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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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rief keine Abscheu in ihm hervor. Nein, es gefiel ihm sogar, ihre Hand zu halten. Nach einer Weile kam er auf die Beine, hob Ylva hoch und kletterte mit ihr zurück in die Wohnung. Von Roland keine Spur. Vermutlich musste der Junge selbst seine Wunden lecken. Das Mobiliar war zertrümmert, also legte Conrad Ylva auf den Boden und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Gedankenverloren strich er ihr durch das Haar, während er sich mit dem Rücken an die Wand lehnte.
    Was auch immer mit ihm geschah, geschah ihretwegen, erinnerte er sich. Und es war gut so. Der andere Conrad, den er gekannt hatte, durfte gern verschwinden.

Kapitel 12
    V erborgen im Schatten eines Hauseingangs beobachtete Stella, wie sich die Anhänger des Messias auf dem Alsterdorfer Markt versammelten. Menschenbrut wie Untote - sie alle waren dem Ruf gefolgt und hierhergekommen, jeder aus seinen eigenen Gründen. Die Uneingeweihten blieben zu dieser späten Stunde und bei dem Wetter dem Platz weitgehend fern, nachdem die unzähligen Geschäfte, die sich in den Gebäuden ringsherum aneinanderdrängten, geschlossen hatten.
    Doch nicht einmal der Regen, der wie eine Sintflut über Hamburg hereingebrochen war, konnte die Versammelten davonjagen. Stella grinste höhnisch. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf warb gern für das - besonders in der Zeitwahrnehmung der Untoten - relativ neu errichtete Zentrum des Stadtteils mit dem Slogan »Ein Ort für Begegnungen«. Openair-Kino und Live-Konzerte, Weinfest und Kartoffelschmaus - das alles hatte der Markt bereits erlebt. Ein Zusammentreffen von Untoten war allerdings auch für dieses gastfreundliche Fleckchen eine Premiere.
    Regenbäche rannen über die bleichen Gesichter. Die Gullis schluckten nur mit Mühe die Wasserströme, die
den Dreck der Stadt von den Straßen spülten. Viele waren gekommen, mehr, als Stella angenommen hatte. Die Nachzehrer hofften auf Erlösung, auf ein Ziel im Leben . Was zählten schon im Vergleich dazu die Unannehmlichkeiten des Unwetters? Und Stella hätte sich ihnen ohne lange nachzudenken angeschlossen, wäre in ihre Reihen getreten, doch es widerte sie an, Schulter an Schulter mit dem Menschenabschaum zu stehen. Was diese Narren hier zu suchen hatten, das konnte sie sich denken. Natürlich strebten sie nach Macht, träumten von der glorreichen Zukunft, die der Messias in ihrer Vorstellung so lebendig auferstehen ließ. Stella konnte auch durchaus nachvollziehen, warum der Erlöser sich mit diesem Pöbel umgab. Selbst wenn alle Nachzehrer in Hamburg und weit über seine Grenzen hinaus sich dem Messias angeschlossen hätten, wären es zu wenige, um die Massen kontrollieren zu können. Dennoch sah Stella nicht ein, weswegen sie dieses Gesocks als gleichwertig betrachten sollte. Die Dummköpfe gingen ihnen bloß zur Hand, und wenn es notwendig war, dienten sie als schneller Imbiss.
    Sie beschloss, nicht weiter darüber zu grübeln. Die Wege des Messias waren unergründlich, sie sollte seiner unendlichen Weisheit und Güte vertrauen.
    Jetzt im Herbst kam die Dämmerung früh und nährte Stella mit Kraft, die die Sonne ihr normalerweise entzog. Der wolkenverhangene Himmel schwächte die UV-Strahlen ab. In den dunklen Monaten brauchte Stella keine Blasen mehr auf ihrer Haut zu befürchten, die ihr
Äußeres entstellten. Das hob ihre Stimmung so ungemein, dass sie sich nur noch mit Mühe am Riemen reißen konnte, um nicht etwas Verrücktes anzustellen und ihren angestauten Empfindungen zu einem Ausbruch zu verhelfen. So wippte sie auf den Zehenspitzen und beobachtete die Umgebung, in der Hoffnung, bald Verwendung für ihren Tatendrang zu finden. Vergebens.
    Die wenigen Passanten, die sich doch noch zufällig zur Versammlungsstelle verirrt hatten, suchten schnell das Weite, in der festen Überzeugung, die Jugendbanden würden hier gleich ihre Meinungsverschiedenheiten austragen. Zwischen die Fronten wollte keiner geraten, zumal in diesem Fall höchstwahrscheinlich nicht einmal die Polizei helfen würde. Denn sobald die Gangmitglieder aufeinander losgingen, machten sie auch vor den Gesetzeshütern nicht Halt und schlugen, stachen oder schossen manchmal sogar auf alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Das wusste jeder. Auch wenn Alsterdorf nicht zu den ganz berüchtigten Gegenden zählte.
    Von ihrem Versteck im Hauseingang aus ließ Stella den Blick über die Versammelten schweifen. Die meisten von ihnen lebten noch. Die meisten von ihnen hatten noch nicht ihren zwanzigsten Geburtstag

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