sehr, wie ich dich hasse. Ich werde dich auf ewig verfolgen, Isabeau de Cahors. Und ich -«
    Jemand tippte Holly von hinten auf die Schulter. Sie fuhr erschrocken zusammen und wandte den Kopf.
    Der Flur war weg. Sie war immer noch Holly, aber sie stand irgendwo anders, an einem Ort voller Rauch und Hitze.
    Der Mond schien auf sie herab, und sie hob den Kopf und blickte zu ihm empor.
    Eine Stimme in ihrem Kopf sagte: Metmond. Das Massaker auf Schloss Deveraux fand am Metmond statt.
    So viel Zeit bleibt dir noch, bis alles verloren ist.

Zehn
    Hasenmond
    Wir heiraten Frauen, die uns belieben
    Und pflanzen den Samen in ihren Schoß
    Und haben sie Söhne für uns geboren
    So lassen wir sie in Fetzen reißen
    Willkommen, Göttin, erfüllt unser Leben
    Mit Eurem gleißenden, heilenden Licht
    Wie Trauben so reif sind unsere Leiber
    So lasst uns göttliche Töchter gebären
    »Komm schon«, sagte Amanda. Sie probierten gerade in ihrem Zimmer Kostüme an. »Erzähl mir nicht so was, Holly. Du hast gesagt, dass du mitkommst.«
    Statt ihr zu antworten, starrte Holly stirnrunzelnd in den Spiegel. Sie sollte sich entspannen? Bei allem, was gerade lief? Manchmal glaubte sie, dass sie nie wieder entspannt sein würde. Dazu gab es jetzt zu viel Angst in ihrem Leben, zu viele Albträume und Schatten. Aber trotzdem ... heute war Halloween, und so sehr ihr der kitschige Kommerz rund um dieses Fest manchmal auf die Nerven ging, musste Holly doch zugeben, dass sie diese Jahreszeit liebte. Die war in Seattle natürlich um einiges nasser, und in diesem Klima würde sie ihre Haare sowieso nie unter Kontrolle bringen ...
    Sie drehte sich zu Amanda um. »Wie findest du mein Kostüm?«
    Amanda, die sich für einen sehr schicken Hexenlook ganz in Schwarz entschieden hatte, musterte sie prüfend. »Gut«, sagte sie nickend. »Und deine Haare sind – pff - auf jeden Fall mal was anderes. Was genau stellst du eigentlich dar?«
    »Medusa. Siehst du?« Holly deutete auf die silbernen Bänder, die sie um schwere Strähnen ihres Haars gewunden hatte. Fast zwei Dutzend solcher Stränge wogten mit jeder ihrer Bewegungen. »Jetzt sag bloß, die sehen nicht wie Schlangen aus.«
    Amanda lachte. »Du siehst aus, als wärst du aus der Monster AG entlaufen. Und das silberne Make-up finde ich toll«, fügte sie hinzu, als sie neben Holly trat. »Ganz Drew Barrymore in Auf immer und ewig.«
    Holly lächelte. »Danke. Das höre ich doch gern.« Sie warf einen letzten, kritischen Blick in den Spiegel und strich eine Falte in dem langen, toga-ähnlichen Gewand glatt - auch ihr Kleid war silbrig und glänzend, aber im Grunde nicht viel mehr als ein Gürtel aus silberner Kordel und mehrere Bahnen zusammengebundener Stoff, den sie bei der Jagd nach einem Kostüm entdeckt hatte. Trotzdem fügte sich das alles zu einem hübschen Effekt zusammen.
    »Wir geben ein spektakuläres Paar ab«, bemerkte Amanda. Sie sah gefährlich und unschuldsvoll zugleich aus, mit ihrer sommersprossigen Haut und den hellbraunen Augen. Ihr hellbraunes Haar war straff zurückgebürstet und mit einer schwarzen Satinrose festgesteckt. »Medusa und, hm, wie wäre es mit... Elvira?«
    Holly kicherte. »Wo wir gerade von Sex-Appeal sprechen, möchtest du dir vielleicht ein paar Socken leihen, die du da reinstopfen kannst?«
    Amanda schlug nach ihr. »Gehen wir. Tommys Partys sind lustig, aber er kauft nie genug zu essen. Wir sollten lieber früh da sein.«
    Tommy Nagais Haus war die perfekte Kulisse für eine Halloween-Party. Es war eine viktorianische Villa, mächtiger als das Zuhause der Cathers, und hatte dennoch etwas von einem Lebkuchenhaus. Alt und imposant ragte es an der Ecke zweier Querstraßen in einem altehrwürdigen Viertel nah am Wasser über seinen Nachbarn auf. Es hatte etwas von einer geschminkten älteren Dame, vorwiegend in düsterem, grünlichem Grau, mit gedämpftem Violett abgesetzt. Dunkleres graues Holz umrahmte die Fenster und Türen, und das ganze Gebäude stand leicht erhöht. Der abschüssige Garten vor und neben dem Haus war mit schweren Steinbrocken zu kleinen Terrassen gestaltet.
    Holly starrte zu dem Haus hinauf und blieb zögernd ein wenig hinter Amanda zurück. Sie dachte, dass dies wohl das Vorbild für das klassische, von nächtlichen Blitzen umzuckte

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