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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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war die Beschreibung einer Kontaktaufnahme
mit den Toten durch die Hilfe der Dämonen. Man hätte es als
wirres Zeug abtun können, doch dem Text haftete die Aura des
wirklich Geschehenen, des Authentischen an. In groben Zügen
wurde sogar eine solche Beschwörung mitgeteilt, ohne hingegen
Einzelheiten zu verraten. Es war in Grundzügen die
Beschwörung, die auch im Grimorium Nigrum beschrieben
wurde. Es fand sich jedoch eine interessante Bemerkung in dem
Pamphlet. Der Verfasser behauptete, nicht alle Geheimnisse seien dem
Druck anvertraut worden, weswegen gedruckte Zauberbücher immer
fehlerhaft seien und selten die gewünschten Resultate
brächten. Besser sei es, auf die Aufzeichnungen von Hexen und
Zauberern zurückzugreifen. So sei das oben erwähnte Ritual
zwar sehr mächtig, führe aber nicht zu den letzten
Offenbarungen.
    Was mochten diese Teufelsanbeter beabsichtigen? Was hatten sie in
jener Nacht zu beschwören versucht, als die Meisens ihr Ritual
gestört hatten? Was immer es sein mochte, möglicherweise
hatte Arved den Schlüssel dazu in der Hand. Auch bei ihm hatte
es nicht funktioniert, was Lioba Heiligmann auf seinen mangelnden
Glauben geschoben hatte. Das hieß, dass sein Buch in den
richtigen Händen – oder waren es gerade die falschen
Hände? – möglicherweise ganz andere Resultate
zeitigte.
    Damit besaß er eine Eintrittskarte zu diesem Zirkel! Wenn er
ihnen das Originalbuch der Ludwiga Bohnum anbot, würden sie ihn
nicht abweisen können. Nun musste er nur noch Kontakt mit ihnen
aufnehmen.
    Nirgendwo fand sich ein konkreter Hinweis auf den Verfasser oder
ein Impressum. Das Heft war in irgendeinem Copy-Shop billigst
hergestellt worden; hier würde sich nichts zurückverfolgen
lassen. Hoffentlich fand Jochen Martin in Köln etwas heraus.
    »Halte durch, Magdalena«, flüsterte er immer
wieder. »Ich werde es schaffen. Halte durch. Es dauert nicht
mehr lange.« Es war wie eine Beschwörung – eine
Beschwörung seiner selbst.
    In der folgenden Nacht träumte er nicht von Magdalena. Der
Tag verging unendlich zäh. Arved hörte ein wenig Musik,
holte sich zum Mittag im Lebensmittelladen Ewerhart eine
Frikadelle und ein Brötchen und brühte sich dazu einen
Kaffee. Danach spielte er ein wenig mit Lilith und Salomé, die
immer zutraulicher wurden. Manchmal jedoch hielten sie abrupt inne,
liefen in eine Ecke des Zimmers oder zum Fenster und miauten
kläglich. Bestimmt vermissten sie noch ihre Herrin. Sie taten
Arved Leid. Inzwischen hatte er sich ein wenig an sie gewöhnt
und stellte dankbar fest, dass es zwei sehr friedfertige Tiere waren,
die ihn nie anfauchten oder gar kratzten, auch wenn er einmal eine
Ungeschicklichkeit beging.
    »Ich mache weiter«, sagte er zu niemand besonderem. Die
beiden Katzen saßen neben ihm und schauten ihn mit ihren
grünen Augen an. Sie bewegten leicht die Köpfe, als ob sie
ihm zunickten.
    Eine weitere ruhige Nacht. Jeder erholsame Schlaf brachte ihn
weiter weg von den seltsamen Erlebnissen und ließ sie zu
unwirklicher Vergangenheit gerinnen. Er zog sich an, fieberte den
Informationen des Journalisten entgegen und fragte sich gleichzeitig,
ob er sie überhaupt noch benötige.
    »Ja«, sagte einer der Katzen, die sich hinter ihm ins
Badezimmer geschlichen hatte. Arved wirbelte herum.
    Die Katze schaute ihn mit Magdalenas Augen an. Sie blinzelte kurz
und war wieder draußen im Flur verschwunden.
    Ja.
    Es war die einzige Möglichkeit, sich selbst zu beweisen, dass
er nicht geisteskrank war. Geisteskrank… eine solche Krankheit
lag nicht in seiner Familie. Weder seine Eltern, die schon seit
vielen Jahren tot waren, noch deren Eltern oder Geschwister hatten
psychische Auffälligkeiten gezeigt. Bis auf einen Onkel
Arveds… doch das war ein ganz anderer Fall gewesen. Er putzte
sich die Zähne, rasierte sich und ging hinunter in die
große, dunkle Diele.
    In allen Schatten schien es zu wispern. Heute war ein dunkler Tag
voller Regen und schwarzer Wolken. Eine der Katzen kratzte an der
Eingangstür. Es musste Lilith sein; er erkannte sie daran, dass
sie drei oder vier winzige silberne Härchen am Hals hatte,
wohingegen Salomé in der Tat völlig schwarz war.
    »Willst du hinaus?«, fragte er sie. Das Tier drehte den
Kopf und schaute ihn an. Es sah so aus, als nicke es, aber vielleicht
hatte es nur nach einer Fliege geschnappt. »Es geht nicht«,
sagte Arved und bemühte sich, seine Stimme bedauernd klingen zu
lassen. »Du würdest auf Nimmerwiedersehen verschwinden und
ich

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