Hexenkuss
nahen Port Angelus unter.
Weihnachten kam und ging. Onkel Richard war kaum anwesend - wie während der schwierigen Zeiten seiner Ehe arbeitete er zu viel, um sich seinen Kindern und seinem Kummer zu entziehen. Holly konnte nur zusehen und dabei denken, dass sie eines Tages, wenn all das vorbei war, nach einer Art magischem Kräuterumschlag suchen würde, einem Heilmittel für das geschundene Herz des armen Mannes.
Er konnte sich über nichts freuen, etwa darüber, dass seine Zwillingstöchter und seine Nichte bald die Highschool abschließen würden. Er freute sich auch nicht auf Nicoles Debüt als Julia, das in zwei Wochen stattfinden würde. Er stand auf, war höflich, verschwand aus dem Haus, kam zurück, war höflich und verschwand dann in dem Zimmer, das er einst mit seiner Frau geteilt hatte.
Holly war klar, warum Nicole mit Magie nichts mehr zu tun haben wollte, obwohl Amanda ihr immer wieder zu erklären versuchte, dass ein bestimmter Zauber ihre Mutter getötet hatte. Und dass Michael Deveraux schon mehrfach versucht hatte, ihnen allen etwas anzutun.
Holly ging mit Nicole ins Half Caff - nur sie beide - und versuchte, mit ihr darüber zu reden.
»Hör zu, Holly, das alles hat erst angefangen, als du nach Seattle gekommen bist, klar?«, warf Nicole ihr an den Kopf. »Also warum gehst du nicht einfach zurück nach San Francisco?«
»Weil es damit nicht aufhören würde«, antwortete Holly und beugte sich über den Glastisch, damit Nicole sie bei dem allgemeinen Lärm verstehen konnte. »Jetzt weiß er Bescheid. Wir haben die Geschichte der Cahors und der Deveraux erfahren. Wir müssen davon ausgehen, dass er sie auch kennt. Wir sind Teil einer Blutfehde, die über Jahrhunderte zurückreicht. Und Isabeau zufolge werden sie uns am ersten Mai mit voller Wucht angreifen.«
Nicole verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: Ich will nur in meinem Stück mitspielen und ansonsten in Ruhe gelassen werden.«
»Das geht nicht. Sie werden keine von uns dreien in Ruhe lassen«, entgegnete Holly.
Nicole seufzte und schüttelte den Kopf. »Mich schon. Ich will damit nichts zu tun haben, Holly, und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Wenn die drei Mädchen, für die Richard nun verantwortlich war, versucht hätten, ihm von alledem zu erzählen, hätte er ihnen wahrscheinlich ohnehin nicht helfen können. Also schwiegen sie und hielten ihn aus allem heraus - in der Hoffnung, dass seine Unwissenheit ihm das Leben retten würde.
»Baby?«, fragte Kari, als sie ihre Wohnung betrat. »Wie war dein Tag?«
Jer blickte von dem brandneuen Athame auf, mit dem er eben fertig geworden war. Außerdem stellte er ein neues Grimoire zusammen - sein altes Zauberbuch lag im Haus seines Vaters.
Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, was heute Morgen passiert war: Er hatte das Haus verlassen, um joggen zu gehen, und ein großer schwarzer Vogel hatte über ihm am Himmel gekreist und sich dann kreischend in die Tiefe gestürzt, offenbar auf der Suche nach etwas. Jer nahm an, dass er dieses Etwas war.
Oder ob er ihr sagen sollte, was jede Nacht geschah, sobald sie schlief und er allmählich eindöste: Erst dachte er an Holly und sprach stumm einen Schutzzauber auf sie und ihre Familie, und dann begann der Albtraum. Es war immer derselbe, Nacht für Nacht - er hing kopfüber in der finsteren Kammer seines Vaters, und ein gewaltiger Raubvogel hackte ihm die Augen aus. Ein verwesender Leichnam beobachtete ihn aus einer Ecke des Raums, genoss seine Qualen und sprach in mittelalterlichem Französisch mit dem Bussard, der Fantasme hieß.
Wenn mein Vater mich zu fassen bekommt, wird er mich umbringen.
Mit der Hilfe seines winzigen Drei-Personen-Covens und unter der Anleitung von Kialishs Vater Dan hatte Jer Karis Haus mit zahlreichen Schutzzaubern und Bannen versehen. Es war vermutlich noch besser geschützt als das Haus der Deveraux in Lower Queen Anne. Doch nichts konnte Michael Deveraux von seinem Ziel abhalten, jedenfalls nicht lange.
Also hielt er sich möglichst bedeckt. Kialish und Eddie konnten sich freier bewegen, weil Michael gar nicht wusste, dass es sie gab. So erfuhr Jer von ihnen, wie es Holly und ihren Cousinen ging.
Ob die Mädchen wohl selbst Magie ausüben?, fragte er sich, als Kari ihm den Athame aus der Hand nahm und sich auf seinen Schoß setzte. Ich hoffe nur, dass Holly die Botschaften gehört hat, die ich ihr schicke...
In Träumen ...
Nachts flog Jer Deveraux zu Holly, und sie stiegen gemeinsam in den
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