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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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sein.
Schade, denn diese Leute sind diejenigen, die Ihnen am besten helfen
könnten.«
    Arved schaute sie erstaunt an.
    »Nun ja«, fuhr die Antiquarin fort, »Sie, Herr
Winter, haben nicht genug an den Erfolg Ihres Unternehmens geglaubt.
Das war Ihr Fehler.«
    »Sie haben doch selbst gesagt, dass dieser ganze Okkultismus
Spinnerei ist«, verteidigte sich Arved.
    »Das stimmt nicht ganz. Es gibt so viele spirituelle
Wirklichkeiten, wie es Menschen gibt. Was für den einen
Hokuspokus ist, ist für den anderen eine tiefe Weisheit, die
sein Leben verändern kann. Wichtig ist nur, das für sich zu
finden, an das man glauben kann, sei es positiv oder negativ. Diese
Satanisten haben es offenbar gefunden, wenn man Lang-Weges Bericht
Glauben schenken kann. Sie haben etwas erschaffen, das zumindest
für sie eine wie auch immer geartete Wirklichkeit errungen hat.
Und genau durch diese Wirklichkeit ist das Leben des Ehepaars Meisen
zerstört worden. Wenn ich Ihnen etwas raten darf, dann das:
Versuchen Sie Kontakt zu dieser Gruppe aufzunehmen und lassen Sie
sich das Tor von ihnen öffnen – falls Ihrer Meinung nach
noch genug Zeit dazu verbleibt.«
    Arved schaute Lioba Heiligmann eingehend an. »Meinen Sie das
ernst?«, fragte er offen.
    Sie kratzte sich am Knie, was den flüchtigen Eindruck
eleganter Weiblichkeit nachhaltig störte. »Durchaus.
Offenbar gibt es für Sie keinen anderen Weg, sich von Ihren
Höllenvisionen zu befreien. Jemand muss Ihnen dabei helfen.
Jemand, für den dieselbe spirituelle Wirklichkeit gilt wie
für Sie.«
    »Für mich gilt nicht…«, wehrte sich Arved,
doch Lioba Heiligmann unterbrach ihn rasch.
    »Doch. Ob Sie wollen oder nicht, Sie befinden sich immer noch
im Dunstkreis Ihres Glaubens. Ich meine das keineswegs abwertend.
Für Sie gibt es daher nur den Weg durch diesen Glauben hindurch
– den Weg in die Hölle. Sie befänden sich nicht mehr
im gedanklichen Umkreis dieser Glaubensartikel, wenn Sie sie ganz
verworfen hätten. Schließlich drehen sich Ihre Phantasien
und Visionen nicht um die Scheol des jüdischen Glaubens oder das
Nirwana der Buddhisten, sondern um die Hölle christlicher
Prägung. Also können Sie auch nur in diese Hölle
eintreten – ob subjektiv oder objektiv, spielt dabei keine Rolle
–, um eine Seele zu retten. Oder zwei, wenn Sie den Mann
mitrechnen, auf den es Ihnen nicht so sehr anzukommen
scheint.«
    Arved schluckte. Das waren harte Worte, doch er musste sich
eingestehen, dass sie stimmten. Es ging ihm um Magdalena. Nur um sie.
Nicht gerade christlich. Aber sie und nicht ihr Mann war es gewesen,
die sich in seinen Visionen an ihn gewandt hatte. Visionen? Oder
Wirklichkeit? Was war Wirklichkeit? Er hatte nie für
möglich gehalten, dass die Wirklichkeit rein subjektiv war. Es
gab so viele Wirklichkeiten wie Menschen; da hatte Frau Heiligmann
wohl Recht. Eine seltsame Vorstellung, denn gleichzeitig bedeutete
das, dass für jeden Menschen seine eigene Wirklichkeit eine
unüberwindliche Mauer war, die ihn von den anderen trennte.
Arved fühlte sich, als sei die Welt, die früher für
ihn ein eng umgrenzter, klarer Ort gewesen war, plötzlich so
weit geworden, dass er sich nirgendwo mehr festhalten konnte. Ihm
wurde schwindlig. Wenn er nicht in dem Ledersessel gesessen
hätte, wäre er umgefallen. Er klammerte sich an die Lehnen
und atmete schwer. »Was soll ich tun?«, fragte er.
    »Ich kenne Magie und Zauberei in ihrer theoretischen
Ausformung«, sagte Lioba Heiligmann. »Aber ich habe
keinerlei praktische Erfahrung. Am besten wenden Sie sich an den
Verfasser dieses Buches. Ich kenne Achim Lang-Wege noch aus
Köln. Er ist ein sehr guter Journalist und jemand, der das Herz
auf dem rechten Fleck trägt. Außerdem hat er intime
Kenntnisse von der Satanisten-Szene, ohne selbst auch nur im
Entferntesten dazuzugehören. Er ist der Richtige für Sie
– jedenfalls wenn es darum geht, Kontakt zu den Leuten
herzustellen, die Sie brauchen. Warten Sie, ich habe irgendwo seine
Karte.« Sie sprang auf, was mit gehörigem Poltern ihrer
Wanderstiefel einherging, und kramte in einer Schublade unter einer
der Vitrinen herum.
    Arved sah einen ungeordneten Wust von Zetteln und Stiften darin.
Rasch hatte sie eine kleine weiße Visitenkarte herausgefischt
und drückte sie Arved in die Hand. Sie zog ihre Hand erst
zurück, als Arved aufstand. Sie sahen sich an. Ihr Blick
verwirrte Arved.
    »Passen Sie auf sich auf, Arved Winter«, sagte sie
sanft. »Sie bewegen sich in sehr

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