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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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verführte ihn. Sie
zog ihre Bluse aus und hielt ihm ihre wunderschönen Brüste
entgegen. Er saugte an ihnen. Dann führte sie seine Hand unter
ihren Rock. Dabei blickte er in ihre schwarzen Augenhöhlen. Er
drängte sich stehend zwischen ihre Beine.
    Als sie sich beide verausgabt hatten, verzog sich ihr Mund
plötzlich zu einem stummen Schrei. Ihr Mund wurde immer
größer, größer als das Gesicht, schwärzer
als die Augenhöhlen, und darin sah er das wahre Gesicht der
Magdalena Meisen. Das Gesicht einer Gequälten, Verdammten,
Gefolterten, Hilfe Suchenden. Ganz leise hörte er ihre Stimme.
»Hilfe! Helfen Sie mir!« Die Gestalt vor ihm verwandelte
sich in eine gewaltige Eule und schwebte durch eine Öffnung in
der Decke des ehemaligen Wasserlaufs. Mit Traumschritten glitt Arved
mühelos in wenigen Sekunden nach Hause.
    Am nächsten Morgen erwachte er erschöpft und
gerädert, als hätte er gar nicht geschlafen. Er wusch sich
die Schrecken der Nacht vom Körper und ging nach unten in die
Küche. Er machte sich ein Brot, gab den Katzen Futter, die sich
gierig auf ihre Näpfe stürzten und ihn mit grünem
Blitzen anschauten, und als er in seine Schuhe schlüpfen wollte,
stellte er fest, dass sie über und über mir Schlamm und
Grashalmen bedeckt waren. Benommen trug er sie ins Badezimmer und
säuberte sie. Dann setzte er sich in das Wohnzimmer.
    Er betrachtete lange das wundervolle, aus vergoldetem Messing und
Silber geschmiedete Kopfreliquiar des heiligen Pamphilius, das
Magdalena so entsetzt hatte. Es bildete die ebenmäßigen
Züge eines überirdisch schönen Jünglings ab, in
dessen Stirn ein riesiger geschliffener Beryll eingesetzt war, hinter
dem sich ein großer Teil der Schädelplatte des Heiligen
befand. Ein Schatten legte sich über den Kopf. Eine der Katzen
war auf die Büste gesprungen und starrte ihn an. Im Schatten
unter ihr veränderte sich das Antlitz des heiligen Pamphilius.
Die ein wenig weibischen Züge wurden vollendet weiblich und der
Mund bewegte sich. Arved blieb beinahe das Herz stehen, doch er
konnte sich nicht widersetzen. Er musste aufstehen und das Ohr an den
sich bewegenden Mund halten.
    »Hilfe! Bring mich von hier fort! Rette uns! Nur
du…« Die Stimme war immer leiser geworden. Die Katze sprang
von dem Kopf herunter und nun war es wieder der des Heiligen.
    Arved wusste jetzt, was zu tun war. Es war wie eine Eingebung.
Alles, was in den letzten Tagen vorgefallen war, ließ keinen
anderen Schluss mehr zu.
    Er musste sich an einen Psychiater wenden.
    Seit seinen Studententagen hatte er Thomas Hieronimi nicht mehr
gesehen, aber manchmal hatten sie miteinander telefoniert. Arved
hatte seit etwa einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, doch er
wusste, dass Thomas die richtige Adresse für ihn war. Er hatte
zusammen mit Arved das Theologiestudium in Trier begonnen, war aber
früher als sein Studienkollege vom Glauben abgefallen und
Psychiater geworden. Er hatte seine Praxis in dem Eifelstädtchen
Daun eröffnet, wohnte aber in Manderscheid. Arved wollte nicht
zu ihm in die Praxis gehen; lieber machte er einen privaten Besuch.
Nach dem morgendlichen Breviergebet, das Arved in den letzten Tagen
vernachlässigt hatte und das er unsinnigerweise immer noch als
Pflicht empfand, machte er sich auf den Weg. Heute war Samstag; die
Chance, Thomas in seinem Haus anzutreffen, war relativ groß,
denn Arved wusste, dass sein alter Freund zumindest früher an
Samstagen auszuschlafen und danach zusammen mit seiner Frau ein
großes Essen zu kochen pflegte; es war das samstägliche
Ritual. Hoffentlich war es noch so.
    Also fuhr er wieder in die Eifel hinein. Es war zunächst
derselbe Weg wie in der Walpurgisnacht, doch er verließ die
Autobahn nicht bei Wittlich, sondern erst bei der
übernächsten Abfahrt. Die Straße führte
über den geschlossenen Bahnhof Manderscheid-Pantenburg, dann
hinunter in das enge Tal der Lieser, vorbei an der mächtigen
Niederburg, deren Ruinen sich den Fels hochzogen und wie steingewebte
Spitze wirkten, und auf der anderen Seite des Flusses wieder hoch,
nach Manderscheid hinein. Thomas Hieronimis Haus lag in einer
Straße, die »In den Wiesen« hieß und
tatsächlich noch mehr Wiesen und alte Obstbäume als
Häuser hatte. Arved parkte den großen Bentley vor der
Einfahrt zur angebauten Garage des modernen, schlichten
Einfamilienhauses und kletterte wie ein alter Mann aus dem Wagen. Er
hielt sich an dem hohen Dach fest und atmete durch. Kühle Luft
umschmeichelte ihn, klärte Kopf

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