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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Ihre Haarklemme mitnehmen.«
    Wieder kam keine Antwort. Nur das Atmen des Mädchens war zu hören.
    »Eine Klemme mit einer rosa Tulpe. Die ist doch von Ihnen?«
    »Ja«, und nach einer Pause, »es tut mir leid.«
    »Was nützt das schon. Also bis gleich.« Der Schmerz kam zurück, sie humpelte zu der Couch und legte die Beine wieder hoch. Eigentlich müßte sie anders empfinden. Wut und Haß, etwas in der Richtung. Aber bei diesem Mädchen fiel ihr das schwer, bei Ramona war es etwas anderes, die könnte sie kaltlächelnd umbringen.
     
    »Hallo.«
    »Hallo«, antwortete Anna. Till haßte dieses »Hallo«, ob das Mädchen das wußte? Gelegentlich begrüßte Marie ihren Schwager mit einem »Hallo!«. Till regte sich darüber auf. »Eine Unart, kann deine Schwester nicht wie jeder vernünftige Mensch ‹Guten Tag!› sagen?«
    Das Mädchen strich sich ihre Ponyfransen aus der Stirn. In der Diele war es dämmrig, weil Anna die Deckenschale nicht aufgeschraubt bekam, um die Glühlampe auszuwechseln. Sonst erledigte Till so etwas. »Es ist schlimm«, sagte das Mädchen.
    Anna war sich nicht sicher, ob ihre aufgestoßenen Knie gemeint waren oder die Sache mit Till. Sie sah an sich hinab. Gut, daß sie ihr neues Longshirt übergezogen hatte. Eigentlich war es zu schade, um damit zu Hause herumzugammeln, Anna hatte es auch nur genommen, weil es vornean in ihrem Schrank gelegen hatte und das Knie frei ließ. Das Hemd war auf beiden Seiten hoch geschlitzt und zeigte viel von Annas langen Beinen. Sie wußte, daß ihre Beine ein Pluspunkt waren, auch verschrammt und mit Blutkrusten.
    »Kommen Sie durch«, sagte Anna, »das Licht hier ist kaputt.« Sie ging vor, im Wohnzimmer blieb sie stehen. Sollte sie der Geliebten ihres Mannes einen Platz anbieten? Der betrogenen Geliebten, das machte einen Unterschied. Sie setzte sich auf die Armlehne der Couch. »Bitte!«, sagte sie mit einer vagen Armbewegung, sie hätte liebend gern wieder die Beine hochgelegt, doch das erschien ihr zu familiär.
    Das Mädchen blieb stehen. Sie suckelte an einer Haarsträhne, rechts vom Scheitel fielen ihr die Haare ins Gesicht, links wurden sie von der Klemme mit der Plastiktulpe zurückgehalten.
    Anna zeigte auf die Haarspange. »Gehen Sie ruhig hoch und holen sich die andere«, sagte sie. »Sie kennen ja den Weg zu seinem Zimmer.«
    Das Mädchen nickte. Sie ging auf die Treppe zu und blieb wieder stehen, drehte sich zu Anna um. »Soll ich wirklich?«
    »Warum nicht.« Albern, sie hatte es hier in diesem Haus mit Till getrieben und genierte sich nun, allein zu den Schlafzimmern hochzugehen.
    »Okay.« Jetzt ging sie wirklich. Sie trug einen Minirock und darunter schwarze Strumpfhosen, obwohl der Rock superkurz war, sah es kein bißchen keß aus. Wie sie die Stufen hochstakste, hatte es eher etwas Unbeholfenes. Fohlengang, dachte Anna und sah auf ihre eigenen Beine, die schlank und doch weiblich geformt waren. Sie hätte in diesem Lendenschurz eine andere Botschaft rübergebracht.
    »Mein Gott!« Das Mädchen kam zurück, in der einen Hand die zweite Tulpen-Haarklemme und in der anderen eine von Tills Unterhosen. »Waren Sie das?«
    Anna hatte nicht mehr an die drei Unterhosen mit den Mini-Tulpen-Löchern gedacht. Natürlich wußte sie, daß die dort oben bei dem anderen Gerümpel vor Tills verschlossener Tür lagen, sie hatte sie schließlich selbst dort hingeräumt. Eigentlich war auch klar, daß Andrea sie sehen würde. Aber sie hatte das Mädchen nicht absichtlich dorthin gelotst, nicht direkt jedenfalls.
    »Ja«, antwortete Anna. »Passend, nicht wahr?«
    »Sie sind cool. Ganz anders.«
    »Anders als was?«
    »Anders als Till Sie beschrieben hat.«
    »Meine Frau versteht mich nicht! So?«
    »So ähnlich.«
    »Die Story hat einen Bart. Auf so was fallen Sie rein?«
    »Die Tulpenlöcher in seinen Unterhosen sind jedenfalls cool.«
    »Ja«, sagte Anna, »finde ich auch.« Seltsam, sich so gegenüberzustehen und anzusehen und einvernehmlich zu den Tulpen-Löchern in seinen Unterhosen zu nicken, zwei Frauen, die beide den Inhalt dieser Hosen kannten, prall und schlaff, die Löcher waren auf die schlaffe Variante zugeschnitten, und der Blütenkopf zeigte nach unten.
    »So«, sagte das Mädchen und knickte den Zeigefinger ab. Sie war nicht blöde, es stand ihr, wenn sie aus der Schulmädchenrolle schlüpfte.
    »So«, bestätigte Anna und ließ die ganze Hand abklappen. Das Lachen war nicht gewollt, sie war sich nicht einmal sicher, wer von ihnen beiden

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