Hexennacht
blieben
vor dem Bentley stehen.
Keuchend holte Arved sie ein. Erst einmal musste er Luft holen. Er
war ins Schwitzen geraten.
Magdalena schnappte ebenfalls nach Luft. »Was wollen
sie?«, fragte sie verwirrt.
»Offensichtlich Auto fahren«, gab Arved zurück und
kramte in den Taschen seiner Windjacke nach dem Schlüssel. Als
er ihn gefunden hatte, schloss er den Wagen auf. Lilith und
Salomé brauchten keine Sekunde, bis sie das Innere für
sich erobert hatten. Eine der Katzen – die wenigen silbernen
Härchen am Hals wiesen sie als Lilith aus – hüpfte auf
das Armaturenbrett und machte es sich dort bequem, während sich
die andere auf dem Rücksitz zusammenringelte. Arved bat
Magdalena einzusteigen.
Als sie neben ihm saß, fragte sie gereizt: »Und was
jetzt? Ich dachte, wir wollen diese Lydia suchen. Jürgen braucht
unsere Hilfe. Und da willst du mit dem Wagen in der Gegend
herumfahren?« Lilith fauchte sie an und sofort schwieg sie.
Arved startete den Bentley und fuhr los in Richtung Porta Nigra.
Er hatte keine Ahnung, was als Nächstes geschehen würde. Er
konnte sich nur noch den Ereignissen überlassen. Alles war zum
Labyrinth geworden, und doch fühlte er sich stärker, seit
er in dem seltsamen Haus in der Saarburger Straße… Nicht
denken, sagte Arved sich. Bloß nicht darüber
nachdenken.
Als er über die Balthasar-Neumann-Straße hinweggefahren
war, sträubten sich Liliths Nackenhaare. Sie fauchte ihn von
Armaturenbrett aus an und zeigte ihm ein bekralltes
Spreizpfötchen. Er wendete mitten auf der Straße;
schließlich war sonst kein weiterer Wagen zu sehen. Sie schien
zufrieden zu sein, als er in die Balthasar-Neumann-Straße
einbog.
»Offenbar wollen sie uns irgendwohin leiten«, sagte er.
Magdalena erwiderte nichts darauf. »Vielleicht suchen sie ihre
Herrin.«
Er hatte es irgendwie befürchtet, aber er hatte den Gedanken
weit von sich geschoben. Lilith rannte aufgeregt auf dem
Armaturenbrett entlang und machte ihm klar, dass er nach rechts in
die Palmatiusstraße einbiegen sollte. Und den Wagen in die
Garage seines eigenen Hauses setzen musste.
In die Garage von Lydia Vonneguts Haus. Als das Auto stand, sprang
Lilith über ihn und Magdalena hinweg und kratzte an der
Wagentür. Salomé tat es ihr gleich. Als Magdalena die
Tür öffnete, schossen die beiden Tiere zur Haustür und
schlugen mit aller Macht ihrer kleinen Pfoten dagegen.
»Sie wollen nur nach Hause«, meinte Magdalena
enttäuscht.
»Nein«, sagte Arved entschlossen. »Es scheint, als
hätten wir unser Ziel gefunden.« Doch in seiner Stimme lag
vibrierende Angst.
30. Kapitel
Mit bebenden Fingern schloss Arved die Haustür auf. Die
Katzen liefen sofort zur Kellertreppe. Arved öffnete ihnen auch
diese Tür. Sie huschten lautlos hinunter. Er schaltete das Licht
ein; eine kahle Glühbirne, die ihn an das Zimmerlabyrinth
erinnerte, flammte auf und beleuchtete die steile Treppe, die er noch
nicht oft hinuntergestiegen war. Vorsichtig drang er in die Tiefen
seines Hauses ein. Magdalena kam unmittelbar hinter ihm.
Sie betraten einen Vorraum, in dem die Katzen auf sie warteten.
Arved wusste, dass zur Linken der kleine Keller mit der Therme
für das warme Wasser lag. Genau in ihm verschwanden die beiden
nachtschwarzen Tiere. Arved schaltete auch hier das Licht ein; die
Schatten flohen hinter die Therme, die soeben klackend ansprang und
zischte und fauchte. Die Katzen huschten hinter sie. Erstaunt stellte
Arved fest, dass hinter der Therme eine niedrige Tür in der
unverputzten Wand steckte. An ihr kratzten die Katzen wie
verrückt und jaulten und miauten dabei. Die Tür war
verschlossen und Arved fand an seinem Bund keinen Schlüssel
dafür. In dem knappen Raum, der ihm zur Verfügung stand,
nahm er Anlauf und warf sich gegen die kaum mannshohe Tür.
Sie gab nicht nach. Mit schmerzender Schulter drehte er sich zu
Magdalena um und schaute sie fragend an. Die Katzen tobten und
schrien.
Magdalena trat wortlos an die Tür. Arved machte ihr Platz und
stellte sich neben den Heizkessel. Sie drückte sanft die Klinke
herunter; natürlich half es nichts. Dann hob sie die Tür
ein wenig an der Klinke an – und sie glitt leise nach innen.
Arved machte große Augen.
Magdalena lächelte ihn an. »Wir haben selbst eine solche
Tür«, sagte sie. »Sie ist ein wenig verzogen und man
könnte glauben, dass sie verriegelt ist; dabei muss man sie nur
in eine etwas andere Position bringen und sie lässt sich leicht
öffnen. Jürgen hat
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